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Brief von Fritz Thiele an den Oberstadtdirektor von Herford

Löhne-Bhf, 19. Mai 1949
Abschrift (PDF)
 

Vorbemerkung
Am 3.5.1949 wurde erstmals ein Heilverbot über Bruno Gröning verhängt: In einer schriftlichen Anordnung machte ihm der Oberstadtdirektor von Herford, Fritz Meister, einen Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz vom 17.2.1939 zum Vorwurf. In der Folge gingen vermehrt Protestschreiben von Bürgern bei den Kommunalbehörden ein.

Hinweis
Die Schreibweise wurde an die Richtlinien der aktuellen Rechtschreibung angepasst.

Einschreiben
Fritz Thiele
Steinbildhauer
Löhne-Bhf.
Königstrasse 39

Löhne-Bhf., den 19. Mai 1949

Dem Herrn Oberstadtdirektor
in Herford (Westf.)

Durch die hiesige Zeitung erfuhr ich von dem sogenannten Wunderdoktor Herrn Bruno Gröning, Herford. Ich fuhr darauf mit meinem Fahrstuhl am 16. d. M. zu ihm. Hatte auch das Glück, durch ein Fenster persönlich mit ihm zu sprechen. Er wies mich jedoch ab, weil ihm die Behandlungsmöglichkeit durch die Stadtverwaltung verboten ist, was mir, so wie jedem Kranken, wohl verständlicherweise sehr leidtut.

Seit 1935 bin ich an den Fahrstuhl gefesselt und so durch angebliches Rheuma behindert, dass mir jegliche Gehmöglichkeit genommen ist.

1924 erkrankte ich über Nacht. Der Arzt, Sanitätsrat Dr. Baudorf, stellte Sehnenzerrung fest. 1925 stellte Dr. Hartmann, Mennighüffen, Nierenkrankheit fest. 1926 ein Wildunger Arzt, Dr. Flügger, Rheuma. Im selben Jahre erhielt ich durch Sanitätsrat Dr. Koch sr. u. jr., Bad-Oeynhausen, Schwefelspritzen.

1927 musste ich zur Beobachtung nach Bethel. Dr. Wilmans und Dr. Löhr behandelten mich hier (Diagnose: Chron. Gelenkrheuma). Der jetzige Reg. Obermedizinalrat Dr. Dyes gab mir Radiumspritzen und verschiedene andere (Diagnose bei ihm: Rheuma u. Arthritis). 1929 behandelte mich ein Driburger Arzt, Dr. v. Oeynhausen, auf Stoffwechselerkrankung. Dr. Marchand, Herford, empfahl eine Kur in Bad Aachen.

Obschon ich dauernd ärztliche Hilfe in Anspruch genommen habe, konnte mir keiner helfen. Meine Krankheit schritt derartig voran, dass ich heute kaum mehr in der Lage bin, meine Glieder zu bewegen.

Ich wünsche nur jedem, der Herrn Gröning in Herford das Praktizieren verbietet, nur vier Wochen mit meiner Krankheit behaftet zu sein und so im Fahrstuhl zu sitzen, wie ich es muss.

Obwohl ich Herrn Gröning, wie schon erwähnt, nur durch das Fenster kurz sprechen konnte, fühle ich mich jetzt schon leichter, wohler und beweglicher. Meine ganze Hoffnung auf Wiedererlangung meiner Gesundheit setze ich auf Herrn Gröning, weil bis jetzt jegliche ärztliche Kunst bei mir versagte.

Ich bitte um Nachricht, ob Herr Gröning mich behandeln darf.

Hochachtungsvoll!

[Unterschrift]


Quelle:
Archiv Bruno Gröning Stiftung

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