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1955 erlebte ich eine Tagung mit Bruno Gröning

Anneliese Bollack, Mannheim, undatiert
Abschrift (PDF)

 

Hinweis
Die Schreibweise wurde an die Richtlinien der aktuellen Rechtschreibung angepasst. Alle Textauszeichnungen wie Großschreibung und Unterstreichungen wurden wie im Original vorgenommen.

 

Liebe Freunde und Mitarbeiter im Werk von Bruno Gröning!

1955 erlebte ich eine Tagung mit Bruno Gröning und sie hat mich so beeindruckt und beschäftigt, dass ich mir vornahm, nicht darüber zu berichten. Ich brauchte jahrelang, um das Erlebte zu verstehen.

Heute jedoch muss ich erkennen, dass ich darüber nicht länger schweigen darf, denn viele Mitarbeiter machen heute den gleichen Fehler, den damals der Angeklagte, Herr Direktor Weißer, gemacht hat. Darum halte ich es für meine Pflicht, dies zu schreiben.

Sie sollen nicht sagen können: „Das haben wir nicht gewusst. Niemand hat uns das gesagt.“ Darum werde ich es Ihnen hiermit sagen. Gott ist der gütige und barmherzige Vater, der alle seine Kinder liebt und Ihnen voll Gnade und Barmherzigkeit hilft.

Doch das ist nur eine Seite. Gott ist aber auch der Schöpfer und Herr. Er ist die EINS! In unserer heutigen Sprache würde das heißen: ER IST DER CHEF!

Schon jahrelang will ich den Freunden klarmachen, dass es das Höchste ist, was ein Mensch tun darf, Mitarbeiter sein in diesem göttlichen Werk. DIE NÄCHSTENLIEBE TUN.

Sprechen tun viele davon und bilden sich ein, dass sie darum schon zu den „bevorzugten Auserlesenen“ gehören. Es erkennen ist ein wichtiger Schritt, doch muss es der Mensch in die Tat umsetzen, sonst nützt alles Erkennen nichts. SEINEN NÄCHSTEN LIEBEN UND IHM DIENEN. Wie leicht sagt sich das und jeder ist begeistert davon. Jeder schreit: „Ja, dieser göttliche Heilsweg, den Bruno Gröning geöffnet hat, muss frei bleiben.“ Mit Worten sind alle groß, jedoch wenn es ans TUN geht, dann wollen die meisten Menschen nicht mehr zuständig sein. So ist doch die Wirklichkeit hier auf dieser Erde. Dabei haben es doch alle, die je am göttlichen Werk tätig waren, erlebt, wieviel Segen auf dem TUN ruht. Ich erinnere nur an die Fahrt Salzburg – München. Wir dachten, das ist eine große Strapaze und auf der Heimfahrt stellten wir fest, es war nicht schwer, sondern schön. Genau so viel wie wir den Menschen gegeben haben, haben wir auch an Segen erhalten. Ja, noch viel mehr. So ist es doch bei allem, liebe Freunde. Erinnern Sie sich doch! Ob man Quartier gibt für Freunde oder an einer Tagung teilzunehmen.

Man muss immer erst die Faulheit in sich überwinden. Doch haben wir das getan, dann hatten wir doch den Gewinn und Segen und nicht nur unser Nächster.

In den Gemeinschaften ist es doch das Gleiche. Es werden immer wieder Hindernisse auftauchen, die uns an der Arbeit hindern wollen. Dieser und jener kann aus diesem und jenem Grund nicht kommen. Und so könnte man die Gemeinschaftsstunde doch verschieben.

Das ist doch das Böse, liebe Freunde. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass dann bald keine Stunde mehr stattfinden kann, weil alles sanft eingeschlafen ist. An dieser Stelle ist dann der göttliche Weg verbaut und es braucht viel Arbeit, um da wieder zu öffnen, wenn es überhaupt möglich ist.

Es ist doch wichtig, dass die Mitarbeiter in diesem göttlichen Werk eben göttlich denken und in der göttlichen Führung stehen und nicht in der menschlichen. Dass sie sagen: „Ich darf Mitarbeiter in diesem göttlichen Werk sein. Ich habe die Aufgabe übernommen, alle drei Wochen Gemeinschaftsstunde zu halten. UND DAS TUE ICH! Und da kann mich nichts und niemand davon abhalten. Hier ist kein Gesangverein oder Kegelclub, sondern hier geht es um besondere Dinge. Ich bin überzeugt, es wäre für jeden Menschen gut, an diesen Stunden teilzunehmen, weil er hier Hilfe für sich und seinen Nächsten holen kann. Darum werde ich diese Stunden halten und da kann mich kein menschliches Verhalten oder Verstehen davon abbringen.“

Die Wirklichkeit sieht zurzeit noch anders aus. Ich hatte auch Zeit, wo ich mich noch überwinden musste. Die Faulheit in mir.

Darum weiß ich auch, von was ich spreche. Jedoch haben mich Freunde mit ihrem Zureden immer unterstützt und mir geholfen. Bis ich es eines Tages wusste, dass nichts so schön ist als wie das Dabeisein im Freundeskreis und das Dienen. Kein weltliches Vergnügen kann mit dem verglichen werden, was ich hier erhalte. Diese Freude, dieser Segen und das Wohlbehagen und damit auch die körperliche Ordnung. Ging es Ihnen nicht auch schon so, dass Sie widerwillig gingen, aber dann voll Freude und Segen heimkehrten? Daraus sollte man lernen, liebe Freunde. Vor allem die Mitarbeiter, die eine Aufgabe übernommen haben, sollten sich klar sein, dass sie damit auch eine Verpflichtung übernommen haben. Gott erwartet von ihnen, dass Sie diese auch erfüllen. Sie haben sie aus freiem Willen übernommen.

Es steht jedem auch frei, diese Pflicht wieder abzugeben, wenn Sie die Arbeit nicht tun wollen. Jedoch kann ich nur warnen, eine Arbeit im göttlichen Werk zu übernehmen und dann nicht erfüllen. Dies muss der Mensch eines Tages vor Gott verantworten und da gibt es keine Barmherzigkeit, kein Verstehen und Verzeihen. Da heißt es: „Gewogen und zu leicht befunden“. Da wird gnadenlos das Urteil gesprochen und wie ich heute weiß, zu Recht. Das glaub ich nicht, liebe Freunde, das weiß ich, weil ich einmal dabei war. Mir hat das Herz geblutet, und wenn ich ehrlich bin, war ich mit meinem menschlichen Denken ganz auf Seiten des „Angeklagten“ und konnte Bruno Gröning gar nicht verstehen und begreifen. Wie sollte ich auch? Ich hatte gerade meine Heilung erlebt und stand ganz am Anfang. Hatte weder geistiges Wissen, noch Erfahrung. Ich hatte die göttliche Hilfe erhalten und wollte lernen.

Alles fing damit an, dass Bruno längere Zeit nicht zu uns nach Mannheim kam. Wir luden dann die Familie Riedinger ein, um mal wieder einen Vortrag zu hören. Da sagte sich überraschend Bruno Gröning an, am gleichen Abend. So lud ich die Familie Riedinger wieder aus und bat sie zu kommen, wenn Bruno nicht bei uns sei, weil wir dann mehr voneinander hätten. Damit hatte ich die Absichten von Bruno Gröning schon durchkreuzt, ohne es zu wissen.

Anschließend an die Stunde, wir saßen noch im engen Kreis zusammen, fragte Bruno, wo die Familie Riedinger sei. Ich erklärte ihm, dass ich sie gebeten hatte, später zu uns zu kommen, weil wir so doch das Geld fürs Benzin sparen, wenn er bei uns ist. Er sah mich traurig und komisch an und sagte: „Ich hätte Ihnen das Benzingeld gegeben.“ Ich kam mir vor wie der letzte Dreck und mir kam eine Ahnung, dass er nur nach Mannheim gekommen ist, um mit den Freunden Riedinger zu sprechen. Doch ich hab das nicht gewusst. Ich erkannte es erst später auf der Tagung. Diese war acht Tage später in Plochingen. Bruno Gröning fragte mich an dem Abend: „Fahren Sie auch mit nach Plochingen?“ Ich sagte: „Ich weiß es noch nicht.“ Er schaute mich lange an und sagte: „Fahren Sie mit, Sie können sehr viel dort lernen.“ Lernen wollte ich, also fuhr ich mit Frau Pfau hin. Diese Tagung war ganz anders als wie sie heute abgehalten werden. Bruno bat uns, dass wir bei dem Ober alles bestellen sollen, was wir bis zur Mittagszeit brauchen, denn der käme dann nicht mehr rein. Bruno Gröning stand dann auf und schaute uns der Reihe nach an. Die Hände vor der Brust gekreuzt schaute er still im Raum umher. Danach begrüßte er uns. Wir saßen aufnahmebereit da und nahmen viel göttliche Kraft auf. Danach nahm die Mitgliederversammlung ihren Lauf. Der Vorstand, Herr Direktor Weißer, musste Rechenschaft geben. Das tat er und dann standen andere Menschen auf (ich kannte sie ja damals noch nicht mit Namen), die klagten Herrn Weißer an. Er hätte seine Arbeit nicht richtig gemacht. Hauptanklage war: Er hätte Säcke mit Briefen von Hilfesuchenden in einem See versenkt und dadurch dem Wirken von Brunn Gröning Schaden zugefügt. Viele dieser Hilfesuchenden könnten heute Mitglied sein und die Heilung haben, wenn die Briefe beantwortet worden wären. Es wurde auch ausgerechnet, wie groß der Schaden ungefähr wäre. Herr Weißer verteidigte sich, dass er getan habe, was er konnte, aber er hätte keine Mitarbeiter gehabt und er hätte keinen anderen Ausweg gesehen. Ich war damals ganz ohne Vorkenntnisse dareingeraten und habe ganz aufmerksam zugehört und beobachtet. Herr Riedinger, der ein Freund war von Herrn Weißer, hat ihn verteidigt und sich vor ihn gestellt. Herrn Riedinger kannte ich als korrekten, aufrichtigen Menschen und Bruno als den Menschen mit dem geistigen Wissen, das mir Hilfe gebracht hatte. Meine Gesundheit, mein Augenlicht. Immer liebevoll und voller Verständnis für die menschlichen Fehler und Schwächen. In seinen Augen hätte ich einen Mord gestehen können, so viel Liebe und Verständnis war in IHM. Diese beiden kannte ich. Bruno Gröning und Herrn Riedinger, alle anderen waren mir fremd. Das ist wichtig für meine Einstellung, die ich jahrelang von dieser Sache hatte. Herr Weißer hat sehr viel anzuführen gehabt an Leistungen. Er tat alles, was er tun konnte und aus meiner damaligen Sicht konnte man von einem Menschen nicht mehr verlangen. Dies bezeugte auch Herr Riedinger. Bruno Gröning sagte zu Herrn Riedinger, er solle sich doch nicht vor Herrn Weißer stellen, ihn, Herrn Riedinger, klage ja niemand an. Bei diesem Satz wurde mir klar, dass Bruno deshalb nach Mannheim kam, um Herrn Riedinger zu informieren, was an der Tagung geschehen sollte. Er wollte Herrn Riedinger nicht verlieren. Jedoch ich mit meiner Sparsamkeit hatte dieses Gespräch verhindert. Beinahe hätte sich Herr Riedinger damals von dem Freundeskreis getrennt. Jedoch kam es, GOTT SEI DANK, nicht dazu. Zu Herrn Weißer sprach Bruno: „Gut gewollt und schlecht getan.“ Das war aber kein Freispruch, liebe Freunde. Nein, das war eine Verurteilung, ein Schuldspruch. So gingen wir in die Mittagspause. Ich speiste mit Frau Pfau, meiner Gemeinschaftsleiterin, und den Freunden Riedinger. Herr Riedinger war sehr enttäuscht über die Vorkommnisse am Morgen und er blieb nur, weil seine Frau die Heilung erlebt hatte. Frau Riedinger bat mich dann zu erzählen, wie ich zu Bruno kam und wie ich die Heilung erhalten hab. Heute weiß ich, sie tat das, um Ihren Mann zu gewinnen, bei der göttlichen Sache zu bleiben, auch wenn er nicht gleich alles verstehen kann. Damals wusste ich das nicht. Um 2 Uhr ging es weiter. Frau Ludewig las eine seitenlange Anklageschrift gegen Herrn Weißer vor. Mein Herz und mein Fühlen war aber ganz bei Herrn Weißer und ich schwor mir: In diesem Werk werde ich nie, niemals ein Amt übernehmen, solange ich lebe. So möchte ich nie auf der Anklagebank sitzen und mein Urteil empfangen: „Gut gewollt und schlecht getan“.

Nein, das wollte ich niemals erleben. Ich hab das als so grausam empfunden. Ich war erzogen worden, dass das Erkennen, dass ein Mensch das Gute wollte, auch gleichzeitig ein Verzeihen ist. Hier war es anders und ich verstand es nicht. Nicht von so einem guten Menschen wie Bruno Gröning. Heute verstehe ich. Ich hatte menschliches Verstehen und menschliches Denken als einzige Grundlage. Doch hier ging es um Göttliches, um Lebendiges. Jedoch das verstand ich damals noch nicht. Ich sah nur diesen Menschen wie ein Angeklagter vor der Versammlung stehen und wie er gerichtet wurde, obwohl sogar Bruno ihm zugestand, dass er das Gute gewollt hat. Niemand, der das nicht erlebt hat, kann sich das vorstellen, einen ganzen Tag pausenlos Anklage. Der mit den Briefen war die schwerwiegendste, das erkannte ich damals schon. Doch es wurde auch vieles gesagt an Kleinigkeiten. So weiß ich noch ein Beispiel, dass Herr Weißer die Frau Gröning gemahnt haben sollte, dass sie noch nicht ihren Jahresbeitrag bezahlt hat. Also, das fand ich, war kein Fehler. So war ich mit allem eigentlich überzeugt, dass Herr Weißer nicht schuldig war. Jedoch hielt mich etwas davon ab, mir da eine Meinung zu bilden und vor allem war es die Person von Bruno Gröning. So sagte ich mir immer wieder: „Halte dich da raus, du kennst dich da nicht aus.“ Nur eins schwor ich mir: „In diesem Verein übernehme ich kein Amt, so wie diesem Menschen soll es mir nicht gehen.“ Sa. um 5 Uhr wurde eine Pause gemacht, denn es wollte keiner Herrn Weißer entlasten und so wusste anscheinend auch keiner, wie es weitergehen sollte. Nach der Pause sagte dann Herr Loy, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: Erstens, der Vorstand, also Herr Weißer, wird entlastet und die Sache ist erledigt. Zweitens, er wird nicht entlastet, dann muss man Anzeige erstatten vor Gericht (wegen dem vielen Geld, das dem Verein dadurch verloren ging). Es wurde abgestimmt und Herr Weißer wurde entlastet. Herr Weißer sprach dann, dass ihm das alles sehr Leid tut und bedankte sich nochmals bei Bruno für die Heilung seiner Frau und sagte, er hätte immer ein treuer Freund sein wollen und immer das Gute gewollt. Von seiner Seite aus bleibe er auch immer der Freund von Bruno Gröning. Dann ging Herr Weißer. Alle haben geweint, alle, auch Bruno. Ihm liefen dicke Tränen die Wangen runter. Alle haben geweint nach dem Abgang von Herrn Weißer, nur ich nicht. Das fiel mir aber erst auf, als ich das zuhause meinem Mann erzählte. Ich hatte so viel zu beobachten, dass für nichts anderes Zeit war. Ein Herr bat dann Bruno Gröning, zu sprechen. Bruno schaute auf, als käme er aus einer anderen Welt und würde nicht verstehen. Als er begriff, was man von ihm erwartete, sagte er: „Wenn Sie jetzt sprechen können, dann sprechen Sie. Ich kann es nicht.“ Es wurde nochmals eine Pause gemacht und dann sprach Bruno. Er sagte, es sei ein schwerer Tag für alle gewesen und für keinen erfreulich, jedoch es wäre nötig gewesen und es musste sein. Wir alle könnten viel lernen aus dem heutigen Geschehen. In diesem Sinn sprach er. Es war inzwischen acht oder neun Uhr. So wünschte er uns allen, da wir nur kurze Zeit zum Schlafen hätten, sollten wir intensiv schlafen, um morgen frisch ausgeruht zu sein, um viel Gutes aufzunehmen. Der nächste Tag verlief so wie auch heute die Tagungen. Freunde hielten Vorträge, so Herr Riedinger und Herr Weber. Herr Weber sprach über das Bibelwort „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Bruno hielt auch einen langen Vortrag und wir alle bekamen viel Kraft. Jahrelang konnte ich dies alles nicht vergessen und oft dachte ich: Er weiß doch alles, warum gibt man einem Menschen ein Amt, wenn er diesem nicht gewachsen ist. Bruno war so voller Liebe, aber immer wieder kam mir das Gericht in Erinnerung und störte mich. Jedoch enthielt ich mich, mir ein Urteil zu erlauben. Bruno hat mich so viel gelernt und vor allem, durch ihn habe ich meine Gesundheit erhalten, also sollte ich nicht denken, in dieser Sache hast du nicht recht gehandelt. Heute danke ich Gott, dass ich keinen dummen Gedanken gegen ihn aufgenommen hab. Heute verstehe ich das und vor allem weiß ich, dass er es tun musste.

Oft habe ich mit alten Freunden, die auf dieser Tagung waren, gesprochen und dachte, sie könnten mir helfen. Viele hatten sich nie Gedanken dazu gemacht. Sie sagten, Bruno hat Recht und wenn er es tat, war es richtig. Das konnte mir nicht helfen. Als nun die vielen neuen Hilfesuchenden kamen und die vielen Briefe bei mir landeten, die ich nie im Leben beantworten konnte, da kamen sie mir vor wie eine Zeitbombe. Alles stand wieder vor mir. Da war Frau Schäfer in meinem Haus und ich erklärte ihr, warum ich die Briefe nicht in meinem Haus haben will und sagte: „Bei mir gilt heute noch: Gut gewollt, dann ist es verziehen.“ Sie antwortete mir: „Ja, Anneliese, verstehst du das denn nicht? Das waren doch keine gewöhnlichen Briefe, sondern der Hilfeschrei aus tiefster Not. Hinter jedem Brief, der versenkt wurde, stand doch ein Mensch und sein Schicksal.“ Da hab ich es kapiert. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass das jeder MITARBEITER AN DIESEM GÖTTLICHEN WERK DIES ENDLICH VERSTEHT UND BEGREIFT !

Hier geht es um die Hilfe für Menschen. Wenn wir nachlässig sind, dann leidet einer länger Schmerzen und muss länger auf die Hilfe warten. Das müssen wir verantworten. Wenn wir sagen: WIR WOLLEN HELFER SEIN, SO MÜSSEN WIR ES AUCH TUN UND ALLE PFLICHTEN ERFÜLLEN, DIE WIR ÜBERNOMMEN HABEN. Aus freiem Willen übernommen haben. Wir machen uns schuldig und es wird dafür keine Entschuldigung geben, wenn wir unsere Aufgabe nicht erfüllen. Wir können auch aus freiem Willen sagen: Ich will kein Helfer mehr sein und dienen. Das ist in Ordnung. Wir werden dann keinen Schaden haben, aber auch keinen Segen mehr. Das ist genau wie im Materiellen.

Wer arbeitet, bekommt Geld und wer nicht arbeitet, bekommt eben keines.

Er wird darum nicht krank, aber er wird auch nicht mehr weiser. Er wird nicht die Erkenntnisse erhalten wie der, der arbeitet. Bruno sagt das ganz klar: „Willst du das Göttliche erleben, dann musst du danach streben.“ Wer es nicht erleben will, braucht auch nichts tun. So einfach ist das. Jedoch der Mensch muss sein Amt abgeben, wenn er es nicht erfüllen kann.

Gibt er es nicht ab, kann auch kein anderer diese Arbeit tun, die getan werden müsste. Er blockiert. Das war die Schuld von Herrn Weißer. Er hätte sagen müssen, als er mit der Briefflut nicht fertig wurde: „Ich trete zurück, ich bin dieser Aufgabe nicht gewachsen“, dann wäre einer hingekommen, der ein größeres Organisationstalent hat und der hätte Mitarbeiter gefunden. Herr Weißer sah die viele Arbeit. Ihm war bewusst, um was es hier ging, denn seine Frau hatte die Heilung erhalten. Das hielt ihn nicht ab, die Hilfeschreie der anderen im See zu versenken. Gut, er konnte die Arbeit nicht tun und er fand keine Mitarbeiter. Keiner der Freunde war bereit, ihm zu helfen, doch zum Anklagen waren sie bereit auf der Tagung. Jedoch es ging um Herrn Weißer, wenn es ihm nicht gelang, die Menschen zur aktiven Mitarbeit zu bewegen, so eignete er sich nicht als Vorsitzender. Er hätte den Posten zur Verfügung stellen sollen und hätte im Werk bestimmt andere Arbeit gefunden, der er gewachsen war. Heute, da ich etwas geistiges Wissen habe, ist mir das ganz klar. Heute weiß ich, Bruno Gröning musste das dem Freundeskreis klarmachen und ich habe wirklich viel gelernt, wie er es mir gesagt hat. Jahrelang hielt ich mich an meinen Schwur, in diesem Werk kein Amt zu übernehmen. Doch eines Tages ging es für die Mannheimer Gemeinschaft um Sein oder Nichtsein. Da ich aber inzwischen erkannt hatte, wie nötig ich die Gemeinschaftsstunden brauchte, tat ich die Arbeit. Aus Egoismus, weil ich die Stunde nötig hatte. Doch ich lehnte es weitere zehn Jahre ab, mich als Gemeinschaftsleiter wählen, einsetzen oder bezeichnen zu lassen. So konnte ich immer sagen, wenn Gott von mir Rechenschaft fordert: Ich hab ja nicht blockiert und wäre sofort zur Seite gegangen, wenn ein Anderer die Arbeit hätte übernehmen wollen. Nach zehn Jahren war ich überzeugt, dass ich das so gut kann wie jeder andere Gemeinschaftsleiter und so teilte ich Herrn Häusler mit, dass ich jetzt das Amt übernehme und froh bin, Mitarbeiter sein zu dürfen. Nach 25 Jahren kam ich mir allmählich schäbig vor, die Anderen die Arbeit tun zu lassen, die ich als schmutzig empfand. Getan werden musste sie und es ist leicht, saubere Hände zu behalten, wenn man sich vor jeder Verantwortung drückt. So war ich dann auch bereit, im Vorstand mitzuarbeiten. Leider zu einer Zeit, wo es ganz dick voll Dreck im Werk war und ich bekam wie jeder Mitarbeiter mein gerütteltes Maß voll ab. Dieses Werk, das Bruno Gröning gegründet hat und diesen Verein, den er eintragen ließ, zu erhalten, sah ich als eine Verpflichtung gegenüber Bruno Gröning an. Er, durch den ich so viel Hilfe erhalten hab, der so viel für mich getan hat. Vor allem, dass ich sehend durchs Leben gehen kann. Er ist mein Freund und Helfer. Da ist es doch selbstverständlich, dass man sich bemüht, ihm seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Dieser sein Herzenswunsch ist, dass dieser Verein eingetragen bleibt und sein wachsendes Werk der Nächstenliebe schützt. Aus diesem Grund war ich auch bereit, in der Not den Vorsitz zu übernehmen. Obwohl ich mir bewusst war, was ich da auf mich nehme.

Ja, liebe Freunde, und nun geht es für mich um Sein oder Nichtsein. Ich will nicht wie Herr Weißer Angeklagter sein und bin doch vielleicht heute schon schuldig. Ja, nicht nur vielleicht, sondern ich bin es schon. Als ich einen Freund anrief, bekam ich den Bescheid: „Wir haben zwei Jahre kein Mitteilungsheft erhalten und nichts mehr von euch gehört.“ Ich gab an Gemeinschaftsleiter den Auftrag weiter, diese Menschen schriftlich zu betreuen. Sie haben es nicht getan und ich fand nicht genug Zeit, es zu kontrollieren. Doch ich hab die Verantwortung dafür. Es wird mir als Schuld angerechnet. Andere Gemeinschaften gehen rückläufig. Bei verschiedenen konnte ich eingreifen und das Schlimmste verhüten. Doch alleine konnte ich es nicht. Ich bat die Freunde vom Vorstand und sie sind mitgefahren und wo das geschah, haben sich die Gemeinschaften wieder stabilisiert. Sie existieren. Gott sei Dank! Doch bei anderen ist noch große Not. Doch nun musste ich erkennen, auch die Freunde vom Vorstand sind nicht bereit, mir bei dieser schwierigen Aufgabe, und das ist sie, zu helfen. Ich renn wie gegen eine Mauer und kann keinen mehr erreichen. Alle sind beschäftigt, keiner hat Zeit. Nicht mal für einen Telefonanruf, um Quartier für die Gemeinschaftsstunde zu machen. Ja, es ist traurig und das ist nicht nur einmal passiert, sondern mehrmals. Man war nicht mal bereit, ein Ortsgespräch zu führen. Ich musste dann über weite Strecken für Vereinsgeld telefonisch Quartier besorgen, Einladungen verschicken von Mannheim aus und auch die Stunde halten. Ich tue das von Herzen gern, wenn ein Gemeinschaftsleiter mal nicht kann. Doch ein Anruf kann man immer tun, wenn man will. Jedoch kann ich nicht alles allein tun. Es sind immer noch neun Gemeinschaften und die kann ein Mensch nicht allein betreuen. Nicht so, dass er sich nicht schuldig macht. Ich bin bereit, von den Rechten dieses Amtes, das ich erfüllen soll, abzugeben, so viel es geht. Jedoch meine Pflichten werde ich tun. Vor allem bin ich aber nicht bereit, meine Schuld ins Unermessliche wachsen zu lassen. Darum muss ich Ihnen allen mitteilen, ich bin in der gleichen Lage wie Freund Weißer. Mir gelingt es nicht, Menschen zu finden, die wirklich mitarbeiten und auch das Amt erfüllen, das sie übernommen haben. Jedoch werde ich nicht blockieren wie er, sondern ich werde dieses Amt abgeben, wenn es mir mit diesem Schreiben nicht gelingt, alle zur Mitarbeit zu bewegen. Ich bin bereit, mitzuarbeiten, doch ich bin nicht bereit, allein zu arbeiten, denn allein bin ich dem nicht gewachsen.

Das sollte sich jeder klarmachen. Es geht darum, ob sich Mitarbeiter finden, die auch die Arbeit tun, die sie übernehmen.

Alle Freunde haben vor noch nicht so langer Zeit geschrien, dieses Werk muss erhalten bleiben. Doch als es ans Arbeiten ging, wollten die Meisten nur angeben, was zu machen ist und selbst nichts tun. Diese Freunde brauchen erst gar nicht zu erscheinen, wenn wir „ARBEITSTAGUNG“ haben. Wir wissen sehr genau, was zu tun ist. Doch die paar Freunde, die wirklich mitarbeiten, kann man an zehn Fingern abzählen. Es ist ja ganz klar, dass die Aufgabe zu groß ist und die Freunde sich überfordert fühlen. Viele Mitarbeiter haben nicht die richtige Einstellung zu ihrer Aufgabe und darum kann auch kein Segen auf solchem TUN liegen. Sie glauben, sie sind gut, weil sie Hilfe erhalten haben. Es war kein eigenes Verdienst, sondern Gnade, dass sie die Hilfe erhalten haben. Sie halten Stunde, ohne sich für die Menschen zu interessieren, denen sie Hilfe bringen sollen. Sie arbeiten mit in einem Werk, in dem die Nächstenliebe praktiziert werden soll und haben nicht mal Interesse an diesen Menschen. Wie wollen sie dann helfen? Es geht nur mit Liebe. Sie versetzen sich in den Glauben: Ich bin schon gut und richtig. Bin ja auch bereit, dem Nächsten zu helfen, doch es kommt ja keiner. Die wollen die Hilfe nicht annehmen. Nein, FREUNDE DIENEN IST WAS GANZ ANDERES!

In der Schule hab ich gelernt, dass Christus der gute Hirte ist. Der Hirte steigt in die tiefste Schlucht, um das ihm anvertraute Wesen zu retten. Ohne an die Gefahr zu denken und ohne an die Mühsal. Wichtig allein ist, dass es wieder zurück zur Herde kommt. Genau das sollen wir tun, helfen, dass die Menschen wieder zu Gott finden. Das ist unsere Aufgabe. Wer da mitarbeiten will, ist herzlich eingeladen als Mitarbeiter. Ohne Mitarbeiter können wir nicht bestehen. An der Tagung hab ich Formulare verteilt für Erfolgsberichte. Das ist eine Arbeit von fünf Minuten. Die Freunde sollten sie mir am nächsten Tag geben. Von Frau Kroll hab ich fünf erhalten. Sie hat fünf Heilungen erlebt. Bis zum heutigen Tag kam kein weiterer an. So ist es mit allem, man bittet, aber keiner will helfen und was tun. Darum diese Zeilen an Sie, dass Sie sich ganz klar sind.

Sie entscheiden, ob wir fähig sind, Bruno Gröning seinen Herzenswunsch zu erfüllen, dass dieser Verein erhalten bleibt oder nicht. Ich werde nur Vorsitzender bleiben, wenn sich Mitarbeiter zur Verfügung stellen, da ich anders diesem Amt nicht gewachsen bin. Ich werde immer dienen, aber nur Aufgaben übernehmen, die ich tun kann, ohne schuldig zu werden. Denn wichtiger als alles ist mir, dass ich vor Gott bestehen kann.

Liebe Freunde, lesen Sie alles gut durch und überdenken Sie alles genau. Sie wissen dann, um was es hier geht: Um die Mitarbeit an einem Heilsweg zu Gott. Sie erfahren in diesen Zeilen, auf was Sie sich einlassen, wenn Sie hier ein Amt übernehmen. Sie sollen es auch wissen, denn Gott wird nicht nur von mir Rechenschaft fordern, sondern auch von Ihnen. Wenn Sie ein Amt übernehmen, so müssen Sie mit dem Herzen dabei sein und mit all Ihren Sinnen, mit Ihrer ganzen Persönlichkeit, denn mit halbem Herzen kann man nicht helfen. Am Heiligen Abend hatten Sie die Ankunft, die Geburt Christi erwartet. Er bringt alle Gaben mit: Liebe, Harmonie, Frieden und Gottes Segen und Gesundheit für alle. Wir haben es erlebt.

Er braucht Mitarbeiter, die ihm helfen, die Gaben zu verteilen, er braucht unsere Körper als Werkzeug, unsere Lippen, unsere Hände, unsere Füße und vor allem unsere Herzen. Sie werden dieses Jahr die Entscheidung treffen, ob Sie Mitarbeiter sein wollen. Jedoch er will nur die, die sich freuen, helfen zu dürfen. Ich habe mich entschieden, solange ich lebe, will ich Werkzeug Gottes sein. Sie werden auch Ihre Entscheidung treffen und darüber entscheiden, ob dieser Heilsweg frei bleibt.

Gott helfe Ihnen!

Dies wünscht sich und Ihnen Ihre

 

Anneliese Bollack

 

Quelle:
Archiv Bruno Gröning Stiftung

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