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Brief von Friedrich Geiger an den Oberbürgermeister von Herford

Nürnberg, 3. Juli 1949
Abschrift (PDF)
 

Vorbemerkung
Am 3.5.1949 wurde erstmals ein Heilverbot über Bruno Gröning verhängt: In einer schriftlichen Anordnung machte ihm der Oberstadtdirektor von Herford, Fritz Meister, einen Verstoß gegen das Heilpraktikergesetz vom 17.2.1939 zum Vorwurf. In der Folge gingen vermehrt Protestschreiben von Bürgern bei den Kommunalbehörden ein.

Hinweis
Die Schreibweise wurde an die Richtlinien der aktuellen Rechtschreibung angepasst.


Friedrich Geiger
städt. Bauoberinspektor a. D.
Nürnberg
Mannheimer Str. 12 bei Kern

Nürnberg, 3. Juli 1949

An Herrn Oberbürgermeister der Stadt Herford

Sehr verehrter Herr Oberbürgermeister!

Ich weiß, dass Sie, verehrter Herr Oberbürgermeister, jetzt von einer Flut von Zuschriften überschwemmt werden, seit der Wunderdoktor Bruno Gröning in Ihrer Stadt und darüber hinaus wirkt – bitte: Werfen Sie dies nicht ohne Weiteres in den Papierkorb, zumal ich mich ganz kurz fassen will:

Bitte bedenken Sie, was der angesehene Pharisäer Gamaliel damals dem versammelten Rat sagte: „Ist der Rat oder das Werk aus den Menschen, so wird’s untergehen, ist’s aber aus Gott, so könnet ihr’s nicht dämpfen“, (Apostelgesch. 5, 38). Solange Bruno Gröning Menschen heilt, noch dazu ohne sich finanziell zu bereichern, dürfte wohl keine rechtliche Grundlage bestehen, ihm das Heilen zu verbieten. Begreiflich, dass Ärzte sich durch die Heilungen Grönings finanziell beeinträchtigt fühlen, aber es ist ja der ideale Beruf des Arztes, zu heilen, und er wird sich über die Heilung freuen, selbst wenn es nicht ihm selbst gelingt, sondern einem anderen.

Bitte, Herr Oberstadtdirektor, lassen Sie Gröning ruhig gewähren, solange er keine strafbare Tat begeht. Er selbst sagt: „Ich habe einen inneren Stolz, ein kleiner Diener Gottes zu sein.“

Unsere heutige Welt will nichts von Wundern hören, und wenn etwas nicht anders zu erklären ist, so sagt man: „Wie durch ein Wunder“. Obwohl wir alle und tagtäglich von Wundern umgeben sind, ob wir die Ähre im Kornfeld betrachten, den Wurm oder uns selbst, das größte Wunder Gottes – es ist uns alles nur so alltäglich, dass wir’s gar nicht weiter beachten – …

Ich will Ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen und bin mit den besten Wünschen für Ihr Wohlergehen

Ihr ergebener

[Unterschrift]


Quelle:
Archiv Bruno Gröning Stiftung

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