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Brief von Minni Laier an den bayerischen Ministerpräsidenten Hans Ehard

Minni Laier, Mannheim, 8.9.1949
Abschrift (PDF)
 

Vorbemerkung
Ende August 1949 begann Bruno Gröning damit, auf dem sogenannten „Traberhof“ im bayerischen Rosenheim Glaubensvorträge vor Tausenden von Zuhörern abzuhalten. Viele Hilfesuchende befürchteten daraufhin, die bayerische Regierung werde ihm zum Vorwurf machen, er verstoße somit gegen das Heilpraktikergesetz und ein Verbot aussprechen wie wenige Monate zuvor im westfälischen Herford. Zudem war das Gerücht aufgekommen, Gröning wolle nach Amerika auswandern, weil ihn dort weniger bürokratische Hürden behindern würden. In der Folge gingen beim bayerischen Ministerpräsidenten Hans Ehard Dutzende Briefe ein, deren Verfasser inständig darum baten, Bruno Gröning keine Steine in den Weg zu legen.

Hinweis
Die Schreibweise wurde an die Richtlinien der aktuellen Rechtschreibung angepasst.

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident!

Ich schreibe im Auftrage von 20 Patienten der Klinik in Heidelberg, wo auch meine 19-jährige Tochter liegt und bitte Sie, doch zu verhindern, dass Herr Gröning nach Amerika geht. Bedenken Sie, wie viele Kranke und Sieche ihre letzte Rettung in diesem Manne sehn. Sind sie doch die Ärmsten der Armen. Zum Teil liegen sie Jahre im Bett und sehen nichts weiter als das kahle Krankenzimmer. Meine Tochter liegt schon 2 ½ Jahre an Lungen- u. Knochen-TB, die durch falsche Behandlung eines Arztes hervorgerufen sind. Dieser Arzt, dem schon mehrere Fälle durch falsche Behandlung nachgewiesen werden können, darf ungehindert seine Praxis weiter ausüben, und einem Mann wie Gröning, dem man Tausende von Geheilten nachweisen kann, lässt man nicht helfen. Ist Ihnen ein Arzt bekannt, der sich so selbstlos der gequälten Menschheit annimmt wie Gröning? Ist es nicht töricht, diesen Mann, der nur Gutes getan hat, aus unserem Vaterland auswandern zu lassen? Was dem Auslande recht ist, kann uns billig sein. Warum streicht man nicht ein Hitlergesetz,  das ihm seine Heiltätigkeit auszuüben verbietet? Auf der einen Seite werden Menschen wegen der Befolgung dieser Hitlergesetze gerichtet, die Unrecht taten, und hier tut ein Mann Gutes wie keiner und man will es nicht zulassen wegen dieser Gesetze. Glauben Sie, dass die armen Kranken nach einem Gesetz fragen, wenn sie von ihren Schmerzen und langjährigen Qualen und Krankenlagern erlöst werden? Wir können mit allen Kranken mitfühlen und verdammen ein solches Gesetz. Ich meine, wir sollten unserem Herrgott dankbar sein, der uns einen solchen Mann in unsere Heimat schickte. Wir haben, glaube ich, die größte Not und das größte Elend. Durch meine kranke Tochter bin ich schon in vielen Sanatorien und Krankenhäusern gewesen und habe sehr viel Leid und Schmerzen gesehen, die zu lindern die Ärzte nicht immer in der Lage sind. Viele davon kommen nicht mehr zu ihren Angehörigen zurück. Haben nicht auch sie wie die Gesunden ein Recht zum Leben? Es wäre ein großes Unrecht an unseren Kranken, wenn man diesem Mann keine Gelegenheit gäbe, Gutes zu tun. Ich wollte nächste Woche nach Rosenheim und Herrn Gröning zu meiner Tochter und den anderen Leidensgefährten bitten. Nun ist all unsere Hoffnung dahin. Diese Kranken müssen Jahre teils auf dem Bauch teils auf dem Rücken in einer Gipsschale liegen. Herr Gröning könnte ihnen doch helfen, warum lässt man ihn nicht? Bitte, Herr Ministerpräsident, verstehen Sie die Kranken und setzen Sie sich für Herrn Gröning ein, dass er irgendwo sesshaft werden und helfen kann. Alle Kranken werden es Ihnen zu danken wissen.

Hochachtungsvoll

Frau Minni Laier

Mannheim
Rheinhäuserstr. 5  

 

Quelle:
Archiv Bruno Gröning Stiftung

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