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Hinweis

Dies ist eine Abschrift der stenografisch protokollierten Rede von Bruno Gröning, die er am 10. September 1949 gegen 1 Uhr nachts auf dem Traberhof bei Rosenheim gehalten hat.

Aufnahmen von Vorträgen Bruno Grönings mit seiner Originalstimme sind auf CD erhältlich und können unter folgender Internet-Adresse bestellt werden: www.bruno-groening-stiftung.org

Rede von Bruno Gröning, Traberhof bei Rosenheim, 10. September 1949, gegen 1 Uhr nachts

„Sie haben mich mit Ihrem Kommen in meiner Abwesenheit überrumpelt.“

Meine lieben Heilungssuchenden!

Sie haben mich mit Ihrem Kommen in meiner Abwesenheit überrumpelt. So wie das Bild heute und gestern ist, soll es in Zukunft nicht mehr aussehen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass ich mich als einzelner Mensch so zerreißen muss.

Ich bitte Sie, einstweilen von dem Kommen Abstand zu nehmen, und zwar deshalb, wie ich die feste Absicht habe, für Sie Heilstätten zu errichten, und zwar deshalb, weil ich dieses Draußen-Stehen vermeiden will und muss und außerdem, dass alles viel geregelter vor sich geht, als es jetzt der Fall ist.

Sie werden mir bestimmt alle recht geben müssen, dass es so nicht geht.

Massenheilungen am laufenden Band! Ich habe nichts dagegen. Sie sind noch sehr unwissend. Sie glauben, mir Ihr Leiden erzählen zu müssen. Wer zu mir kommt, lässt das Geld und den Arzt zu Hause. Mitzubringen hat er nur die Krankheit und das Vertrauen mit dem festen Glauben an unseren Herrgott, dass er Sie alle heilen will.

Ich stehe nur dazwischen als kleiner Vermittler.

Ich habe überhaupt nicht die Absicht gehabt, Ihnen gleich die Hilfe zu geben. Aber wozu das alles.

Da ich Deutschland verlassen wollte, glaubten Sie, dass es der Fall sein würde, und deswegen haben Sie Tage hier gewartet.

Da aber die bayerische Regierung das beste Verständnis hierfür aufgebracht hat und den Weg freigegeben hat, dass Ihnen geholfen werden kann, und deswegen darf ich Deutschland einstweilen nicht verlassen.

(Beifall)

Und das Wort, das ich meinen deutschen Mitmenschen gleich am Tage des Verbotes gegeben habe, habe ich eingehalten.

(Beifall)

Ich halte schon, was ich verspreche. Nur muss man mir Vertrauen soweit entgegenbringen. Und wenn es nicht gleich geschieht, geschieht es später, an Ort und Stelle, restlos.

Es bedarf nur alles seine Zeit!

Schön, dass Blinde sehen und Gelähmte gehen, aber es ist immer noch nicht so 100%ig, denn sie müssen sich erst umstellen. Meistens geht es schnell, aber wer sich darauf versteift, dass es schnell geht, das Recht steht keinem Menschen zu, Derartiges zu verlangen.

Nur nicht drängen und verlangen, den Herrgott bitten und immer und immer dafür danken.

(Vertrauensvoller Zuruf: „Ich will warten, bis Sie mir helfen!“)

Jeder, der ein Leiden hat von Ihnen, denke jetzt daran und achte darauf, was in seinem Körper vorgeht. Dazu bitte ich Sie, die Hände auseinanderzunehmen.

(Frage eines Idioten1 dazwischen: „Wie lange dauert es denn, bis ich gesund bin?“)

Auch die Blinden bitte ich, die Augen zu schließen, damit sie sich konzentrieren. Einzelne sehe ich hier, die schon vor acht Tagen hier waren. Ich nenne dieses Misstrauen. Es braucht jeder nur einmal zu kommen, da bekommt er alles was er braucht.

Quelle: Archiv Bruno Gröning Stiftung

1 Nicht im heutigen, die Person abwertenden Sinne gebraucht. Die Bezeichnung war zur damaligen Zeit üblich für einen Menschen mit schwerem Intelligenzdefekt.

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