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Hinweis

Dies ist eine Abschrift der stenografisch protokollierten Rede von Bruno Gröning, die er am Abend des 15. Oktober 1949 auf dem Traberhof bei Rosenheim gehalten hat.

Aufnahmen von Vorträgen Bruno Grönings mit seiner Originalstimme sind auf CD erhältlich und können unter folgender Internet-Adresse bestellt werden: www.bruno-groening-stiftung.org

Rede von Bruno Gröning, Traberhof bei Rosenheim, 15.10.1949, abends

„Ich kann mich voll und ganz in Ihre Lage versetzen.“

Meine lieben Kranken!

Ich kann mich voll und ganz in Ihre Lage versetzen. Ich bin ja mit Leib und Seele da- bei, Ihnen die Hilfe und die Heilung zu geben. Aber es wird Ihnen doch bereits bekannt sein, dass man nichts unversucht lässt, dass ich nicht in der Lage bin oder sein soll, Ihnen die Hilfe zu geben. Sie haben so manch ein schönes Blättchen gelesen, in dem man Ihnen allerlei auftischen will, damit Sie nicht gesund werden sollen. Meine Schuld ist es nicht! Ich stehe Tag und Nacht nur für Sie da. Es ist überall immer dasselbe, überall sind Hilfe suchende Menschen, überall lässt man mir keine Ruhe. Ich nehme es keinem übel, aber diese kurze Zeit müssen Sie mir noch lassen, bis es soweit wird, dass ich Ihnen in geordneten Verhältnissen die Hilfe und die Heilung geben kann. Ich habe Ihnen zu wissen gegeben, dass ich Gefahr gelaufen hätte, wenn ich mich bis zum heutigen Tag nicht so zu sichern gewusst hätte. Und dieses möchte ich nicht noch einmal machen.

Ich nehme es Ihnen nicht übel. Aber Sie können es mir auf der anderen Seite auch nicht verübeln, wenn ich Sie jetzt warten lassen muss. Ich habe Ihnen zu wissen ge- ben lassen, dass ich am Montag diesen Menschen helfen werde, die von weither kommen und die vielleicht heute schon ihren letzten Pfennig verbraucht haben. Ich kann aber nicht früher, beim besten Willen nicht. Ich muss weiterfahren, ich habe keine Nachtruhe, schadet auch nicht. Aber ich muss jede Minute hierfür ausnutzen, um dazu zu kommen, dass ich Ihnen diese Hilfe hier geordnet geben kann.

Es tut mir bestimmt bitter leid, aber gerade, weil es mir leid tut, gehe ich noch mehr daran. Ich schere mich im Augenblick noch nicht darum, dass man Schmutzigkeiten ins Leben gerufen hat, die nicht den Tatsachen entsprechen. Aber das soll mich nicht stören. Ich sehe, wie jetzt die Not und das Elend aller Menschen ist. Die Krankheit ist überall zu Hause, und da will und werde ich helfen.

Nehmen Sie bitte einen Gegenstand, den Sie bei sich haben, gleich was, in die rechte Hand. Wer sonst weiter nichts hat, nimmt einen Stock oder die Damen eine Tasche, irgendetwas.

Nehmen Sie den Arm ruhig herunter, und so will ich Ihnen zumindest vorerst die Schmerzen nehmen, wenn nicht gar gleich eine Heilung eintritt. Ich wünsche Ihnen das von ganzem Herzen. Beobachten Sie bitte Ihren Körper, was da vor geht, und Sie werden mehr oder weniger bestimmt feststellen, dass der Schmerz verschwunden ist. Wenn Sie glauben, dass Sie den Schmerz noch in oder an Ihrem Körper haben, so werden Sie feststellen, dass es nicht mehr derselbe, sondern schon der Regelungsschmerz ist.

Wenn ich nur allein mit der Heilung zu tun hätte, dann wäre es alles nicht so schlimm. Wenn ich nur die Arbeit hätte mit den Heilstätten ausmachen, wäre auch nicht so schlimm. Das Schlimmste ist das, das schmutzige Münder am Werk sind, Ihnen die Hilfe zu entziehen, indem man sogar nichts unversucht gelassen hat, mich zu vernichten. Aber ich gebe jedem schon zu wissen, dass er dazu nicht in der Lage sein wird.

(Zwischenrufe: „Herr Gröning, lassen Sie schreiben und reden, Sie haben unser Vertrauen, und Sie werden es immer behalten. Gott schütze Sie!“)

Kath. Geistlicher:

„Herr Gröning, ich bin katholischer Geistlicher, und ich bin auch hierhergekommen, weil ich Vertrauen zu Ihnen habe. Und ich war erschüttert wie die Leute, die mit dem gleichen Vertrauen zu Ihnen kamen, zu erfahren, heute wird nicht geheilt, es kann nicht geheilt werden. Und nun ist mir ein Gedanke gekommen, und ich glaube, im Namen aller sprechen zu dürfen, Ihre Arbeit zur Gründung der Heilstätten zu unterstützen, indem alle Interessanten sich bereit erklären, einen bestimmten Monats- oder Wochen- oder Viertel-, Jahresbeitrag zu leisten. Auf einen Aufruf würden Millionen zusammenkommen, mehr als für irgendeine andere Sache.“

Ich danke Ihnen, Herr Pfarrer, dass Sie genau in meinem Sinne gesprochen haben. Ich danke Ihnen für die guten Worte und das große Vertrauen, das Sie mir auch im Namen aller Kranken hier ausgesprochen haben. Alle die schmutzigen Menschen haben nichts unversucht gelassen, mich in meiner Arbeit, mich in der Hilfe, die ich Ihnen vermitteln soll, zu stören. Vier Vergiftungen sind da, das heißt noch nicht tot; soweit ist es noch nicht gekommen. Nur ich merke noch nichts davon, obwohl ich das meiste genommen habe. Aber machen Sie sich deswegen keine Sorgen, ich trinke es literweise. Aber ich habe mich, gleich als ich nach München kam, bei all diesen schmutzigen Menschen nicht getäuscht. Aber auch das wird geklärt, und diese Menschen werde ich herauszustellen wissen.

(Pause)

Ich weiß genau zu sagen, dass, so wie Sie hier vor mir stehen, Ihnen die Hilfe zuteil geworden ist. Diese wenige Tage, die ich wieder unterwegs war, haben mir unge- zählte Menschen bestätigt, dass sie hier in der Masse eine Heilung empfangen haben. Ich weiß auch, dass Sie mir das Vertrauen entgegenbringen, dass Sie gesund werden. Es liegt bloß immer an der Größe des Leidens, das der eine oder andere in oder an seinem Körper hat. Es dauert alles seine Zeit. Es geht aber oft bei mir schneller, als manchmal ein Mensch überhaupt nur denken kann. Ich bin heute schon so weit – und es könnte ja noch besser gehen –, dass ich einer blinden Frau in drei Minuten das volle Augenlicht wiedergegeben habe. Und deswegen bin ich dazu übergegangen, schon seit ich den Boden Herfords betreten habe, die Einrichtung der Heilstätten zu betreiben. Da kann ich von dem einen Menschen zum anderen gehen, das geht blitzschnell, und dann ist das geschehen. So wie hier, wenn ich Derartiges weiter so tun würde und der eine oder andere nichts verspürt, weil er abgelenkt wird, so würde er im Augenblick vielleicht sagen, es hat doch nichts geholfen. Es wird aber jedem Menschen einleuchten, dass der Pilz, der aus der Erde wächst, nicht bis Sie bis drei gezählt haben, schon so groß ist, wie er sein soll. Auch das dauert seine Zeit.

Ich gebe Ihnen zu wissen, dass Sie zu mir das Vertrauen und an unseren Herrgott den Glauben haben und ihn stärken müssen, und diesen göttlichen Glauben Ihr ganzes Leben in sich tragen. Nicht nur, wie es bisher Menschen gegeben hat, die glaubten, wenn sie täglich oder die Woche einmal das Gotteshaus betreten, dass sie schon die Menschen waren, die sich zu diesen zählen können. Nein, meine lieben Kranken, so ist es nicht, man soll nicht einmal beten und hinterher gleich ein anderer, ein schlechter Mensch sein. Nein, mit den Glauben leben, dann können Sie kein schlechter Mensch sein, dann sind Sie es wert, als Mensch angesprochen zu werden.

Aber ich will Sie nicht lange aufhalten mit großen Reden; ich weiß, Sie wissen, wer ich bin, wozu ich mich verpflichtet fühle und dass ich auch diesem nachgehen und dies tun werde, wozu ich mich verpflichtet fühle.

Meine lieben Kranken, ich hoffe, dass Sie mich verstanden haben, und ich nehme mich auch selbst beim Wort. Ich habe Ihnen versprochen, für Menschen, die von weither gekommen sind, aus der russischen Zone oder gar hier aus dem Nachbarland oder von Westfalen oder Schleswig-Holstein, Montagvormittag hier eine Heilung zu vollziehen unter Hinzuziehung eines Arztes, damit die schmutzigen Mäuler mir auch hier nichts nachsagen können. Ich selbst gehe jedem Falle nach und habe meine Leute auch beauftragt, dasselbe zu tun und habe schon einzelnen guten Journalisten zu wissen gegeben, dass sie selbst dem einen oder anderen Fall nachgehen, wie die Heilung da vor sich gegangen ist.

Sie sollen nicht unwissend bleiben, Sie sollen auch nicht überzeugt werden, Sie sollen geheilt werden. Ich bin nicht dazu da, Menschen zu überzeugen, ich fühle mich verpflichtet, Menschen zu helfen und zu heilen.

Nun bitte ich Sie, sich hier nicht noch die Nacht oder vielleicht den Tag über aufzu- halten, sondern friedlich nach Hause zu gehen. Ich würde bestimmt lieber morgen hier sein als Montag, aber ich habe anderweitig wichtige Verabredungen, die ja nicht für mich von Nutzen sind, sondern für Sie von großem Nutzen sein werden. Und da kann ich nicht ausbleiben, ich muss diesem nachgehen.

Ich will niemanden sagen, dass er womöglich hier noch die Nacht verbleibt. Soweit es Ihnen möglich ist, bitte ich, nach Hause zu gehen oder eine Unterkunft aufzusu- chen. Ich selbst habe ja auch kein Obdach, ich habe ja auch kein Bett; ich habe mein Bett weggegeben, und wenn ich anderweitig bin, kann ich ja auch kein Bett benut- zen, weil ich ja gar nicht zum Schlafen komme. Ich habe mich nach 8 Uhr hingelegt und eine knappe Stunde gelegen, bin aber noch nicht zum Schlafen gekommen.

Ich will Ihnen hier nicht mehr von mir erzählen, ich will Ihnen nur sagen, dass Sie nicht die Nacht hier draußen bleiben, dass Sie vielleicht noch eine Erkältung zu dem bekommen, was Sie schon an Krankheit haben.

Haben Sie noch Geduld bis Montag, das ist ein Ausnahmefall, weil ich nicht darüber weg kann und Sie warten lassen kann; das will ich nicht.

Quelle:

Archiv „Bruno Gröning Stiftung

Fassung vom 11.11.2010 www.bruno-groening-stiftung.org 

 

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