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Hinweis
Dies ist eine originalgetreue schriftliche Übertragung des Vortrags von Bruno Gröning, den er am 21.12.1956 in Pirmasens auf Tonband aufgenommen hat.
Auf sprachliche oder grammatikalische Korrekturen im Text wurde bewusst verzichtet, um die Authentizität der Quelle zu gewährleisten.
Die kleinen Ziffern, die den einzelnen Absätzen vorangestellt sind, verweisen auf die entsprechenden Tracks der Vortrags-CD und dienen somit dem leichteren Auffinden der jeweiligen Stelle.
Weitere von Bruno Gröning gehaltene Vorträge mit seiner Originalstimme sind als CD erhältlich und können unter folgender Internet-Adresse bestellt werden: www.bruno-groening-stiftung.org

 

Vortrag von Bruno Gröning, Pirmasens, 21.12.1956

„Christus ist unser Bruder!“

1
Meine lieben Freunde!
Ich glaube, ein jeder müsste heute schon wissen, was für uns das Weihnachtsfest bedeutet. Ich weiß, wie Menschen einer Macht – die Macht der Gewohnheit – vollkommen ausgeliefert sind. Was Menschen von jeher nie das Rechte so verstanden, nie es so aufgenommen und deshalb es auch nicht haben weitergeben können. Es ist wie so im täglichen Leben, dass der eine wie der andere das eine, so das andere nicht richtig verstanden und so unverstanden weitergibt. Und wenn es so von Mensch zu Mensch gewandert, so wird man hernach bald erkennen können, dass es ja ein ganz anderes Bild wiedergegeben ist; dass von dem kaum noch das Rechte auffindbar ist; also vollständig entstellt! Aber gerade deswegen, meine lieben Freunde, weil dem so ist, dass Menschen die Geburt Christi noch nicht recht und richtig verstanden haben.

Ich will mich deswegen nicht extra hervorheben, womöglich als einziger unter allen Menschen, um womöglich, dass der eine, so der andere noch auf den Gedanken kommt – kommen würde, ich würde heute alles umstürzen wollen; nein! Was Wahrheit ist, ist Wahrheit und sie darf keineswegs entstellt werden. Aber ich helfe heute etwas nach, wie wir die Wahrheit so aufzunehmen und wie wir sie am ehesten und besten verstehen.

Ich weiß, wie auch Sie selbst es wissen, dass Sie sich alljährlich auf Ihrer Geburtstagsstunde, das heißt auf die Stunde Ihrer Geburt, erinnern. Falls nicht, dann werden Sie erinnert. Ihre Angehörigen, die Eltern selbst tragen schon Wochen zuvor die Vorsorge, um Sie an diesem Tag zu beglücken, um Sie zu erfreuen; deshalb, weil Sie selbst doch erdgebunden sind und damit selbst können sie auch (die Eltern) ihrem Kind nur ein irdisches Geschenk geben. Denn es fehlte viel, auch zu all diesem, dass die Eltern kaum oder gar nicht daran gedacht, dieses ihrem leiblichen Kind das rein Göttliche mit auf den Weg zu geben.

Ich will deswegen nicht sagen, dass sie ..., dass die Menschen zu den Schlechtesten zählen, nein, ich bleibe nach wie vor dabei, was auch Wahrheit ist: Dass jeder Mensch göttlich ist! Nur dürfen wir das rein Göttliche, nur dürfen wir uns selbst nicht vergessen. Und so wie das Kind an dem Geburtstag, wie Menschen diesen Tag nennen, reichlich, soweit es den Eltern, den Angehörigen, den Verwandten, den Bekannten möglich ist, ihn mit irdischen Gütern zu beschenken.

2
Und wie, meine lieben Freunde, ist es weiter im Leben? Wir denken immer noch an „Einem“! Und alle Jahre feiern auch wir den Geburtstag unseres Heilandes. Ja, warum, wieso, weshalb? Gehört er zu uns? Wir sehen ihn doch nicht! Das heißt, viele Menschen sehen ihn nicht. Sie haben aber auch kein Gefühl dafür! Nein, sie lebten ja ein anderes Leben, nicht das Leben, das sie leben sollten.

Ich weiß, dass viele Menschen die Geburt Christi nicht verstanden. Sinnen Sie etwas nach: Wie haben Sie bisher dieses Fest gefeiert? Sie haben auch hier Vorsorge getroffen. Die Eltern, sie haben dafür gesorgt, dass in ihrem Wohnbereich alles in bester Ordnung ist. Sie haben die Vorkehrung dafür getroffen, dass jeder, der zur Familie gehört, reichlich beschenkt wird.

Der Vater hat dafür gesorgt: Er hat geschafft; einige Monate mehr geschafft als sonst, um nur seinen Angehörigen reichlich beschenken zu können. Die Mutter selbst kümmerte sich weiter um alles, das heißt um die Ordnung, indem sie auch ihrem Mann – dem Vater – das so heimisch eingerichtet, dass er sich wohlfühlt. Sie zeigte sich ihrem Mann gegenüber dankbar.

Und das Kindlein sah da nun alles; die Eltern schauten zu, wie das Kind sich an diesem Irdischen, das heißt an den Geschenken, freute, wie es spielte und immer wieder zu den Eltern gegangen: „Danke, danke, danke!“

Ja, meine lieben Freunde, auch die Erwachsenen lebten bisher in einem Glauben, gut beschenkt zu werden. Wenige waren erfreut darüber, Geschenke zu machen. Aber sie waren drauf eingestellt: „Weihnacht ist nun mal ein Fest, ein Fest des Gebens.“

Aber es liegt doch etwas in dem Menschen, ohne dass er weiß, was ihn das bedeutet, was für eine Gebefreudigkeit er an diesem Tag hat, indem er sich ebenfalls schon Wochen, Monate drauf vorbereitet, um ja seinen Nächsten zu beglücken; um ihn zu erfreuen; um ihn was geben zu können.

Ich hatte auch diese Feste nicht feste, feste mitgefeiert; nein! Ich habe sie mit nüchternen Augen betrachtet. Ich habe auch Ohren an meinem Körper, um auch zu hören. Ich habe auch ein Gefühl, ein sehr gutes Gefühl für Menschen, wie sie es in sich aufgenommen haben. Es war nie das Richtige. Selten habe ich es so angetroffen. Wenn ich nur eine einzige Familie so ernsthaft dabei angetroffen hätte wie sie, das heißt, wie alle Menschen sein sollten, dann wäre ich vor Jahren schon der glücklichste Mensch gewesen.

Aber gerade deswegen, meine lieben Freunde, weil ich’s nie vorgefunden habe, deswegen hab ich mich veranlasst gefühlt, den Menschen die Wahrheit zu sagen; ihnen das zu sagen, was für uns das Fest bedeutet. Es ist nun mal das heilige Fest; das Heiligste überhaupt, was wir nur haben können.

3
Vergessen wir nicht, vergessen Sie überhaupt nichts, meine lieben Freunde, woran sie hier in dieser Ihrer Gemeinschaft so oft erinnert wurden. Aber vergessen wir überhaupt doch nichts; sinnen wir weiter nach, wie hier in der Familie die Mutter wie der Vater so oft zueinander spricht und sagt: „Weißt du, unser Büblein, unser Töchterlein – wie ich es zur Welt gebracht ...“, sagt die Mutter. „Wie klein es war und wie ich mich um das Kind gesorgt! Und heute: Ist doch wundervoll, so ein Kind zu haben; ist das Schönste überhaupt!“

Aber wehe, das Kind wird größer und sagt den Eltern die Wahrheit, weil sie zu einem Teil auch noch nicht wissen, was Wahrheit ist. Dann bekommt das Kind schon Schläge verabreicht. Da wird es auch nicht mehr so gut beschenkt, wenn der Geburtstag sich genähert oder wenn er überhaupt schon dran ist, dass ... Dann sagen die Angehörigen, sagen auch die Eltern: „Du warst nicht brav; du bekommst nicht so viel!“

Ziehen wir im Leben immer die Vergleiche; vergleichen wir alles hier auf dieser Erde, wie wir, die Menschen leben und wonach sie streben. Und vergleichen wir den irdischen Vater mit dem göttlichen, und da ist wohl ein sehr, sehr großer Unterschied.

Aber ich möchte heute nicht zu weit greifen, meine lieben Freunde. Ich will mich nur auf das beschränken, was für uns, was für alle Menschen doch das Notwendigste ist. Denken wir weiter zurück; besinnen wir uns auf uns selbst. Glauben Sie, glauben Menschen überhaupt, Gott gab uns so ohne Weiteres nur einen Körper, um damit wir schalten und walten können, wie wir wollen? Oder dass wir Menschen womöglich sagen: „Ja, Gott ...! Ja, gibt es überhaupt einen Gott? Wenn es einen Gott gäbe, dann würde es nicht zum Krieg kommen; dann wäre es nicht so weit gekommen, dass wir hungern müssen; dann wäre alles doch viel, viel schöner und besser; dann gäb es nicht so viel böse Menschen!“ und so vieles andere mehr.

Ja, meine lieben Freunde, Gott hat uns mehr gegeben. Das hätte nicht sein brauchen. Wir brauchen das Böse nicht. Aber es ist auch so bestimmt. Denn wenn es das Böse nicht gäbe, dann gäb es nichts Gutes und wir würden auch keinen Unterschied dran merken; im Gegenteil: Wenn es das Böse nicht geben würde – hab ich auch hier in Ihrer Gemeinschaft schon oft sagen müssen –, dann gäbe es überhaupt nichts Gutes. Das heißt, wenn es nichts Böses gibt, gibt es nichts Gutes; im Gegenteil, sondern nur Böses.

Nun, sinnen wir weiter nach: Gott hat uns wirklich alles gegeben; einen so wundervollen Körper, mit dem wir alles regen und bewegen können; mit dem wir schaffen können; mit dem wir uns das hier auf dieser seiner Erde so gut gestalten können, dass wir uns wirklich wie zu Hause fühlen und dass wir uns in diesem Leben freuen können. Aber wo gibt es heute noch Menschen, die so erfreut sind? Sie sind einer Sucht verfallen: Sie suchen das Wertvollste auf dieser Erde, um sich daran zu bereichern. Es geht sogar so weit, dass die Menschen sich vergessen haben. Wie oft ich von Menschen gehört: „Die Menschen sind heute so und sie gehen über Leichen! Sie kümmern sich nicht um ihre Nächsten!“, ja dieses und noch viel, viel mehr.

4
Ja, meine lieben Freunde, Gott hat uns nicht nur einen Körper so gegeben, dass wir schalten und walten können wie wir wollen; im Gegenteil: Er hat uns alles gegeben. Er sandte uns auch einen seinen Sohn, der allen Menschen wieder auf den Weg führen sollte, der zu Gott, unserm Vater, führt.

Aber wie haben Menschen die Geburt überhaupt verstanden? Und wie haben sie dieses Kindlein – selbst die Eltern – verfolgt und wie, wie viele Menschenkinder wurden dadurch zu Tode gemartert; ohne Rücksicht, ohne Erbarmen! Das war doch ein Zeichen, dass damals schon die Menschen sehr, sehr böse gewesen sind. Sie wollten das Gute nicht; sie duldeten es nicht, dass einer über sie steht.

Von da ab, meine lieben Freunde, denken wir genau nach, was die Geschichte uns auch aufweist. Werden wir besinnlicher. Schon damals kam es zu den Verfolgungen. Schon damals gab es Herrscher, Herrscher dieser Erde, die sie jetzt anmaßten, die da glaubten, sie wären alles und ein Gläubiger wäre nichts. Aber das ist noch nicht alles, meine lieben Freunde. Wir müssten heute noch viel, viel mehr wissen. Und wir müssen immer wieder zurück; wir werden auch alle Jahre daran erinnert – an die Geburt Christi.

Ich weiß, wie ich schon sagte, dass viele Menschen nur in einem Glauben lebten; dass Menschen der Macht, Macht der Gewohnheit verfallen, dass sie ihr schon ausgeliefert sind, und so feierten sie das Christfest, das Weihnachtsfest.

Sie sagen ja auch: „Der Tannenbaum brennt.“ (Ich habe noch nie gese..., doch, ab und zu hab ich doch gesehen, dass ein Tannenbaum brennt!) Ich habe nur die Lichtlein gesehen, die brannten. Da hab ich Menschen gesehen, dass sie darüber nur erfreut gewesen, wenn sie gut beschenkt wurden. Es war eine Feier. Zur Kirche wurde auch gegangen – wird auch heute noch gegangen; aber nur, um etwas Herrliches dort zu erleben. Nicht auf sich geachtet, sondern: Was ist hier? Was ist links? Was ist rechts? Was ist unten? Was ist oben? Mit wem ist dieser? Mit wem ist jener? Und so weiter und so fort. Es war „schön“. Das ist schon von Kindheit an so; na ja, Macht der Gewohnheit ...!

Aber wo ist und bleibt die Macht Gottes? Wo bleibt der Mensch selbst? Wo hat er mal an sich selbst gedacht? Wo hat er an seinen Nächsten richtig gedacht? Wo hat er seinen Nächsten den richtigen Hinweis geben können, da er sich besinnen soll auf diese Weihestunde? Diese müsste allen Menschen die heiligste sein, wie sie in Wirklichkeit, in Wahrheit es auch ist.

Ich weiß, meine lieben Freunde, ich weiß auch dieses, dass Menschen das Wort nicht so wahr genommen haben. Heute sagen sie: „Mag gewesen sein; ja, es war auch so. Och, waren die Menschen scheußlich!“ und so vieles andere mehr. Aber mal richtig darüber nachgesonnen: Was bedeutet für uns die Geburt Christi?

Warum sind wir geboren? Warum sind wir hier auf dieser Erde? Ohne Führer ist keiner; er wird geführt! Es gibt zwei Führer, das heißt einer, der verführt und einer, der führt. Es fragt sich nur: So viel hat Gott dem Menschen – seinem Kind – Freiheit gelassen, dass er sich frei bewegen kann auf dieser seiner großen, göttlichen Erde.

5
Fühlt er sich zu den Verführten, das heißt zu dem, der ihn wirklich nur verführt, hingezogen? Dann ist der Beweis dafür gegeben, dass er sich vergessen hat, dass er nie daran gedacht hat, erst genügend göttliche Kraft aufzunehmen kann, um hier Herr des Bösen zu werden. Und grade Menschen in der heutigen Zeit müssten doch besinnlicher sein.

Welche Wege oder welch einen Weg hat Christus uns aufgezeigt? Haben Menschen ihn richtig verstanden? Haben sie das bereits Gesprochene aus dem Mund Christi so aufgenommen und wiedergegeben? – Doch? Aber das, was wiedergegeben wurde, das nehmen Menschen heute nur, lesen es, nehmen es nur so hin und sagen: „Ja, ich glaube!“ Aber nicht weiter wird nachgedacht. Das ist nun mal das Weihnachtsfest; wo wir doch daran erinnert werden. Niemand fängt an zu gucken, oder hat er das Gefühl oder hat er’s nicht, ob es Wahrheit ist; ob es Wahrheit sein kann? Meine lieben Freunde, das kann der Mensch erst da dann, wenn er sich selbst erkannt hat; wenn er weiß, wer und was er ist. Der sich auf sich selbst besonnen, er kann nur von sich aus zu dem andern übergehen. Anders ist es nicht möglich!

Und so ist es auch hier, dass Menschen immer noch nicht verstanden haben. Ich brauch Ihnen nicht viel zu sagen. Eines ist Ihnen ja klar, dass vor fast 2000 Jahren Gott uns seinen Sohn sandte. Er sprach zu uns über seinen Sohn, über den Körper seines Sohnes. Christus ist unser Bruder! Aber als solchen haben Sie ihn noch nicht erkannt. Er ist so hoch. Er ist ganz bei Gott. Er ist in Gott. Er ist alles! Und hier sagen Menschen: „Da kommen wir nicht hin. Wir wollen doch glauben!“

Aber dass der Mensch genau darüber nachdenkt, über jedes gesprochene Wort; dass er das Wort für wahr nimmt und dass er mal einen Schritt dazu getan hätte! Der Schritt nur zur Kirche, der Schritt nur zum Betstuhl – nein, Freunde, das genügt nicht!

Wir müssen ..., müssten heute schon so weit sein, um die Worte Christi in der Tat umzusetzen. Oder nehmen Sie das heute noch nicht so ernst? Sie zu einem Teil, aber viele überhaupt noch nicht; viele Menschen nur zum Schein der Gerechtigkeit, zum Schein nach außen. Sie behaupten es, dass die Umwelt sieht und hört: „Ich bin ein Gläubiger; ich gehe zur Kirche; ich tue dies, das und jenes; ich spreche von Gott!“ Soll das alles sein? Glauben die Menschen, dass sie den richtigen Glauben erfasst haben? Glauben Sie, dass sie das befriedigt? Ja, es befriedigt sie! Aber das, was da aufgenommen werden will, macht sie doch unzufrieden. Wie oft sagen Menschen: „Ja, ich gehe zur Kirche. Das genügt! Und da seh ich und höre alles. Aber das genügt!“

Aber hier (er deutet auf die Herzgegend)? Wer hat es in seinem Herzchen aufgenommen? Wer ist so besinnlich geworden? Wer weiß überhaupt, was Wahrheit ist?

6
Wenn Menschen mehr besinnlicher wären und wenn sie das Fest so feiern, wie sie’s feiern müssten, dann ist’s gut. Als erdgebundener Mensch werden wir von unsern Eltern, von unsern Vater beschenkt, der doch selbst dafür schafft. Aber das ist das Irdisch-, das ist das Weltliche. Frage: Wo bleibt das Göttliche? Wenn wir die Worte Christi alle in der Tat umsetzen, wie er’s uns auch sagte, dass wir ihm folgen sollen; dann – ja, dann wären die Menschen schon auf dem richtigen Weg. Sie sollen all das in der Tat umsetzen; nicht nur ‘n paar Schritte genügen. Wie ich schon sagte, wo Sie sich in dem Glauben versetzen: „Wenn ich zur Kirche geh, das genügt! Und wenn ich dafür schaffe, dass ich auch die Steuern dafür zahle, das genügt! Da bin ich ein gläubiger Mensch.“ Nein, Freunde: Glaube heißt, dass wir – dass jeder Mensch diesen mit Taten beweist. Er soll den Glauben in der Tat umsetzen!

Wenn dem so ist, dann ist recht. Und grade heute sind wir auch deshalb zusammengekommen, um dass Sie, meine lieben Freunde, wo die heilige Stunde sich uns nähert, dass Sie nicht so unvorbereitet sind. Wie Sie hier im irdischen Leben sich doch auf das Fest vorbereitet haben. Sie haben Hand angelegt, indem Sie, wie ich schon sagte, in Ihrem Wohnbereich Schmutz und Dreck beseitigt, das heißt eine gründliche Reinigung vorgenommen. Und Sie haben auch an die Geschenke und an allem gedacht. Aber müssen wir nicht auch hier uns von allem Schund, müsste ich schon sagen, lösen? Müssten wir uns nicht lossagen von all dem, das uns belastet hatte? Müssten wir nicht alles dazu tun, um frei zu werden; um diese schwere Last ablegen zu können, um sie loszuwerden; um jetzt das rein Göttliche zu empfangen?

Wer hat daran gedacht? Wann hat ein Mensch daran gedacht? Wann ist er so besinnlich geworden? Wann? Wir müssen tatsächlich alles dazu tun. Und dazu will ich Sie heute mit diesem allem kurz vorbereiten, damit Sie wirklich nicht unvorbereitet diese Weihestunde, wie sie uns ja entgegen kommt (wir brauchen nichts dazu tun; sie nähert sich uns selbst), dass wir da auch wirklich so vorbereitet sind, um das zu empfangen, was Gott, unser Vater, uns an diesem Tag zu geben gedenkt.

Weihnachtszeit: Das ist die heilige Zeit. Das ist die schönste Zeit unseres Lebens, wenn wir an das wahrhaft Göttliche erinnert werden. Und wie schön, wie wundervoll es doch ist, wenn wir uns auf das Fest wirklich vorbereiten, dass Gott uns das geben kann, was er uns zugedacht hat. Aber ist doch logisch, dass wir uns selbst von allem, das uns nicht gut bekam, von allem Bösen lösen müssen und dass wir da ganz unser Wort stehen müssen; dass wir uns wirklich lossagen und dass wir glauben, was Gott uns wirklich – Gott, der doch unser natürlicher Vater ist – auch da dann das geben kann, wenn wir uns vorbereitet haben.

7
Dieses, meine lieben Freunde, war bisher von Menschen nur ein Gerede. Sie haben alles Mögliche getan. Aber selten einer – ich sage eher keiner – hatte sich soweit darauf vorbereitet. Der Mensch ist zu weltlich geworden. Er musste, ohne es überhaupt zu wissen, sich von dem Göttlichen lossagen. Es kam eine Macht über ihn und das ist die Macht der Gewohnheit. Aber letzten Endes müssen wir wissen – muss jeder von uns es wissen, dass wenn Gott, der das Leben doch selbst ist, sich zurückzieht, wo blieben wir? Oder glaubten Sie, meine lieben Freunde, dass Gott, unser Vater, so ist; dass er uns einen Körper gibt und sagt: „Jetzt seht zu, wie ihr fertig werdet!“? Glaub ich nicht!

Ich weiß, dass der Mensch das auch noch nicht versteht, indem, wie wenn er sagt: „Ich glaube – Ich bekomme nicht so viel! Ich hab keine Reichtümer. Der nicht glaubt, der hat so viel. Der isst nicht, der frisst; der trinkt nicht, der säuft; der lebt nicht, sondern schwelgt; der hat alles in Hülle und Fülle; und ich, wo ich glaube – ich bin so arm; ich habe nichts. Das ist doch nicht gerecht!“

Das kommt eher vor bei den Menschen, indem er Gott lästert; indem er ihn schimpft. Und er weiß aber nicht, was er damit angerichtet hat. Und wenn er da dann erst recht da drin in das Elend versinkt, wo er doch das Böse angenommen, liefert er sich schon dem Bösen aus. Und wenn er immer noch nicht erkennen kann, was das für ihn alles bedeutet: Dass er selbst die Schuld trägt; dass er sich von Gott, überhaupt vom Göttlichen losgesagt und dass er nicht mehr Herr seines eigenen Körpers ist; dass er sogar das Stimmrecht über ihn verloren; dass der Körper nicht mehr horcht, sondern dass er (der Körper) hier den Menschen, der Geist, der er ist, ihn fesselt.

Das kommt immer da dann vor, meine lieben Freunde, wenn der Mensch nichts von Wahrheit weiß; wenn er sich auf sich selbst nicht besinnen kann; wenn er heute noch nicht weiß, wer er ist und was er ist; wenn er heute noch nicht weiß, wer Christus ist und was er für uns ist. Alles dieses, meine lieben Freunde, es muss gesagt werden. Sie haben noch Zeit.

Sie haben noch so viel Zeit, dass Sie sich genau vorbereiten können, um das, was Sie bisher nicht erlangen konnten, jetzt wirklich in Empfang nehmen können.

Aber erst frei machen! Weit zurücksinnen bis, wenn Sie, so es Ihnen möglich ist und Ihre Eltern werden’s Ihnen gesagt haben, von Ihrer Geburt an; da waren Sie ja rein und da brauchten Sie ja auch noch keinen Verstand. Da brauchen Sie ja gar nicht so weit zurückzudenken. Aber wenn Sie an Ihre Jugendzeit denken; wenn Sie die ganzen Jahre mal zurückdenken, was Sie alles getan und was Sie gelassen haben; ob Sie auch jedem Menschen gerecht gewesen sind und wie viel Böses Sie angestellt haben. Manchmal nur durch ein einziges Wort haben Sie einen Menschen ins Unglück gebracht; haben ihn unglücklich gemacht, ohne dass Sie dabei überhaupt was gedacht haben. Es führte nur so aus dem Mund. Ein Zeichen dafür, dass Sie doch viel Böses aufgenommen hatten und das Böse bewegte Ihren Mund dazu, das Wort zu sagen, was für Ihren Nächsten Gefahr bedeutete.

8
Aber es gibt so vieles mehr noch zu sagen. Das überlass ich jedem einzelnen Freund selbst, indem er besinnlich wird; indem er jetzt richtig Ordnung schafft; indem er auch die Wahrheit sagt; indem er sich auch zu einem Teil als schuldig bekennt und sagt: „Ja! Ich war ja früher nicht so. Ich hab so viel Schlechtes getan, ohne dass ich’s wollte. Ich war zu schwach und wurde von der bösen Seite, von einem Menschen, der von dem Bösen behaftet, wurde ich soweit geführt, das zu tun. Aber das erkenn ich alles. Ich weiß! Und jetzt weiß ich auch, dass ich viel Gutes noch zu tun habe, um das zu werden, dass ich es würdig bin und dass Gott, mein Vater, mich erhört!“ Ja, Freunde, so besinnlich müssten wir werden.

Und dann werden wir die Geburt Christi verstehen; dann werden wir wissen, warum Gott uns seinen Sohn sandte; dann werden wir das alles viel, viel besser verstehen. Aber solange der einzelne noch nicht frei ist – wie viele, viele unserer Mitmenschen sind ja nicht frei. Es gibt keinen Menschen ohne Sünde. Es gibt keinen Menschen, der nichts Böses getan hat. Aber wenn er doch wenigstens zu sich selbst ehrlich wäre und zugeben – mir brauchen Sie’s nicht sagen; einem unserer Nächsten brauchen Sie’s auch nicht sagen – mit sich selbst abrechnen; mit sich selbst fertig werden: „Ja, ich war ein Lump. Das hätt ich nicht sagen; das hätt ich nicht tun sollen!“, und dann ist gut. Erkenntnis ist der beste Weg zur Besserung. Wie oft hab ich’s Ihnen gesagt: Mensch erkenne dich selbst; Mensch beherrsche du deinen Körper!

Sagt Ihnen das nichts? Da liegt doch das ganze Leben, das der Mensch doch da erst beginnt. Und er muss sich doch erst selbst erkennen, ehe er dazu imstande ist, das Weitere, vor allem das Göttliche zu erkennen. Wenn er sich selbst erkannt hat, dann weiß er, dass er ein göttliches Geschöpf ist; dann weiß er, dass er ein Kind Gottes ist und dann weiß er, was für einen wundervollen Körper er hat; dann weiß er, ihn auch richtig zu nützen und dann weiß er, die göttliche Kraft in sich aufzunehmen; dann weiß er, seinen Körper so zu führen; dann weiß er, so viel Gutes aufzunehmen, dass er, er so viel hat, um seinen Nächsten es geben zu können und so vieles andere mehr.

Nicht einer wird Gott erkennen können; nicht einer wird von der Geburt Christi was wissen, wenn er von seiner nichts einmal weiß; wenn er von seinem Leben nichts weiß; wenn er von sich selbst nichts weiß. Dann steht er da wie ein (Bruno Gröning bewegt vermutlich einen Aschenbecher), wie ein toter Gegenstand. Das ist Materie. Das hat ein Mensch, das heißt geschaffen, der ja ein Geist ist und zu ihm, zu diesem, er einen Körper besitzt, er einen Gedanken aufgenommen: „Ich schaffe da was: Sie rauchen – ich schaffe einen Aschenbecher!“

Aber so gibt es viele dieser Dinge, meine lieben Freunde, nicht nur Aschenbecher. Sie haben doch in Ihrem Wohnbereich so viel, und Sie sehen noch viel, viel mehr, was Sie heute noch nicht besitzen können; deshalb, weil sie’s nicht schaffen, sich dieses alles erarbeiten zu können, um diese Mittel dafür zu haben. Aber es gibt so viel Wundervolles, was Menschenhände wirklich hier geschaffen haben. Sie wussten ihren Körper richtig soweit zu nützen; aber soll das dann alles sein? Ist der Körper dann voll und ganz ausgenützt? Genügt das alles, wie wenn der Mensch von sich sagt: „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen!“ Und das murmelt er nur so vor sich hin: „Und wenn ich nur essen kann, dann hab ich alles!“

9
Nein, Freunde, das ist nicht alles; das ist nicht die ganze Ernährung; das ist nur die Erhaltung des Körpers soweit. Daran hat Gott auch gedacht, indem er uns mit so viel seiner Früchte beschenkt. Er gab uns die Saat, wir streuten sie aus – nein, sie waren ja vorhanden. Wir haben den Boden – seinen Boden – nur bearbeitet und so wuchs diese Frucht und vermehrte sich, und wir ernten und wir können uns an all diesem laben.

Aber ist das denn alles? Nein, Freunde, wir brauchen noch viel, viel mehr; vor allem die Vernunft, dass der Mensch zu sich selbst vernünftig ist. Wenn dem so ist, dann wird er auch zu seinem Nächsten vernünftig sein oder er wird ihn zumindest zur Vernunft rufen; er wird ihn aufklären. Ja, dann weiß er schon was. Er weiß, dass er vernünftig ist; er fühlt, dass es Menschen nicht so sind wie er, indem er sich immer wieder sagt und auch die Frage stellt: „Warum bin ich so? Warum sind die Menschen nicht so? Warum sind die anders als ich?“ Aber es gibt noch viel mehr zu sagen, meine lieben Freunde.

Aber heute denken wir an das Wichtigste! Heute, ab heute werden Sie wirklich besinnlich, besinnen sich auf das eigene Ich, das heißt auf sich selbst. Und sinnen Sie wirklich nach: Denken Sie zurück, was Sie alles getan haben. Es ist genauso, als wenn Sie beichten; wenn Sie einen Menschen gefunden, wo Sie Ihr Herz frei machen von all dem, was Sie bisher geplagt hat. Aber das müssen Sie jetzt mit sich selbst ausmachen; machen sich frei; bereiten sich auf das heilige Fest vor und wenn Sie das denn ... Gott, unser Vater, will uns auch beschenken. (Ich hab’s schon dreimal gesagt.) Und Menschen nehmen das Geschenk nie – selten – an; sie denken nicht dran. Sie haben es einfach nicht gewusst.

Wenn Sie das Liedlein singen „Stille Nacht, heilige Nacht!“ – nur das eine einzige Lied, meine lieben Freunde, was sagt Ihnen das? Ist da Wahrheit drin? Sie bräuchten von Christus, von der Geburt, von allem nichts wissen; singen Sie nur das eine Lied. Da ist alles enthalten! Es gibt schon mehr dieser solcher Lieder, die wir bei diesem heiligen Fest singen. Und wir können uns wirklich des Lebens freuen, wenn wir den Inhalt aber erkannt haben. Ich weiß, Sie kennen ihn schon von der Kindheit an. Ich brauche Ihnen das gar nicht schriftlich, (er raschelt mit Papier) nicht so da vorlegen; nein, das wissen Sie! Das ist auch das Leichteste. Es ist auch zur Macht, zu einer Macht der Gewohnheit geworden: „Ich kenn’s; ich kann’s singen!“ Aber was enthält dieses Lied? Haben Sie auch darüber nachgesonnen? Ich gebe Ihnen einen guten Rat, meine lieben Freunde: Singen Sie bitte jetzt gemeinsam dieses Lied „Stille Nacht, heilige Nacht!“. Dann brauch ich hernach nichts mehr sagen; dieses Lied enthält alles. – Singt!

10
(Alle Anwesenden singen gemeinsam das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht!“):

Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute, hochheilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar, Schlaf in himmlischer Ruh, Schlaf in himmlischer Ruh.
Stille Nacht, heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht, Durch der Engel Halleluja. Tönt es laut von fern und nah: Christ, der Retter ist da, Christ, der Retter ist da!
Stille Nacht, heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund, Da uns schlägt die rettende Stund, Christ, in deiner Geburt,
Christ, in deiner Geburt.

11
(Bruno Gröning fährt fort)

Meine lieben Freunde, wie oft auch Sie es gehört; wie oft auch Sie dieses Lied gesungen – viele Menschen haben es mit dem abgetan, indem sie sagten: „Das ist ein Weihnachtslied; das gibt Weihnachtsstimmung und das singt man nur Weihnacht!“.

Wer ist auf dieses Lied, auf jedes Wort so besinnlich geworden, was das für ihn, was das für jeden Menschen bedeutet? Oder wollen wir es auch so abtun und wollen auch wir sagen: „Das ist ein Weihnachtslied; ja, das hört man!“ Ich glaube nicht.

Wollen wir genau sein und wollen wir diesem Liedchen nur folgen. Und beschränken sich heute nur, das heißt zu dieser Weihnachtszeit, zu dieser Weihefeier, nur auf das eine, einzige Liedchen und lesen Sie jedes Wort so genau!

Wir haben alles ganz in unserer Nähe, und die meisten Menschen schütteln es nur ab. Sie haben es auswendig gelernt; da aufgenommen (er deutet an den Kopf), aber noch nicht hier (er deutet zum Herzen). Ich weiß, Freunde, Sie wollen.

Und grade weil ich es weiß, dass Sie es wirklich in sich aufnehmen wollen, deshalb bin auch ich zu dieser Stunde gekommen. Ich bin noch rechtzeitig hier. Sie haben noch viele Stunden Zeit. Aber grade deswegen bin ich gekommen, weil ich es weiß, und da ist mir wirklich kein Weg zu weit und kein Wetter nicht wirtlich genug. Und das macht nichts; da frage ich nicht nach! Ich muss einfach hier sein, und ich muss Sie wirklich soweit führen, dass Sie das alles, was Ihnen von außen gegeben, hier in Ihrem Herzen aufnehmen.

Dann haben Sie das gute Gefühl, und dann werden Sie über ein viel höheres und größeres Wissen verfügen. Dann werden Sie das Verständnis für all das haben, das heißt für das eigene Leben; für das, was Menschen sich versündigt, dass wir es wieder gutzumachen haben, woran wir uns selbst versündigt, ebenfalls gutzumachen haben. Wie ein Kind im Elternhaus wird zuvor – vor so einem Fest, auch vor dem eigenen Geburtstag oder vor dem Geburtstag des Heilandes – wird es schön brav sein, und aufgrund dessen bekommt es dann hier vom irdischen Vater: die Geschenke und die Belobigung.

Ja, meine lieben Freunde, was haben wir noch alles gutzumachen! Wir haben selbst auch das gutzumachen, was unsere Mitmenschen schlecht gemacht haben oder nicht?

Vergleichen Sie nur – nehmen Sie Ihre eigene Familie – sagen wir, eine fünfköpfige Familie: Der Vater schafft, die Mutter sorgt sich um die Familie; dann bleiben drei Kinder. Eins von diesen drei Kindern ist ungezogen und vernichtet all das, wo der Vater sich mühselig gesorgt, das heißt geschafft hat und die Mutter. Alles das, was der Vater angeschafft hat ...

(An dieser Stelle bricht das Tonband ab.)

Fassung vom 17.5.2013 www.bruno-groening-stiftung.org 
 

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