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Ein Tag mit Bruno Gröning

Alfred Hosp, 1957
Abschrift (PDF)

 

War ein Vortrag von Bruno Gröning schon sehr aufschlussreich und interessant, so bildete erst die Gelegenheit, einen Tag mit ihm zusammen zu erleben, die Möglich-keit, sich zu überzeugen, dass er selbst voll und ganz in seiner Lehre lebte.

Er hatte das längst in die Tat umgesetzt, was uns an seinen Worten so oft erstaunlich und neu vorkam – ja fast undurchführbar erschien.

Doch ich will nun der Reihe nach einen dieser unvergesslichen Tage mit Bruno Gröning schildern.

Es war am Morgen vor dem Frühstück. Herr Gröning hatte am vergangenen Abend einen langen Vortrag gehalten und war anschließend noch mit seinen Freunden bis in die frühen Morgenstunden zusammen gewesen, sodass er höchstens vier Stunden ruhen konnte. Trotzdem trat er uns so ausgeruht und frisch entgegen, als hätte er die ganze Nacht geschlafen.

Obwohl die meisten gut geruht hatten, war der eine oder andere durch die ungewohnte, kurze Dauer des Schlafes noch etwas müde und antwortete: „Danke, gut Herr Gröning, nur etwas kurz.“

„Zu kurz? Viel zu lange haben Sie geschlafen“, und wieder ernst werdend fuhr er fort, indem er sich zu uns allen wandte: „Sehen Sie, liebe Freunde, die Menschen machen es falsch, wenn sie sich zur Ruhe begeben. Tagsüber nehmen sie alles auf, was auf sie einstürmt. Die Unruhe des Arbeitsplatzes, die Sorgen und die Streitigkeiten des täglichen Lebens – zwölf Stunden hindurch – oder auch länger und sind bis zum Zubettgehen vollgestopft mit diesem Unrat. Sie legen sich also nieder, da doch der Körper müde ist und schlafen meistens sofort ein.

Aber das, was Sie tagsüber aufgenommen haben, liebe Freunde, schläft nicht! Es arbeitet im Gehirn weiter, es will verdaut werden. Denn auch mit dem Geistigen muss der Mensch so fertig werden wie mit der Nahrung.

Der Schlaf solcher Menschen ist daher unruhig und oberflächlich und – obwohl sie lange schlafen – erwachen sie unausgeruht. Am Morgen reißt sie dann der Wecker aus ihrem unruhigen Schlummer, und dann machen sie es wieder verkehrt. Denn auch das plötzliche Wecken ist ein Schock für den Organismus. Kaum hören sie das Rattern des Weckers, springen sie aus dem Bett, hasten in die Kleider, würgen schnell ein paar Bissen hinunter und fort geht es zur Arbeit. Ja, den ganzen Tag über hält bei ihnen die Unruhe und die Hast an, mit der sie den Tag begonnen haben und doch geht ihnen die Arbeit nicht von der Hand.

Nein, meine Freunde, das ist keine Art zu schlafen. Körper und Geist bekommen dadurch nicht das, was sie brauchen.

Ich will Ihnen erklären, wie man die Nacht nutzt, damit Leib und Seele das aufnehmen, was sie nötig haben: Nämlich das Gute.

Wenn Sie sich am Abend zur Ruhe begeben wollen, liebe Freunde, dann schlafen Sie bitte nicht gleich ein. Denn Sie nehmen den ganzen Dreck, mit dem Sie sich tagsüber belasteten mit in den Schlaf hinüber, und der Körper findet dadurch keine Ruhe.

Bevor der Mensch zu Bett geht, soll er die Ereignisse des ganzen vergangenen Tages der Reihe nach an seinem geistigen Auge vorbeiziehen lassen. Er muss – soweit er dazu imstande ist -jedes Ereignis, jeden Gedanken überprüfen, ob er recht oder unrecht war. War der Gedanke, das Wort oder die Tat unrecht, so muss er diese von Herzen bereuen und fest entschlossen sein, es nächstes Mal besser zu machen.

Jeden bösen Gedanken, den ein Mensch aufnimmt, nicht bereut und von sich weist, muss er einmal in die Tat umsetzen. Darum ist es so wichtig, liebe Freunde, dass Sie Ihre Gedanken kontrollieren und beherrschen.

Ich habe jetzt immer vom Gedanken aufnehmen gesprochen. Sie werden sich vielleicht wundern, dass ich diesen Ausdruck gebrauche, aber es ist tatsächlich so.

Die Gedanken, die jede Sekunde in ihrem Kopf herumschwirren, die sind nicht von Ihnen, liebe Freunde, die nehmen Sie nur auf, wie das Radiogerät die Rundfunksendungen aufnimmt. Sie selbst können bestimmen, ob Sie die guten oder bösen Gedanken, die gute oder böse Sendung empfangen wollen. Denn das was Sie wollen, nehmen Sie auf, und so sind auch Ihre Gedanken.

Darum sage ich immer wieder, liebe Freunde:

„Der Mensch handelt nach seinem Willen – wie der Wille, so der Gedanke – der Gedanke bewegt den Menschen zur Tat!“

Und ich wiederhole, liebe Freunde:

„Jeden Gedanken, den Sie aufnehmen und nicht wieder durch ehrliche Reue von sich weisen, den müssen Sie einmal in die Tat umsetzen, ob Sie dann wollen oder nicht.“

Wenn beispielsweise einer von Ihnen jemanden hasst und sich immer wieder denkt: „Den bring ich um“; und einmal begegnet er seinem Feind allein – ganz egal wann, es kann nach 10 oder nach 20 Jahren sein -dann ist der Augenblick der Ausführung da. Seine Gedanken werden zur Tat, und er macht dem Leben seines Feindes kaltblütig ein Ende.

Danach aber kommt er zur Besinnung und sagt entsetzt: „Ja, ich weiß nicht, wie konnte das nur geschehen? Ich wollte doch gar nicht, es kam zu plötzlich über mich, und da habe ich es getan.“

Aber dieses Bekenntnis nützt ihm dann wenig vor dem Richter, und es glaubt ihm niemand, dass er es jetzt ehrlich meint und über diese Tat entsetzt ist.

Und doch war es so, liebe Freunde, in jenem Augenblick wollte er seinen Feind nicht umbringen. Die Gedanken aber, die er früher immer wieder aufgenommen hatte, zwangen ihn zu dieser Tat. Darum:

WOLLEN SIE NUR DAS GUTE, UND NEHMEN SIE ES IMMER AUF!

Doch nun wieder zurück zu Ihrer Nachtruhe. Ich sagte, Sie sollen, soweit Ihnen das möglich ist, den vergangenen Tag mit seinen Erlebnissen genauestens noch einmal überprüfen. Ich weiß, dass die meisten von Ihnen vieles vergessen, was sie tagsüber denken und sprechen.

Ich persönlich weiß jeden Gedanken, jedes Wort, das ich gesprochen, jede Handlung, die ich begangen. Nicht nur von einem Tag, nein, von meinem ganzen Leben, und ich könnte Ihnen jede Rede, die ich einmal gehalten, wortwörtlich wiederholen; aber das nur nebenbei.

Sie werden sehen, liebe Freunde, wenn Sie jeden Abend vor dem Einschlafen zu sich selbst ehrlich und gerecht den vergangenen Tag nochmals genau überdenken, dass dies immer deutlicher und lückenloser geht und Sie sich schließlich an jeden Gedanken erinnern können; und das ist es, was Sie erreichen müssen.

Ich kann es ja auch, warum sollen Sie es nicht können, setzte Herr Gröning mit einem Lächeln hinzu. Dann führte er weiter aus:

Wenn Sie dem allen Beachtung geschenkt haben und den vergangenen Tag auf diese Art verdauen, dann erst werden Sie sehen, was für eine Ruhe in Ihnen sein wird. Es schwirrt nichts mehr in Ihrem Kopf durcheinander. Es ist kein unruhiges Vibrieren in Ihnen! Jeder Gedanke hat nun seinen Platz bekommen, und wo Ordnung ist, da herrscht auch Gesundheit und Friede.

Mit diesem Frieden können Sie nun einschlafen. Körper und Geist entspannen sich und ruhen sich in einigen Stunden besser aus als in einer langen, unruhigen Nacht. Ich selbst brauche nur ein bis zwei Stunden. Sie brauchen natürlich noch etwas mehr, aber nicht so lange, wie Sie bisher immer schliefen. Wenn Sie morgens erwachen, dann richten Sie es bitte so ein, dass Sie nicht gleich nach dem Erwachen aufstehen müssen.

Ermuntern Sie sich lieber eine halbe Stunde früher, und nehmen Sie zuerst die

g ö t t l i c he Kraft auf. Sie müssen so viel aufnehmen, dass Sie für den ganzen Tag genug haben.

Ich muss es ja auch tun. Ich muss sogar noch viel mehr aufnehmen, damit ich es dann an Sie weitergeben kann. Auch Sie können an andere, Schwächere diese Kraft weitergeben. Ja, Sie tun es unbewusst im täglichen Leben. Wenn Sie zum Beispiel tagsüber jemandem begegnen, und Sie geben ihm die Hand, so ist augenblicklich der Ausgleich der Kräfte da! Besitzen Sie mehr Kraft in sich, so fließt diese zum andern hinüber. Hat der andere mehr, so gibt er Ihnen durch den Händedruck Kraft.

Dies ist genauso, wie bei zwei Gefäßen mit ungleichem Wasserstand. Werden diese Gefäße mit einer Rohrleitung verbunden, so erfolgt sofort der Ausgleich bis in beiden Behältern der Wasserspiegel gleich hoch steht.

Darum sollten Sie nicht jedem Menschen die Hand geben. Man nimmt ja nicht nur das Gute, sondern auch das Böse auf.

Ich will Ihnen zu diesem Kräfteausgleich von Mensch zu Mensch noch ein Beispiel geben:

Angenommen, der Vater hat im Büro Ärger gehabt, er kommt erschöpft und müde nach Hause. Die Mutter hat das Essen vorbereitet und erwartet ihn freudestrahlend und voll guter Kraft. Sie öffnet die Tür, und der Mann tritt ein. Er sieht müde und verdrossen aus. Die Frau blickt ihn besorgt an und fragt: „Aber Papa, was hast du denn? Ist dir nicht gut?“ „Doch, doch, aber ich bin so müde und habe Ärger gehabt“ erwidert er. „Komm nur herein, es wird gleich besser werden. Leg den Mantel ab, ich bring dir ein gutes Nachtmahl“ antwortet die Frau und streichelt ihrem Mann gütig über den Kopf.

In diesem Augenblick geschieht es. Die Stimmung des müden, abgespannten Mannes schlägt um.

„Ich weiß nicht, Mutti, wenn ich bei dir daheim bin, ist alles anders“ sagt er dankbar. „Ich fühle mich plötzlich so wohl und so frisch, als ob der vergangene Tag mit seinem Ärger und Verdruss gar nicht gewesen wäre, und außerdem habe ich nun großen Hunger und freue mich auf ein Nachtmahl.“ „Das ist fein“, antwortet die Mutter. „Ich bring es dir gleich. Aber dann lege ich mich ein wenig nieder. Ich weiß nicht, wieso ich plötzlich solchen Schlaf bekommen habe“, und sie gähnt ausgiebig.

Sehen Sie, liebe Freunde, das war der Ausgleich. Die Frau gab ihrem kraftlosen, abgebauten Mann Kraft. Sie hatte aber selbst nicht so viel, und darum wurde sie nachher müde. Das haben doch bestimmt schon einige von Ihnen erlebt?

Ein eifriges Nicken war die Antwort in der Runde, und Herr Gröning fuhr fort:

Das Leben ist ein dauernder Kräfteverbrauch. Sie haben keine Ahnung, wie viel Energie ein einziger Gedanke benötigt. Und wie viele Gedanken nehmen Sie tags-über auf? Und wie oft kommt ein Kräfteaustausch mit anderen Menschen zustande? Sehen Sie, das müssen Sie alles mit der guten, g ö t t l i c h e n Kraft bestreiten, die Sie morgens aufnehmen sollen.

Ja, sie muss so weit reichen, dass Sie abends noch genügend besitzen, um nicht erschöpft zu sein. Jedes Mal, wenn Sie zu viel abgegeben haben und Ihre Lebenskräfte dadurch abbauen, müssen Sie wieder von Neuem mit dem Aufbau beginnen. Ein Werk ist leicht durch irgendeine Unachtsamkeit zerstört. Aber wie lange dauert es, bis es wieder aufgebaut ist?

Sehen Sie, liebe Freunde, so ist es auch bei Ihnen, ein einziger böser Gedanke, den Sie aufnehmen, baut Sie augenblicklich ab und zerstört all die Ordnung in Ihrem Körper wieder, die Sie so mühselig mit Gottes Hilfe erlangt haben. Ich betone daher nochmals, immer die g ö t t l i c h e K r a f t aufnehmen und immer genügend aufnehmen, damit dem Körper eine gewisse Ladung verbleibt.

Wenn Sie sich zu weit abbauen lassen, können Sie nicht mehr ohne Hilfe neue Kraft empfangen. Um die gute, g ö t t l i c h e  S e n d u n g aufnehmen zu können, müssen genügend gute Energien in Ihnen vorhanden sein.

Das ist genau so wie beim Rundfunkgerät. Diesem muss zuerst auch Energie in Form von elektrischem Strom zugeführt werden, ehe es die Sendung empfangen und wiedergeben kann. Fehlt diese Energie oder ist die zugeführte Spannung zu gering, so bringen Sie keinen Ton aus Ihrem Empfänger.

Und das ist auch einer der Gründe, warum ich dafür bin, dass Sie sich regelmäßig in einer Gemeinschaft treffen. Denn es gibt in unserem Kreis immer einige Freunde, die sich im täglichen Leben oder im Umgang mit den Angehörigen und Bekannten so weit abbauen lassen, dass sie nicht wieder aus eigener Kraft das Gute aufnehmen können. Wenn diese nun aber regelmäßig in unsere Gemeinschaft kommen, dann erfolgt auch hier der Ausgleich.

Jene Freunde, die gut aufgenommen haben, geben etwas Kraft ab, damit die anderen auch wieder so viel Spannung bekommen, dass sie die g ö t t l i c h e Kraft empfangen können. Und so nehmen dann alle gemeinsam das Gute, das  G ö t t -
l i c h e  in der Gemeinschaft auf. Daher fühlen sich die Freunde nachher so wohl und so gestärkt.

Oder ist es vielleicht anders?

Wer von Ihnen fühlt sich nicht wohl bei uns? Sie können es ruhig sagen, liebe Freunde! Überzeugen Sie sich doch selbst von der Wahrheit.

Alle Anwesenden bestätigten, dass sie sich wohl und erfrischt fühlten, und Herr Gröning fuhr ermahnend fort:

Aber nicht nur jetzt sollen Sie sich kräftig fühlen, sondern das ganze Leben hindurch. Darum nehmen Sie regelmäßig auf.

Wenn Sie also morgens so viel empfangen haben, dass Sie fühlen, jetzt habe ich genug – auch das Empfinden bekommen Sie noch mit der Zeit – dann übereilen Sie sich nicht mit dem Aufstehen. Durch Hast und Ungeduld vergeuden Sie nur die guten Energien, und außerdem verschwenden Sie durch Nervosität viel Zeit, übrigens, Nervosität ist nichts anderes als Energielosigkeit.

Bewahren Sie die Ruhe in allen Lebenslagen, und wenn Sie einmal glauben, es sehr eilig zu haben, seien Sie erst recht betont langsam und überlegend.

Denn merken Sie sich eines:

DIE RUHE SEI DEM MENSCHEN HEILIG, NUR DIE NARREN HABEN’S EILIG!

Die Ruhe ist das Gute, das  G ö t t l i c h e ! Die Hast und Nervosität ist schon das Böse und führt zur Unordnung – nicht nur in Ihrer Umgebung – nein, auch in Ihrem Körper. Durch die Hast und Unausgeglichenheit in Ihrem Wesen entsteht im Körper eine Verkrampfung, und jede, öfter auftretende Verkrampfung führt früher oder später zu einer Störung oder Unordnung. Sie nennen dies Krankheit – ich sage Unordnung!

Oftmals genügt eine einzige Verkrampfung, um eine andauernde Unordnung im Körper zu erzeugen.

Manche Menschen erkranken infolge eines Schreckens oder einer Aufregung! Es kommt auch vor, dass sich diese Unordnung erst Jahre später bemerkbar macht. Aber Ursache jeder Krankheit ist immer das Böse, das der Mensch aufgenommen hat. Und wenn Sie diese Unordnung beseitigen, müssen Sie in sich Ordnung schaffen. Sie müssen sich vom Bösen befreien, von jedem bösen Gedanken los-sagen. Erst dann können Sie das Gute empfangen und die Ordnung kommt wieder zustande. Es ist nicht leicht, sich von etwas zu befreien, was jahrelang den Körper belastet hat.

Aber wenn Sie wollen und davon in Ihrem tiefsten Innern überzeugt sind, so kann dies augenblicklich geschehen. Ich betone jedoch nochmals: Die Reinigung muss gründlich sein.

Ich will Ihnen das an einem Gleichnis erklären: Angenommen, Sie wollen klares, reines Wasser in ein Gefäß reingießen. Soll dieses Wasser rein bleiben, so muss auch das Gefäß rein sein. War in diesem vorher Milch und befindet sich auch nur ein Tropfen davon noch drin, so wird das ganze, klare Wasser trübe.

Also muss man den früheren Inhalt zuerst ausgießen, dann das Gefäß gründlich waschen und mit einem sauberen Tuch austrocknen, damit auch nicht der geringste Geruch an die alte Flüssigkeit erinnert und so die neue, kostbare verunreinigt und verdirbt. Sehen Sie, so gründlich müssen Sie das Böse aus Geist und Körper verbannen; dann erst kommt die g ö t t l i c h e Kraft voll zur Wirkung und kann Ordnung schaffen. Seien Sie also noch aufmerksamer und noch strenger mit sich selbst! Dann werden auch Sie einmal anderen Menschen helfen können, und so weit soll doch jeder von Ihnen kommen.

Nun wurde das Frühstück serviert und alle Anwesenden nahmen einen Imbiss ein. Während Herr Gröning still und andächtig eine Kleinigkeit aß, diskutierten die anderen eifrig das Gehörte. Wenn Herr Gröning angesprochen wurde, nickte er nur oder schüttelte den Kopf, aber es kam kein Wort über seine Lippen. Nach dem Essen saß er noch einige Zeit stille, dann sagte er:

Ja, liebe Freunde, auch bei den Mahlzeiten machen Sie es oft falsch. Dies soll kein Vorwurf sein, denn Sie haben es ja nicht gewusst. Wenn der eine oder andere von Ihnen einen Fehler macht, so wollen wir ihm deswegen nicht böse sein, im Gegenteil, durch jeden Fehler des anderen haben wir – und er – die Gelegenheit, zu lernen und es besser zu machen. Denn erst durch diesen Fehler werden wir auf die Sache aufmerksam und können sie richtig erklären.

Lernen Sie immer aus Ihren Fehlern und denen der anderen. Wir sind alle nur SCHÜLER auf dieser Welt – AUCH ICH – und ich lerne jedes Mal am meisten, wenn ich bei Ihnen bin. Ich ziehe aus jedem Fehler meiner Umgebung die Lehre. Seien auch Sie aufmerksam, und beobachten Sie scharf, damit Sie einmal selbstständig unterscheiden können, was richtig und was falsch ist. Sie sollen nicht von mir abhängig sein. Ich kann ja nicht immer bei Ihnen bleiben, und einmal werde ich diese Welt wieder verlassen. Auch dann müssen Sie weiterhin im Guten leben und müssen wissen, was Sie wollen.

Aber keiner der Anwesenden wollte diese Andeutung in ihrer ganzen Konsequenz wahr haben.

Nun gut, ich erwähnte einen Fehler, den Sie vorhin machten, indem Sie sich während des Frühstücks unbekümmert unterhielten.

Wenn Sie etwas tun, dann tun Sie es doch mit vollem Bewusstsein, und widmen Sie sich ganz dieser Tätigkeit.

Der Mensch, so wie er heute ist, kann immer nur ein Ding tun. Aber dem muss er volle Beachtung schenken, sonst wird nichts daraus. Wenn Sie essen, liebe Freunde, dann denken Sie nur an diese Tätigkeit. Denken Sie daran, dass die Nahrung, die Sie dem Körper zuführen, auch g ö t t l i c h ist – wie Ihr Körper – , und danken Sie Gott für jeden Bissen, den er Ihnen schenkt. Denn ohne Gott gäbe es keine Nahrung.

Wenn Sie während der Mahlzeit etwas anderes denken, sich unterhalten oder in der Zeitung lesen, so essen Sie das, was Sie noch nebenbei tun oder denken, mit in sich hinein. Meistens ist es etwas Ungutes. Es ist kein Wunder, wenn Sie nach einer so oberflächlichen Mahlzeit Beschwerden haben. Dadurch entstehen Magen- und Darmbeschwerden. Denn es ist einfach zu viel für den Verdauungstrakt, was da immer wieder von oben herunter kommt.

Und noch etwas sehr wichtiges will ich Ihnen mit auf den Weg geben, weil wir schon bei diesem Thema sind:

Sorgen Sie jeden Morgen für die Entleerung des Darms, und nehmen Sie erst nachher das Frühstück zu sich. Das gehört auch zur Ordnung!

Denn wenn Sie es umgekehrt machen, vermischt sich allzu leicht das Alte mit dem Neuen und oft will dann der Darm überhaupt nicht mehr.

Sie müssen ja auch zuerst die alte Asche aus Ihrem Ofen entfernen, ehe Sie ein neues Feuer entzünden, da es sonst nicht brennen kann, sondern nur qualmt. Das weiß jede Hausfrau aus Erfahrung. Bei Ihrem eigenen Körper beachten Sie es jedoch meist nicht.

Auch nach dem Essen braucht der Magen noch etwas Ruhe, denn ein Teil des Blutes ist in seinen Wänden konzentriert und hilft mit, die Speisen zu verdauen. In der ersten Viertelstunde muss der Magen die schwerste Arbeit leisten, bis er die Nahrung mit seinen Säften durchdrungen hat.

Wenn Sie nur sehen könnten, wie interessant es ist. Während der Magen durch wellenartige Bewegungen den Inhalt immer wieder dreht und wendet, spritzen die Drüsen – wie kleine Springbrunnen – in den Brei, bis er gut vermischt, ja man könnte fast sagen, verseift ist.

Wenn Sie diese Phase durch Arbeit oder aufregende Gespräche stören, verkrampft sich der Magen.

Die ruhigen, wellenartigen Bewegungen werden zu Zuckungen, die Säfte hören auf zu fließen, und die Nahrung wird unverseift an den Darm weitergegeben. Der kann natürlich damit auch nicht viel anfangen, und es entstehen Stauungen und Beschwerden. Bei starken Aufregungen kommt es sogar zum Erbrechen. Beachten Sie daher diese Lebensregeln, und Sie werden sehen, dass Sie sich wohler fühlen als bisher.

Die Nahrung wird ganz ausgenutzt; Sie brauchen daher weniger, und sowohl Magen wie auch Darm werden von unnötigem Ballast befreit. Naschereien befriedigen den Gaumen, und die Folgen einer unrichtigen Ernährung, machen sich früher oder später unweigerlich bemerkbar.

Und wenn einmal die Unordnung in Ihrem Körper eingekehrt ist, wie schwer ist es dann für Sie, wieder Ordnung zu schaffen!

Nach dem Mittagessen legte sich Herr Gröning einige Zeit zur Ruhe. Wir wussten ja nun, warum dies nötig war und trachteten, ihn nicht zu stören. Vorher sagte er noch zu uns:

Während ich schlafe, müssen Sie keineswegs ruhig sein. Es stört mich absolut nicht, wenn Sie laut reden oder im Zimmer herumgehen. Nur eines bitte ich Sie, nehmen Sie keinen bösen Gedanken auf, denn dann bin ich sofort hellwach.

ICH MUSS IHN JA ABWEHREN!

Obwohl wir sahen, dass Herr Gröning tief und ruhig schlief, mussten wir nach seinem Erwachen mit Erstaunen vernehmen, dass er ganz genau wusste, was jeder von uns während seines Schlafes getan hatte. Ja, er gab sogar Antwort auf Ge-spräche, die in einem anderen Zimmer geführt worden waren.

Beweise dieser seiner wundervollen Gaben hat er in seinem Leben unzählige gegeben. Zeit und Raum spielten keine Rolle. Er schilderte die Leiden und Charaktere von Menschen, die Hunderte, ja Tausende von Kilometern entfernt lebten; genauer, als es die Angehörigen wussten.

Auch die Angepeilten bestätigten, wie in vielen Heilungsberichten zu lesen ist, dass sich zu jener Stunde in ihrem Körper ein Gefühl bemerkbar machte, das ihnen Linderung und schließlich Befreiung von jahrelangen Beschwerden brachte.

Im Umgang mit Herrn Gröning wurde uns diese seine Gabe so zur Selbstverständlichkeit, dass wir uns gar nicht mehr wunderten, dass er uns bei der Begrüßung eine Antwort gab, – auf eine Frage –, über die wir uns Monate vorher und viele hundert Kilometer von ihm entfernt den Kopf zerbrachen. Er kannte jeden seiner Freunde genauer, als dieser sich selbst kannte.

In seiner Nähe war es uns, als ob alle irdischen Sorgen und Probleme ganz weit gerückt und unwichtig geworden wären. Wir fühlten uns wohl und geborgen im Frieden und in der göttlichen Liebe.

Der Nachmittag verging in ähnlicher Weise wie der Vormittag. Menschen kamen, Menschen gingen. Alle hatten ein anderes Anliegen, und bei allen fand Herr Gröning die richtigen Worte des Trostes und zeigte die Wege auf, die zu Frieden und Harmonie führten.

Am Abend rüstete er sich zu einem langen Vortrag, und wir wussten, es würde wieder spät werden, wie an den Vorabenden, bis er seinem Körper etwas Ruhe gönnen kann.

So wie dieser Tag verging jeder Tag seines arbeitsreichen Lebens. Jahraus, jahrein war Bruno Gröning unterwegs. Von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt, um Menschen die Wahrheit zu bringen und sie wieder auf den Weg zur Ordnung und zu  G O T T  zu führen!

Jetzt, da mehr als 30 Jahre vergangen sind, seitdem er seinen irdischen Körper verlassen hat, wissen wir umso mehr aus Erfahrung, dass jedes Wort, das er sprach, die reine WAHRHEIT ist.

Wir fühlen die g ö t t l i c h e Kraft einströmen, sobald wir uns „einstellen“ und kön-nen in Ruhe und Ordnung mehr leisten als früher in der Unordnung.

Herr Gröning war immer gütig, geduldig und hilfsbereit. Er lebte demütig und bescheiden und nahm nie einen bösen Gedanken auf, obwohl ihm von vielen Seiten so viel Böses zugefügt wurde.

 

Quelle:
Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V. Freiburg i. Br.: 20/16/002

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