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Erster Brief an Bundeskanzler Konrad Adenauer

Bruno Gröning, 7.1.1957
Abschrift (PDF)

Hinweis
Die Schreibweise wurde an die Richtlinien der aktuellen Rechtschreibng angepasst.


Plochingen, den 7. Januar 1957

Herrn
Bundeskanzler Dr. Adenauer
Bonn
Bundeskanzlei

Sehr verehrter Herr Bundeskanzler!

Die Worte, die Sie in Ihrer Weihnachtsansprache [1] fanden, haben alle Menschen, die sie hörten, innerlich erschüttert und sicher in vielen Fällen zur Besinnung gebracht.

Durch Selbstbesinnung zur Selbsterhaltung zu kommen – die innere Ordnung wieder herzustellen, indem man dem Guten treu bleibt und das Böse verabscheut – diese so segensreichen Worte bargen viel Heil in sich, und ich kann einfach nicht darüber hinwegsehen, ohne Ihnen, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, meinen tief empfundenen Dank dafür auszusprechen.

Gestatten Sie es mir, Ihnen hier an dieser Stelle zu sagen, dass es die gleichen Worte sind, mit denen ich seit Jahren den Menschen begegne, sie aufrichte, ihnen helfe, aus seelischen und leiblichen Nöten wieder herauszufinden, damit sie wieder zum wertvollen Mitglied der Menschheit werden. Ihnen Mut und Hoffnung und Kraft zu geben, damit sie den Glauben und das Vertrauen an Gott wiederfinden, das ist mein unentwegtes Wirken und mein Denken. Es ist ein Leben voller Entsagung und Opfer, voller Anfeindungen und oft schwersten Demütigungen, und doch bleibt mir nichts weiter übrig, als meiner inneren Berufung nachzugeben und mich weiter in den Dienst dieser guten Sache zu stellen. Dass durch Worte der Kraft und des Trostes, die manchen Verzweifelten wieder aufrichten, auch körperliche Schäden ausgeglichen werden, erfüllt mich dann immer mit größter Dankbarkeit dem Allmächtigen gegenüber. Immer wieder aber muss ich erleben, dass man mich vor ein Tribunal stellt, und seien Sie, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, versichert, dass ich, als ich Ihre segensreichen Worte zur Kenntnis nahm, in meiner Überzeugung bestärkt wurde, dass eines Tages die Menschheit doch einsehen lernen wird, dass solche Worte niemals zur Schuld, sondern zum Segen gereichen werden. Da ich immer wieder erleben darf, wie sehr die Menschen meine Worte zum Guten umzusetzen vermögen, ja, wie viele in ihrem Schaffen und Wirken zu großen Leistungen angespornt worden sind, bleibt mir nichts weiter übrig, als dieser meiner Berufung weiterhin zu folgen und den Menschen damit zu dienen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

gez. Gröning[2]


Quelle:
Archiv Bruno Gröning Stiftung


[1] Der Text von Konrad Adenauers Weihnachtsansprache vom 25.12.1956 findet sich im Wortlaut auf der Webseite der Konrad Adenauer Stiftung.

[2]  Am 19.1.1957 erhielt Bruno Gröning vom Kanzlerbüro des Bundeskanzleramts die folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr Gröning!

Der Herr Bundeskanzler lässt Ihnen für ihr freundliches Schreiben vom 8. [sic!] Januar 1957 herzlich danken.

Er wünscht Ihnen für Ihre selbstlose, aufopfernde Tätigkeit Gottes Segen und weiterhin gute Erfolge.

In vorzüglicher Hochachtung

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Deinert

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