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Worte Bruno Grönings über das Sterben

Grete Häusler, 1975
Abschrift (PDF)


Liebe Hilfesuchende, liebe Freunde!

Bruno Gröning ist am 26. Januar 1959 in Paris in einer Klinik gestorben.

Was hat Bruno Gröning überhaupt über das Sterben gesagt, und was hat er über das eigene Sterben gesagt?

Er hat uns des Öfteren sinngemäß Folgendes zu wissen gegeben: Das Sterben eines Menschen heißt nicht, tot sein; der Mensch hat für ein Erdenleben diesen wundervollen Körper von Gott erhalten. Ist die Zelt für dieses Erdenleben beendet, so hat der Mensch die Pflicht, seinen Körper der Erde wieder zurückzugeben. Er wollte uns damit sagen, dass Materie, aus der der menschliche Körper aufgebaut ist, wieder Erde wird.

Das Leben aber des Geistes, der wir in Wahrheit und Wirklichkeit sind, geht weiter. Die Seele bleibt uns beigegeben, weil sie die ganze Erfahrung dieses Erdenlebens in sich aufgespeichert hat. Und das neue Leben im Jenseits hat Bruno Gröning "Heimgehen zum Vater" genannt. Und dieses Heimgehen ist so schön und so gut für den Menschen, dass es eine große Freude ist für den Menschen. Wir Hinterbliebenen sollten uns mitfreuen, und wenn es richtig gemacht werden soll, sollten wir statt schwarzer Kleider weiße anziehen, zum Zeichen, dass wir uns mitfreuen, dass ein Angehöriger schon das Glück hat, heimgehen zu dürfen. Trauer ist etwas Böses. Diese sollten wir nie in uns aufkommen lassen. Diese würdigt uns herab. Sie ist ja in Wirklichkeit nur das Zeichen, dass wir etwas haben wollen, was uns von Gott aus nicht mehr zusteht. Also dürfen die Hinterbliebenen sich nicht der Trauer hingeben. "Gönnen Sie ihm die Freude; freuen Sie sich mit ihm, dass er es jetzt schon so gut haben darf", rief Bruno Gröning uns zu.

"Ich freue mich schon heute, dass ich heimgehen darf. Es wird für mich die schönste Stunde sein!" So hörten wir Bruno Gröning oft sprechen.

Als er so mit uns redete, war für uns diese Stunde so sehr weit in der Zukunft, dass wir willig und gern zuhörten. Aber als wir Freunde es erfuhren, dass am 26.1.1959 die Stunde angebrochen war, dass unser lieber, hilfreicher Freund Bruno Gröning nicht mehr als Mensch unter uns ist und heimgehen durfte, da war es für jeden von uns schwer, sich vom Herzen zu freuen darüber. Da merkte jeder von uns, wie egoistisch wir noch sind. Keiner von uns dachte damals, als er diese Nachricht vernahm, dass es wirklich für Bruno die schönste Stunde ist, von diesem Erdenleben befreit zu sein. Keiner hat es ihm in dieser Stunde wirklich gegönnt, dass er die Freude mit seinem Vater ungestört teilen darf. Jeder hätte ihn noch gerne gehabt als Mensch und Freund, wie er ihn eben zu verehren, schätzen und zu lieben wusste. Jeder fragte nur: "Warum musste er jetzt schon heimgehen? Was war die Ursache seines so plötzlichen Sterben-Müssens?" So fragten wir töricht damals und fragen heute noch. Immer wieder: Warum? Warum?

Keiner von uns weiß Gottes Ratschluss zu ergründen, keiner von uns ist so weit, dass er sehen und hören könnte die Stimme Gottes, wie Bruno Gröning es konnte. Keiner von uns Freunden erkennt das gesamte Geschehen um Bruno Gröning so allumfassend, wie Gott es sieht und wie es Bruno Gröning gegeben war – es bis ins Letzte zu erschauen und zu erfassen. Wir alle dagegen ahnen nur. Aber wir tragen alles zusammen, was er uns gesagt hatte, alles, was wir um ihn und mit ihm erlebt haben und was wir an unerschütterlichem Glauben in uns haben.

Er ist nicht mehr als Mensch unter uns. Was sagte er uns?

"Wenn ich nicht mehr als Mensch unter euch sein werde mit meinem Körper, ich bin trotzdem unter euch."

Ja, wer kann das verstehen?

Versehen, kann man es mit dem Verstande nie, aber erleben mit seinem Glauben im Herzen. Das soll uns genügen, um ihm und seinen Worten Glauben zu schenken.

Was taten die Menschen mit Bruno Gröning? Sie hängten ihm einen Prozess an und verklagten ihn, sich gegen das Heilpraktikergesetz verstoßen zu haben, und sie klagten ihn an wegen fahrlässiger Tötung.

Er hatte keine Genehmigungsurkunde in Händen, die ihm eine "Hohe Schule" ausgestellt hätte, dass er die Heilkunde studiert habe nach menschlichem Wissen. Also darf er auch niemand einen Rat geben, wie ein Mensch frei wird. Daher das Heilverbot seit dem Jahre 1949 in Herford.

Wir fragen heute: "Wen hat Bruno Gröning fahrlässig getötet?" Alle, die es miterlebt haben, sind Zeugen, dass er niemand fahrlässig getötet hat, aber wohl Tausenden unheilbaren Menschen zur Heilung und zum Heil half durch seinen Rat und durch sein Wirken.

Wer ist es wert, geholfen zu werden? Nur wer glauben kann, dass Gott der größte Arzt ist und wer Gott nicht verleumdet.

So ist es durch die Tatsachen immer wieder belegt worden, dass nicht Bruno Gröning heilt, sondern dass die Kraft den Menschen zum Heile führt. Das ist keine Wortklauberei. Denn es ist letzten Endes Gott selbst, der es tut. Bruno Gröning fühlte sich nur als sein Werkzeug.

Deshalb sind beide Anklagepunkte überhaupt nicht zutreffend für Bruno Gröning.

Und deshalb hat man aber Bruno Gröning verhindert, wirken zu können. Und die Folgen waren furchtbar.

Im Mitteilungsblatt "Der Weg" sind einzelne Geschehnisse vor dem Heimgang des hilfreichen großen Freundes veröffentlicht worden, die wir im Folgenden ausschnittsweise wiedergeben.
 

Erich Pelz, Der Weg, 1970, Nr. 2, S. 39/40:

"Da ist mir unvergesslich eingeprägt der Besuch am 4. Dezember 1958. Am Abend dieses Tages zeigte mir Bruno Gröning, wohl als einzigem der Freunde, die in der Pariser Klinik angefertigte Röntgenaufnahme seines Magens. Danach bat er mich, bei der Besprechung eines Tonbandes für die Gemeinschaften zu den Adventsfeiern zugegen zu bleiben.

Noch ganz kurz vor seinem Abflug nach Paris ließ Bruno Gröning den Freund Loy und mich noch einmal zu sich kommen. Wir waren noch drei Tage mit ihm beisammen, die uns beiden wohl unvergesslich bleiben werden. Zwar bemerkte ich wohl, dass er schnell ermüdete und sein Gesicht sehr schmal geworden war, aber ich glaubte nach seinen beruhigten Worten, die er mir am 4. Dezember gesagt hatte, noch immer nicht an eine ernste Gefahr, und so verabschiedete ich mich am Nachmittag des 20. Januar 1959 absolut ohne ein Empfinden dafür, dass ich Bruno Gröning auf dieser Erde nicht mehr sehen würde."
 

Walter Häusler, Der Weg, 1970, Nr. 1, S. 8/9:

"Herr und Frau Mezger waren am Sonnabend, den 17.1.1959 noch bei Herrn Gröning in Plochingen. Frau Mezger sagte uns jetzt, die äußeren Anzeichen des körperlichen Abbaues von Herrn Gröning waren damals viel stärker, als wir es von den Weihnachtsbildern wussten (1958). Am 20.1.1959 telefonierte Frau Mezger noch einmal mit Herrn Gröning, wo er ihr unter anderem sagte: ,Suchet, so werdet Ihr finden!'

Am Dienstag, den 20.1.1959 war seine Stimme am Telefon wie gewohnt fest und frei von jedem Schwächeanzeichen.

Am Mittwoch, den 21.1.1959 flog Herr Gröning, nur in Begleitung seiner Frau, nach Paris mit einer Zwischenlandung in Zürich, unter unerträglichen Schmerzen.

Am Donnerstag, den 22.1 wurde in Paris in der Klinik der letzte Eingriff vorgenommen. Dr. Bellanger führte die Operation am selben Tage durch, an dem in München die Revisionsverhandlung vor dem Bayrischen Obersten Landgericht stattfand, dessen Urteilsverkündung für zehn Tage ausgesetzt war und das dann nicht mehr verkündet wurde.

Die Todesstunde: Montag, den 26.1.1959 um 13.46 Uhr – der Heimgang. Keiner von uns ahnte es in dieser Stunde.

Donnerstag, den 5.2.1959 die Trauerfeier in der Kirche St. Konrad in Plochingen. ,Groß war die Trauer der Anwesenden, die in Gröning nicht nur den Heilspendenden, sondern auch einen guten Freund verloren hatten.' Worte aus dem Bericht der Esslinger Zeitung vom 6.2.1559."
 

Walter Häusler, Der Weg, 1969, Nr. 1, S.14/15:

"Wir alle in der Gemeinschaft Essen ahnten nicht im Entferntesten, dass zur selben Stunde Bruno Gröning bereits in Paris in der Klinik war und dass er um der Weihnachtsfeier in Essen willen den Termin für die schwere Operation auf Montag, den 8.12.1958 festgelegt hatte. Und dass unser Freund am selben Abend selbst in Paris in der Klinik bereits wieder ein Band besprach, diesmal in allen Einzelheiten über seinen körperlichen Zustand mit ärztlichen Diagnosen – die Röntgenaufnahmen des Magens vom 27.11.1958. Unsere Freunde Frl. Ludewig und Erich Pelz hatten damals die ausdrückliche Weisung, in den Gemeinschaften über die bevorstehende lebensgefährliche Operation zu schweigen.

Die beiden Freunde hatten das Tonband vom 4.12.1958 ,Anstelle persönlichen Erscheinens' zur Feier mitgebracht."



Heute, im Jahre 1975, gedenken wir in Ehrfurcht des Lebens, Wirkens und Sterbens dieses sonderbaren Menschen und großen Helfers Bruno Gröning. Wir danken ihm für alles, was er an Opfer auf sich genommen hat, um uns armseligen Menschenkindern in unserer Not und Pein zu helfen. Er hat uns geholfen, wieder gesunde, frohe, lebensbejahende Menschen zu werden, die erkannt haben, dass es einen Vater im Himmel gibt, den wir schon hier auf Erden erleben können.

Wir brauchen nur wieder gotthörig zu werden und zu folgen.

Und so wollen wir heute Gott Dank sagen, dass er uns den Menschen Bruno Gröning gesandt hat, der uns mit ihm selbst wieder verbunden hat, damit wir wieder spürbar fühlen können, dass Gott wirklich ist, dass wir jederzeit erleben können, dass er uns liebt und uns ein Leben in Wohlgefallen bestimmt hat.



Quelle:
Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V. Freiburg i. Br., Bestand: 20/16, Signatur: "Schulungsbriefe 1974/1975"

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