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Zum Heimgang Bruno Grönings

Anneliese Bollack, 1978
Abschrift (PDF)


Hinweis
Die Schreibweise wurde an die Richtlinien der aktuellen Rechtschreibung angepasst. Die Groß- und Kleinschreibung wurde wie im Original vorgenommen.


Meine lieben Freunde!

Da mir das Geschehen um den Heimgang unseres Freundes und Lehrmeisters Bruno Gröning auch heute noch unbegreiflich ist, habe ich davon noch nie geschrieben. Vielleicht ging es anderen Freunden genauso. Trotzdem glaube ich, dass wir die Pflicht haben, darüber zu berichten. Wenn wir auch heute noch nicht verstehen, was damals vor sich ging, so können die nach uns kommen, es vielleicht verstehen.

Es war am 26. Januar 1959. Mittags um 13.00 Uhr fing es bei mir an. Auf einmal konnte ich nicht mehr sitzen. Am ganzen Körper bekam ich Schmerzen. Ich habe alles getan, um sie loszuwerden, was ich gelernt hatte in den Jahren zuvor. Wie man aus meinen Berichten weiß, hat sich bei mir die Unordnung nur im Kopf abgespielt. Am Körper hatte ich nichts gehabt, der war immer frei gewesen. Nun, an diesem
26. Januar, tat mir der ganze Körper weh, nur nicht der Kopf. Die Schmerzen strahlten von den Nieren aus und gingen über den ganzen Körper. In meiner Not ging ich ins Bett, aber auch das half nichts.

Ich konnte nicht liegen, sitzen und auch nicht stehen. So hüpfte ich im Bett herum wie eine Wahnsinnige. Mein Mann weiß, dass ich schon was aushalten kann. Als er nun meine Not sah, kam er ans Bett und nahm meine Hand. Das gab mir Kraft und Ruhe, und ich schilderte ihm, was ich habe und dass ich das nicht verstehen kann. Kurz vor 14.00 Uhr fiel alles von mir ab, und ich war wieder ganz frei, konnte aufstehen und meine Arbeit tun. Es ließ mir aber doch keine Ruhe, denn ich verstand nicht, was da geschehen war, und so nahm ich mir vor, zu meiner damaligen Gemeinschaftsleiterin Frau Puchalka zu gehen und ihr das zu schildern. Vielleicht hatte sie eine Erklärung dafür.

Am 27.1.1959 ging ich dann so um 2 Uhr zu ihr. Ich erzählte, was ich am Tag vorher erlebte. Sie sagte: „Stell dir vor Anneliese, ich hatte um die gleiche Zeit auch ein Erlebnis mit Bruno.“ Sie war mit Herrn Gröning auch privat befreundet und hatte viel mehr menschlichen Kontakt zu ihm denn ich. Sie besuchte ihn oft in seinem Haus in Plochingen und war auch viel mit ihm auf Reisen. Dies muss man wissen, um das Erlebnis zu verstehen. Sie erzählte: So kurz nach 1 Uhr hätte sie sich auf die Couch gelegt und darüber nachgedacht, was für Blumen sie kaufen sollte, wenn sie wieder zu Herrn Gröning fahren würde. Sie sei wahrscheinlich darüber eingeschlafen, und auf einmal hörte sie die Stimme von Bruno, der sagte: „Zur Begrüßung Mimosen und dann blaue und rote Nelken.“ Bruno sei immer größer geworden und immer weiter weggegangen, bis er ganz oben an der Decke war; da hätte er den Finger gehoben und ihr damit zugewinkt, wie man es bei einem Kind macht, zu dem man sagen will: Pass auf, tue es nicht! Und dann sei er weg gewesen und sie sei aufgewacht, und da war es 1/4 vor 2 Uhr. Wir wunderten uns noch über die blauen Nelken, keiner von uns hatte bis dahin je blaue Nelken gesehen.

Ich habe dann noch etwas gemeckert, denn ich fand ihr Erlebnis viel schöner als meines. Wer hat schon gern rasende Schmerzen? Bruno sehen und ihn sprechen hören, das ist eine andere Sache, das hätte ich auch gern erlebt. Frau Puchalka machte es aber sehr zu schaffen, dass er den Finger gehoben hat und was er wohl damit meinte.

Sie zeigte mir einen Artikel in der Bildzeitung, in dem stand, dass Bruno in einem Krankenhaus in Paris sei. Wir beide haben das aber nicht geglaubt. Frau Puchalka war an Weihnachten noch bei Herrn Gröning in der Wohnung gewesen, und bei uns war er noch im November und hat Vortrag gehalten. So glaubten wir kein Wort.

Auf einmal ging das Telefon. Dies stand im Arbeitszimmer, und Frau Puchalka ging herüber. Auf einmal hörte ich, dass sie mit Frau Gröning sprach. Da bin ich sofort rüber, denn ich dachte, wir hören was von Bruno. So war es auch. Die Begrüßung war von Frau Puchalkas Seite voller Freude, als ich aber in die Tür trat, sah ich sofort an ihrem Gesicht, das ohne Farbe war und ganz lang und schmal wurde: Da stimmt was nicht. Sie fing dann auch an, zu weinen. Das Gespräch war nur kurz. Ich führte sie zurück ins Wohnzimmer, und da erzählte sie mir dann: Frau Gröning hätte sie aus Paris angerufen, um ihr mitzuteilen, dass Bruno Gröning gestern mittag um 3/4 2 Uhr heimgegangen sei. Sie wolle nicht, dass Doris dies aus den Zeitungen erfahren soll, deshalb ihr Anruf. Nur wer weiß, was uns Bruno Gröning war, kann erfassen, was das für uns bedeutet hat. Ich konnte das nicht fassen. Wohl hatte ich es verstanden, aber noch nicht begriffen. Auch hatte ich alle Hände voll zu tun mit Frau Puchalka. Für mich war das auch viel einfacher, meine Verbindung war mit kurzen Ausnahmen auf das geistige Gebiet verlagert, und das ging weiter, da gab es keine Trennung, das hatte ich von ihm gelernt, und daran glaubte ich, und das gab mir Halt. Was nach diesem Anruf geschah, kann man nicht schildern. Später versinkt Wissen darüber, und es erscheint einem traumhaft. Meine Erinnerung setzt da wieder ein, als Frau Puchalka sagte: „Ich bin so froh, dass du bei mir bist. Eigentlich ist doch heute gar nicht unser Tag, und es ist das erste Mal, dass du außer der Reihe gekommen bist.“ Da stellten wir dann fest, unsere Erlebnisse waren genau zu der Zeit vor Brunos Heimgang.

 Wir erkannten: Diese Erlebnisse hatten einen Sinn; nur welchen Sinn sie hatten, erkannten wir leider nicht.

Zur Trauerfeier fuhren wir nach Plochingen. Doris kam an mit roten und blauen Nelken. Ich war sprachlos. Sie erklärte mir, sie sei in den Blumenladen gegangen, und da hätte sie blaue Nelken gesehen. Die Verkäuferin hätte ihr erklärt, das sei eine neue Züchtung.

So hätte sie für Frau Gröning Mimosen gekauft und für Bruno blaue und rote Nelken, wie er es sich gewünscht hätte. Alle waren über diese blauen Nelken erstaunt und noch mehr, als sie hörten, dass Bruno Gröning das gesagt hat. Ich schilderte den Freunden auch mein Erlebnis, das wohl nicht schön, aber auch bedeutungsvoll war, da es in der Stunde vor dem Heimgang von Bruno Gröning geschah und es der eigentliche Anstoß war, dass ich bei meiner Freundin und Gemeinschaftsleiterin Doris Puchalka war, als sie die Nachricht von seinem Heimgang erhielt. Da schilderte jeder Freund sein Erlebnis. Jeder hat in der Stunde vor seinem Heimgang etwas erlebt. Jeder was anderes. Uns wurde klar, seine Worte „Ich bin hier und überall zugleich“ sind Wahrheit.

So kann ich mich noch erinnern, dass Frau Anny Ebner von Eschenbach damals auch ein Erlebnis hatte. Nach der Trauerfeier in der Kirche sind wir dann mit der Urne auf den Friedhof gefahren. Dort sagte Anny Ebner von Eschenbach, dass Bruno uns sagen ließe, er sei auch weiterhin bei uns, mehr denn je, und es ginge alles weiter. Vielleicht erinnern sich Freunde noch daran, die auch dabei waren. Sie hat uns dann noch geschildert im engen Freundeskreis, wie sie zu dieser Botschaft für uns kam. Nur halte ich mich nicht für berechtigt, dies hier zu schildern. Frau Gröning hat uns später bei einem Gespräch gesagt, dass bei fast allen Freunden Ungewöhnliches geschehen ist in der Stunde vor Bruno Grönings Heimgang.

Was sagt Bruno Gröning selbst zu seinem Heimgang?

„An diesen meinen von Gott gegebenen Körper bin ich gebunden. Wenn ich ihn eines Tages verlasse, wird das die schönste Stunde meines Lebens sein, denn dann bin ich frei und hier und überall zugleich.“

In Mannheim hat er über dieses Thema nur einmal einen Vortrag gehalten, Ich war damals schon gesund, und so hab ich sehr aufmerksam gehört. Auch hier war ein Umlernen und Umdenken nötig. Das fing schon bei der Geburt an. Er sagte: „Wenn ein Mensch geboren wird, dann freuen sich die Menschen, umgekehrt wäre richtiger. Sie würden weinen, wenn er kommt und sich freuen, wenn er heim darf.“ Aber er zeigte Verständnis und sagte: „Wir wissen es nicht besser. Dann geht es los nach der Geburt. Die Oma und Opa stiften ein Sparbuch. Der Vater bestimmt gleich die Schule und Beruf, und jeder macht Pläne, dabei wisse doch keiner, was diesem Menschenkind von Gott bestimmt ist. Das Einzige, was Menschen l00%-ig wissen, wenn einer geboren wird, davon wollen sie nichts wissen, das schieben sie zur Seite, davon wird nicht gesprochen und auch nicht zur Kenntnis genommen. Das Einzige, was man wirklich mit Bestimmtheit weiß von diesem Kind, sei, dass es eines Tages diese Erde wieder verlassen muss. Er geht wieder heim. Man nennt das Tod. Dies sei aber nicht so, sondern, was man Tod nenne, sei nur ein Durchgang. Aber auch das wüssten wir nicht mehr. Bruno Gröning sagte, er wüsste, wann er von dieser Erde gehe, und er könne es aufschreiben und in einem Tresor hinterlegen. Er sehe aber keinen Sinn darin, dies zu tun.

Wir wüssten nicht den Tag und die Stunde, und das sei auch gut für uns. Er könne das tragen, weil er doch etwas mehr wisse als wir. Nicht viel, aber doch ein winziges bisschen mehr. Er sagte uns noch: Manch einer wird dort das Staunen lernen, der sich hier so viel auf sein Wissen einbildet. Mancher, der hier Macht hat, ist dort drüben nicht viel, und mancher, der hier Menschen belehrt, sitzt dort auf der Schulbank und wird selbst belehrt.

Welch ein Glück für jedes Menschenkind, wenn es hier schon beginnen darf, hier schon lernen darf, das Geistige zu begreifen und zu erkennen. Man kann nur jeden beglückwünschen, der beginnt und auch weitergeht auf diesem Weg, egal, welchen Stand er hier hat. Ich danke Gott, dass ich Bruno Gröning und seine Lehre kennen lernen durfte. Sie hat mir viel Wissen, Erkenntnis und Glück gebracht.

Er sagte uns in diesem Vortrag noch: Wir müssten uns wieder besinnen, wer wir sind, wieder das tun, was Gott für uns bestimmt hat, warum uns Gott dieses Erdenleben gegeben hat und warum er uns dazu diesen unsern herrlichen Körper gegeben hat. Wir müssten wieder lernen, auf dieses göttliche Geschenk zu achten und ihn richtig führen, uns wieder besinnen, wer wir sind, uns voll dem zuwenden, zu dem wir gehören, uns wieder in die göttliche Führung begeben, wieder Gott vertrauen, dann würden wir auch eines Tages das Wissen erhalten, wohin wir gehören und keine Angst mehr haben vor dem Tod. Wir wüssten dann wieder, dass wir heimgehen und dann frei sind.

Ja, liebe Freunde, an diese seine Worte in diesem Vortrag habe ich schon oft denken müssen, immer wenn es hieß, von einem guten Freund, Verwandten oder lieben Bekannten Abschied zu nehmen. Vor allem habe ich mir alles in Erinnerung gerufen, als er mit seinem Körper von uns ging.

„Ich bin hier und überall zugleich!“ An diese seine Worte habe ich mich geklammert. Darauf habe ich vertraut und auch gebaut. Ich sagte mir: Wenn ich jetzt rufe, ist er immer gleich da. Ich tat es, und es stimmte.

Viel geistiges Wissen hatte ich damals noch nicht. Das war ja so einfach, hatte man Sorgen oder irgendwo einen Schmerz, dann kam ja Bruno Gröning, da konnte man das los werden. Wünschte man sich, dies oder das zu erfahren, dann musste man es nur fest wünschen, und ganz bestimmt gab er Antwort in seinem Vortrag. So hatte ich das gemacht. Nun war das aber doch etwas anderes. Es hat nicht lange gedauert, und ich habe erkannt: Ich muss lernen. In dieser schweren Zeit nach Bruno Grönings Heimgang, hat mir Erich Bavay viel geholfen, und von ihm habe ich viel gelernt. Er war sehr viel mit Bruno Gröning zusammen und hat die Nacht der 30.000 am Traberhof miterlebt. Er hat auch eine wunderbare große Heilung erfahren und über viel geistiges Wissen verfügt. Bei ihm habe ich sehr viel gelernt, vor allem selbstständig zu werden. Das war für uns alle sehr schwer. Hatte man nun Fragen, so konnte man nicht einfach zu Bruno gehen oder anrufen. Da haben wir gelernt, unsere Fragen mit in die Konzentration zu nehmen, und da bekamen wir Antwort. Auch hat man die Nähe der Freunde gesucht, die Wissen hatten.

Ganz allein auf sich gestellt, schafft das keiner, auch wenn er noch so viel Wissen hat. Da geht er leicht einen Irrweg und versetzt sich in einen Glauben, der aber ein Irrglaube ist. Man muss sich immer wieder an der Lehre orientieren und ausrichten. Das kann man nicht allein, dazu braucht man die Hilfe der Freunde. Auch diese Worte von Bruno Gröning sind Wahrheit: „Ihr werdet immer Schüler bleiben, solange ihr lebt.“

Bruno hat viele Freunde hingewiesen, in der Bibel zu lesen. Er sagte oft: „Da erfahren Sie dann mehr.“ Ich lese gern und oft in der Bibel. Da wurde mir vor allem klar: Christus hat den Tod überwunden, er ist auferstanden, also brauch ich mal da keine Angst mehr zu haben. Das Tor ist frei, ich muss nur Christus nach. Eines Tages, als ich einen Trauerfall hatte, sagte mir mein Mann: „Du wirst doch nicht auch so egoistisch sein und nun jammern, was du verloren hast.“ Ich wehrte mich und sagte: „Ein Abschied ist halt schwer, so einseitig kann man das nicht sehen.“ Aber von da ab hörte ich zu, wie sie trauern, die Menschen, und ich fand viel Egoismus, auch in meiner Trauer. Man sieht ihn nicht mehr, man hat ihn nicht mehr, und was hatte man doch für Freude mit ihm, und was hat er alles getan. Ja, liebe Freunde, das ist doch Egoismus, da hatte doch der Mann recht.

Wer nun aber sagt: „Der ist aber nicht mehr“, der irrt sich und das ganz gewaltig. Auch hat sich dieser Mensch noch nicht umgeschaut in der Welt, in der er lebt. In der Bibel steht: „Wer Augen hat, der sehe.“ Benützt doch diese euere Augen, seht doch euch um in dieser Welt! Ihr habt doch die Möglichkeit und Gabe, um die Zusammenhänge zu erkennen.

Eines Tages stand ich mit meinem Jungen vor einer Raupe, aus der ein Schmetterling schlüpfte. Eine andere Raupe kroch vorbei und schnüffelte etwas an der alten, verbrauchten Larve herum. Da kam mir die Erkenntnis: Bei uns Menschen ist es genauso wie hier. Die Raupe verwandelt sich in einen Schmetterling und fliegt fort. Sie ist frei, und ein herrliches Leben beginnt für sie. Nun fliegt sie von Blume zu Blume.

Sie macht den Menschen Freude mit ihrem Dasein gegen vorher, wo sie nur an dem Baum kriechen konnte und nur ein kleines Blickfeld hatte, wenn überhaupt eins. Das ist doch eine Verwandlung, die ungeheuer ist. Das weiß aber nur ich, der Mensch, weil ich das sehen kann und begreifen und fassen kann. Die Raupe, die zurückblieb, weiß das ja nicht. Da kamen mir Gedanken, und ich erzählte sie meinem Jungen:

„Schau, die Raupe, die zurückbleibt, die weint jetzt, weil sie nicht weiß, dass das nun ein schöner Schmetterling ist. Sie sieht nur die Hülle die zurückbleibt und weint und klagt: ,Warum bist du tot? Wir haben doch so viele schöne Blätter, und da könntest du doch hier sein. Was hättest du es schön hier mit mir.‘“ Seit ich das erlebt habe, weiß ich, es gibt keinen Tod, sondern nur ein anderes Leben. Vielleicht weine ich auch wieder, wenn ich einen mir lieben Menschen hergeben muss. Ich bin nur ein Mensch und nicht frei von Egoismus. Seither habe ich aber auch den Gedanken: Er hat es besser. Ihm geht es so gut, dass ich mir das gar nicht vorstellen kann, so, wie es sich die Raupe nicht vorstellen konnte. Das gibt mir Zufriedenheit, und ich freue mich dann für den, der heimgehen durfte und die Verwandlung schon erleben durfte. Auch weiß ich, dass ich alle, die ich liebe, eines Tages wiedersehe. Das steht auch in der Bibel: „Was auf Erden gebunden ist, ist auch im Himmel gebunden.“ Also, wenn ich in Liebe mit ihnen verbunden bin, dann sehe ich sie wieder. Darauf freue ich mich, sind wir doch ehrliche Freunde. Hier auf dieser Erde gibt es kein vollkommenes Glück. Bei uns gibt es ein Sprichwort: „Ein jedes Haus hat sein Kreuz.“ Ein indisches Sprichwort sagt: „Freud und Leid ist in einem Sack, wer das eine nicht will, kann das andere nicht haben.“ Das ist doch Wahrheit. Kinder machen uns die größte Freude und bringen uns auch großes Leid. So ist es mit allem, überlegen Sie selbst. So ist es doch nicht schwer, sich ein besseres Leben vorzustellen.

Ich weiß nur, es ist schöner und besser, aber nur, wenn ich lerne, wenn ich gut bin, und zwar so gut ich kann. Das heißt, hier muss ich mein Leben so leben, dass ich eines Tages, wenn ich heimgehe, vor Gott, meinem Vater, bestehen kann. Das kann ich niemals, wenn ich mich nach dem anderen, besseren Leben sehne und mir das ausmale. Das kann ich nur, wenn ich nach den Worten von Bruno Gröning, dieses mein mir von Gott geschenktes Leben liebe.

Brunos Worte: "Liebet das Leben – Gott – Gott ist überall!"

Ja, Freunde, das tue ich. Ich liebe dieses Leben, denn es ist schön. Es ist herrlich, zu atmen, zu riechen, zu fühlen, zu sehen und was man in diesem Leben alles kann. Vor allem das Lieben ist herrlich. Die Menschen, die Tiere und die Pflanzen, die Natur, um nur ein paar Wichtige zu nennen. Ja, ich liebe Freud und Leid, denn durch das Leid weiß man, die Freude erst richtig zu schätzen. Frage dich, ob du das Leben liebst. Wenn noch nicht, dann mache dich auf, und suche Gott!

Bruno Gröning sagte: „Mit Gott bist du alles, ohne ihn ein Nichts!“

Das ist hier so, und wo wir einst hingehen, ist es auch so.

Also, fang beizeiten an, das hab ich auch gemacht, als ich in Not war. Ich habe Gott gesucht und meinen Nächsten lieben gelernt, und alles kam dann von ganz allein.

Die Medizin ist heute schon sehr weit. Es gelingt ihr, Menschen, die klinisch tot sind, zurückzuholen. Ja, und diese Menschen berichten nun übereinstimmend in der ganzen Welt und ohne Verbindung untereinander zu haben die gleichen Sachen. Sie erzählen, dass sie raus sind aus ihrem Körper. Dass sie wohl sahen, wie man sich um ihren Körper mühte, sie konnten alles sehen und hören. Ihr Körper interessierte sie aber nicht, denn das war was anderes. Sie beschreiben es mit einer Glückseligkeit. Sie finden kein anderes Wort dafür.

Sie berichten, es sei ein fantastisches Gefühl, nicht mehr im Körper zu sein. Einige waren erstaunt, trotzdem noch einen Körper zu haben, obwohl sie den anderen Körper dort liegen sahen. Manche berichten von einem Licht, das aber nicht blendet, sondern diese Glückseligkeit vermittelt.

Sie berichten, sie können durch Wände und Türen gehen. Ein Mann berichtet: Er zeigt die Stelle, wo er den Unfall hatte. Der Wagen hat sich einmal überschlagen. Er flog raus und hatte 18 Knochenbrüche. Zwei Arzte haben sich an der Unfallstelle um ihn bemüht, das hat ihm aber niemand erzählt, das hat er gesehen. Er stand daneben. Dann sah er sein ganzes Leben. Es fing bei dem Unfall an und ging dann immer weiter zurück bis in seine Kindheit und sogar vor seine Geburt. Auf die Frage, ob das ein Gericht gewesen sei, sagte er: „Nein, es war niemand da, nur ich und mein Gewissen. Ich erlebte nochmals alles. Alle Gedanken, alle Gefühle, und ich wusste, was richtig und was falsch war. Als man ihn zurückholen wollte, wollte er rufen: „Menschen, lasst mich da, ICH BIN ICH, und das ist wunderbar!“

Eine Frau berichtet: Keiner stirbt allein, man wird geholt von lieben Heimgegangenen. Sie strahlen Glück und Vertrauen aus. Auf die Frage, ob sie noch Angst vor dem Tod hat, sagte sie: „Im Gegenteil, ich glaube, das ist das fantastischste Erlebnis im Leben, es ist eine Neugeburt!“

Diese Sendung lief am 24.10.77 im 1. Programm um 15.20 Uhr in der Reihe „Schaukelstuhl“. Ich schrieb gerade an diesem Bericht und hatte für meine Tante das Fernsehen eingeschaltet. Als das kam, hörte ich zu. Am meisten von allem hat mich das ICH BIN beeindruckt. Das erleben wir Freunde von Bruno Gröning hier schon, die wir nach seiner Lehre leben. Ich bin in Gott, und Gott ist in mir. Das gibt ein Gefühl in diesem Leben, das auch nur mit dem Wort Glückseligkeit beschrieben werden kann. Das ICH BIN ist das Wissen um das Leben, um Gott, denn er ist das Leben. Ich bin gern hier, und ich gehe auch gern fort, wenn meine Zeit da ist. Vorher kann doch keiner gehen.

Bruno Gröning hat uns gesagt: Keiner geht früher, bis seine Stunde da ist. Alles, was der Mensch tun kann, ist, seinen Körper abbauen.

Wie gerne würden wir diesen Menschen helfen. Meistens werden sie auch noch von denen zu uns geführt, aber sie erkennen es nicht. Sie sagen: „Wegen dem bin ich gekommen, und nun hat es keinen Sinn mehr.“ Das ist nicht richtig. Wir wissen das. Es gab auch welche, die trotzdem kamen, vielleicht am Anfang, um sich abzulenken, und dann erkannten sie: Ich erhalte da ja Hilfe, ich bekomme Kraft, um das zu ertragen und überwinden zu können. Jeder Mensch hat seinen freien Willen, und man darf ihm nur helfen, wenn er Hilfe will. Manchmal möchte man schon rufen: „Erkennst du denn nicht, dass er dir den Weg wies, nicht er braucht Hilfe, ihm geht es gut, lass du dir doch helfen, du bist hilflos und allein in deinem Schmerz. Hier findest du Kraft, Ruhe und Zufriedenheit und wieder Glück, auch wenn du es heute noch nicht glauben kannst. Das Leben ist schön. Liebe es!

Es ist ein Schatz, den du in deiner Brust trägst. Sei dankbar dafür. Hüte diesen Schatz, und baue nicht ab durch Leid und Sorge, mit der du doch nichts änderst, die dich nur elend und krank macht. Du überschaust ja nicht das Ganze, sondern nur einen Teil des Lebens. Vertraue Gott, und glaube, dass er alles richtig macht! Füge dich, und sei froh, du bist doch so reich. Erkenne deinen Reichtum, und sehe nicht nur deinen Verlust. Lerne wieder, dich am Leben zu freuen.

Es gibt da ein Lied, das heißt:

Was Gott tut, das ist wohlgetan, es bleibt gerecht sein Wille.
Wie er fängt meine Sache an, will ich ihm halten stille.
Er ist mein Hirt, der sich nicht irrt.
Der wohl weiß zu gestalten, drum lasse ich ihn walten.

Sehen Sie sich doch hier in dieser Welt um: Wenn ein Kind geboren wird, dann weiß man das schon neun Monate vorher. Es gibt Menschen, die es erwarten, die alles richten für seinen Empfang. Wenn ich das so beobachte und sehe, wie Gott alles so „wohl gestaltet“ für diese neuen Erdenbürger, dann habe ich keine Angst, dann weiß ich: Wenn ich eines Tages heimgehe, dann wissen dort die auch schon lange vorher, dass ich komme und erwarten mich.

Mir hat immer viel Segen gebracht, dass ich mich an das Gebot hielt: „Du sollst dir kein Bildnis machen!“

Bruno Gröning ist wohl heimgegangen am 26. Januar 1959, aber er ist hier und überall zugleich. Rufe ihn, er hilft auch dir! Empfange den göttlichen Heilstrom! Bitte Gott um Erkenntnis und Weisheit, und du wirst alles erhalten. Liebe dieses dein dir von Gott geschenktes Leben richtig und ordentlich, damit du Freude hier an diesem Leben hast und eines Tages auch mit frohem Herzen heimgehen kannst. Dies ist mein Wunsch für dich und auch für mich.

Anneliese Bollack, Mannheim


Die von mir erlebten Ereignisse vom 26.1.1959, so wie Frau Bollack berichtet hat, sind richtig.

Doris Puchalka, Hemsbach

Quelle:
FREIE ARBEITSGEMEINSCHAFT BRUNO GRÖNING (Hrsg.): Das Tor zum Weg (Stephanskirchen bei Rosenheim 1978) Nr. 1, S. 2-13

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