Zweiter Bericht der Kriminalaußenstelle Rosenheim
Landpolizei Oberbayern, Kriminalaußenstelle Rosenheim, 10.9.1949
Abschrift (PDF)
Vorbemerkung
Von Anfang an wurden Bruno Grönings öffentliche Auftritte auf dem Traberhof bei Rosenheim im Spätsommer 1949 polizeilich überwacht. In einer Weisung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern vom 24.8.1949 forderte Staatssekretär Dr. Josef Schwalber die Regierung von Oberbayern dazu auf, Bruno Gröning sofort darauf hinzuweisen, dass eine Ausübung der Heilkunde im Sinne des Heilpraktikergesetzes untersagt und damit strafbar ist. Schwalber gab die Anweisung, Grönings Tätigkeit in dieser Hinsicht zu überwachen und falls festgestellt werde, dass er die Heilkunde ausübe, solle unverzüglich mit Strafanzeige gegen ihn vorgegangen werden.
Hinweis
Die Schreibweise wurde an die Richtlinien der aktuellen Rechtschreibung angepasst.
Landpolizei Oberbayern
Kriminalaußenstelle Rosenheim
Rosenheim, den 10.9.49
An das
Präsidium der LP. By. II/St. B.
und Chefdienststelle
Betrifft: Gröning
Am 9.9. hat sich vor dem Traberhof in Happing eine Menschenmenge von circa 12-15.000 Personen angesammelt. Ein Großteil dieser Leute war schon seit den Vortagen vorhanden, da Gröning schon für Mittwoch angesagt war. Durch das Eintreten der schlechten Witterung am Donnerstagabend und den Regen am Freitagvormittag und -mittag wurde die Menschenmenge etwas unruhig. Dazu kam, dass die Leitung Grönings die Bevölkerung von Stunde zu Stunde auf das Eintreffen Gröning [sic!] hinhielt und da jede Meldung anders lautete, glaubte die Masse bald nicht mehr daran, dass Gröning überhaupt kommt. Stimmen aus der Masse wie „Schwindel“, „wo bleibt Gröning“, „wir wollen Gröning sehen“ usw. wurden laut.
Um 16 Uhr kam Gröning zusammen mit dem Besitzer vom Traberhof, Harwart, an. Gröning zeigte sich kurz auf dem Balkon und zog sich dann auf circa 1 Stunde zurück. Nach einer Vorsprache durch seinen Mitarbeiter Kindt von circa 20 Minuten sprach Gröning zur Masse. Nach einer Ansprache von circa 1 Stunde ging er auf die Heilung über. An Erfolgen war nur wenig zu sehen. Nach Angaben seines ständigen Begleiters Hülsmann wurden gestern bei der Massenheilung circa 25 Personen geheilt. Davon 7 Blinde und die übrigen, Lähmungen. Die Heilung erfolgte vom Balkon aus bis 23.00 Uhr und dann im rückwärtigen Hof bis 3.15 Uhr. Heilungserfolge werden erst festgestellt.
An Kfz. waren am 9.9. circa 6-7.000 vorhanden, darunter ca 70 Omnibusse, 100 Kräder.
Auffallend zahlreich waren wieder die Zigeuner vertreten, welche mit Pkws und Wohnwagen erschienen sind.
Eine Lautsprecheranlage war am 9.9. errichtet. Außer der Bavaria-Filmkunstgesellschaft war keine Filmgesellschaft vorhanden. Die Ankunft Grönings und die einzelnen Heilungen wurden durch die Bavaria-Filmkunstgesellschaft aufgenommen.
Um Mitternacht waren noch circa 300 bis 400 Heilungssuchende vorhanden.
Nach Angaben des Mitarbeiters Hülsmann soll künftig der Zeitpunkt für Massenheilungen durch Rundfunk und Presse bekannt gegeben werden. Zugleich ist vorgesehen, dass in München von einer zentralen Stelle aus täglich 300 Zulassungskarten für Einzelheilungen ausgegeben werden. Diese Zentralstelle ist noch nicht bekannt.
Krim.-Außenstelle Rosenheim Tgb.Nr. II/1614 v. 10.09.49
F. d. R. d. A.
[Unterschrift]
(Boos)
Angestellte
Quelle:
Archiv Bruno Gröning Stiftung