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Bruno Gröning, ein Freund der Kinder

Josette Gröning, 1960
Abschrift (PDF)

 

Kommt Gott immer näher,
werdet immer liebevoller!

Bruno Gröning

 

Bruno Gröning hatte Kinder von Herzen gern. Nicht selten strich seine Hand liebevoll über den Schopf eines Mädchens, nicht selten drückte er einen kleinen Jungen an seine Brust. Kindern half er besonders gern, er hatte ein ganz inniges Verhältnis zu ihnen.

Bruno Gröning sah die geistigen Wesen, die die Kinder begleiten. Er sah auch, wenn sie von unguten Kräften gequält wurden, und mit denen nahm er dann den Kampf auf.

Nur wer selbst geistig sieht oder schon in ähnlicher Weise geheilt hat, weiß, was sich alles im Unsichtbaren abspielt, welche Mächte und Kräfte mit dem Bösen verbunden sind. Wie oft sprach Bruno Gröning davon, dass die Krankheiten nichts, aber auch gar nichts mit GOTT zu tun haben, sondern ein Teil des Bösen sind!

Ein Teil des Bösen war es auch, als eines Tages irgendwo behauptet wurde, Bruno Gröning hätte Kinder vergewaltigt. Er wurde nicht nur als „Frauenheld“, sondern auch als „Sittlichkeitsverbrecher“ gebrandmarkt. Wie ist doch die Welt so schmutzig! Aber wehe denen, die ein solches schändliches Lästermaul haben, denn der Schmutz, den sie ausstreuten, fällt auf sie selbst zurück! Was du säest, das wirst du ernten – werden sie einst zu hören und zu erfahren bekommen.

Meine kleine Nichte Nicole war der erklärte Liebling von Bruno und weilte oft zu Besuch bei ihm. Damals war sie drei Jahre alt. Bruno hatte sie schon manches gelehrt, sodass die Kleine sich zu helfen wusste, wenn sie einmal gestürzt war oder sich wehgetan hatte. Sie nahm ihre Kügelchen, die sie stets in ihrer Schürzentasche bei sich trug, legte sie auf die schmerzende Stelle, und es dauerte nicht lange und die Tränen waren getrocknet. „Parti!“, sagte sie, auf Deutsch „weg!“

Einmal stürmte sie frühmorgens ins Schlafzimmer, begleitet von unseren beiden Hunden, denn die drei waren einfach ein unzertrennliches Gespann. Bruno schlief noch, er hatte die ganze Nacht stark gearbeitet, wurde aber durch den Lärm schnell wach.

In ihrem Temperament und ihrer Eile rutschte Nicole auf dem Teppich aus und schlug mit solcher Wucht mit dem Kopf gegen die Bettkante, dass ich die Augen schloss, weil ich meinte, jetzt habe sie sich den Kopf gespalten. Nicole stand auf, rieb sich die Händchen, verzog ihr schreckerfülltes Gesichtchen und setzte zum Brüllen an – da aber fragte sie Bruno mit fester und klarer Stimme: „Wo ist deine Kugel?“ Durch diese unerwartete Frage und durch die ruhig gebliebene Haltung von „Onkel Bruno“, der sie ernst ansah, was sie nicht gewohnt war, vergaß sie das Weinen – und suchte und suchte in ihrer Tasche, zwischen Steinchen und Knöpfchen und anderem angesammelten Zeug ihre kleine Kugel und legte sie sofort gegen ihre Stirn. Nach einigen Minuten sagte sie „parti“, räumte ihre Kugel wieder in ihre Tasche und wollte davonlaufen. Bruno rief sie zurück und betrachtete die eigroße Beule, sie war unterdessen blutunterlaufen, dick und von violetter Farbe. Er presste ganz fest einen Finger gegen die Beule, aber Nicole schrie nicht, und er fragte: „Tut das weh?“ Nicole verneinte und lachte wieder. Bruno gab ihr einen Klaps auf die Wange und meinte: „Nun geh wieder spielen!“ Lärmend und schreiend polterten zehn Beine die Treppe hinunter – und alles war vergessen!

Manchmal nahmen wir sie mit auf Reisen, und so war sie auch bei Vorträgen im Freundeskreis anwesend. Das sonst so lebendige, ja quecksilbrige Kind saß dann stets mit sichtbarem Ernst ganz ruhig und geduldig auf einem Stuhl und beobachtete alles ganz genau, was da vor sich ging. Ihre großen dunklen Augen ließen nicht von Bruno ab, so als begreife sie alles, was Bruno sagte und tat.

Ich erinnere mich noch einer besonders netten Szene, die während eines Vortrages geschah. Viele Menschen waren anwesend, und fast alle spürten den göttlichen „Strom“. Plötzlich stand eine schwer gehbehinderte Frau auf und konnte wieder gehen. Sie ging aufrecht und sicher die schmale Reihe zwischen den Stühlen entlang. Die Leute standen aufgeregt auf und sprachen durcheinander. Jeder wollte sehen, wie die Frau wieder gehen konnte. Nicole blieb sitzen. Sie schaute Bruno fragend an und rührte sich nicht. Aber als die Frau an ihr vorbei kam, streckte sie spontan die Händchen aus und streichelte ihr Kleid. Sie sagte: „Gute Frau!“ Dann war sie wieder ruhig.

Später, als die Leute den Raum verließen, schien sie zu träumen, ich musste sie zweimal rufen, bis sie „zu sich kam“. Bruno war schon in ein anderes Zimmer gegangen, um einige Augenblicke nach der anstrengenden Heilungsarbeit allein zu sein. Das schien Nicole nicht gesehen zu haben. Hatte sie mit offenen Augen geschlafen? Ihre erste Frage war: „Wo ist Onkel Bruno?“ – mit einem leisen Zittern in der Stimme. Ich nahm sie in die Arme und ging mit ihr zu Bruno. Ernst, das kleine Gesichtchen etwas blass, streckte sie ihm gleich ihre Ärmchen entgegen. Er nahm sie zärtlich, ohne ein Wort, auf seinen Schoß, und die Kleine flüsterte ihm ins Ohr: „Onkel Bruno, ich habe dich so lieb!“

Sie alle, die Sie Bruno Gröning selbst gekannt haben, wissen – und es war ja auch durch die Presse bekannt – dass er geraucht hat. Er wurde daraufhin von den Lebensreformern strengstens abgelehnt, obwohl er seiner Zeit eine genaue Erklärung in einer vegetarischen Zeitschrift [1] abgab, warum er das tat. (Hierüber werden Sie noch Näheres im „Geistig-seelischen Heiler“ lesen.)

Wenn Bruno mitunter in seinem Sessel saß, wollte er hin und wieder rauchen. Er suchte seine Zigaretten, die irgendwo im Zimmer lagen. Jedes Mal aber kam die kleine Nicole, sie passte nämlich genau auf, wohin er sie legte, sagte aber nichts dazu. Dann nahm sie eine aus einer Packung heraus, lief auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen – sie war ja noch ein so kleines „Püppchen“ von drei Jahren –, zog mit ihren Fingerchen einfach Brunos Oberlippe ganz fest hoch, und steckte eines von diesen „Dingern“ hinein! Das machte sie auch ganz ungeniert vor Gästen, die sich jedes Mal köstlich über diesen kleinen „Aberwitz“ amüsierten. Schließlich, piepste sie noch: „Kaffee, Onkel Bruno?“ Und wenn er bejahte, schleppte das süße Kerlchen die für sie schwere Kaffeekanne herbei und die Tasse und schenkte ihm ein. Natürlich passierte es mehr als einmal, dass der Kaffee überschwappte. Aber mit der Zeit lernte sie, behutsam alles auszuführen. Sie hatte ja „ihren“ Onkel Bruno sooo ins Herz geschlossen, wie er sie auch!

Eines Tages stand Nicole im Garten. Plötzlich klingelte es am Tor. Die Hunde, ein Foxterrier und eine Schäferhündin, stürzten zur Tür. Nicole schien aber „Diana“ im Weg zu sein, und deshalb drückte sie ihren Kopf einfach zwischen die Beine des kleinen Mädchens. Nicole konnte natürlich gegen die Kräfte des anrennenden Hundes keinen Widerstand leisten – war sie doch nur ein „Dreikäsehoch“ – und wurde vom Hund hochgehoben, sodass sie auf seinem Rücken saß, einige Meter mit ritt, dann aber nach hinten abrutschte und heil wieder auf ihren Füßchen landete. Dennoch hatte ihr die große Hündin weh getan. Ganz entschlossen holte sie ihre „Bruno-Kugel“ aus ihrem Strümpfchen (wenn sie nämlich kein Täschchen an ihrem Kleid hatte, stopfte sie die Kugel an ihr Strümpfchen), beugte sich ein wenig herunter und hob die Kugel an ihren Körper. Sie stellte sich kurze Zeit ein, aber es dauerte ihr bald zu lange – das kleine „Naseweis'chen“ wollte doch unbedingt sehen, wer da am Tor geklingelt hatte – und hoppla, hoppla stob sie wie ein Wirbelwind davon. Vergessen war der unerwartete Schmerz – sie schaltete in wenigen Sekunden um. (Wie gut wäre es, wenn Erwachsene so schnell einen Schmerz loslassen und umschalten würden!) Bruno, der alles vom Fenster beobachtete, lachte so herzlich über dieses reizende Erlebnis, dass ihm richtig die Tränen herunterliefen. Es war aber auch zu drollig!

Wie fast jedes Kind, war Nicole mitunter manchmal ein richtiger Schelm, der andere gern neckte. Vor allem spielte sie mit Vorliebe den Hunden einen kleinen Streich. Mitten im Garten befand sich ein kleines Wasserbecken. Stand einer der Hunde dort und soff Wasser, so schlich sie mit ganz leisen Schritten an ihn heran, packte ihn am Schwanz und schubste ihn ins Wasser. Der Hund schwamm zum anderen Beckenrand, schüttelte sich und lief davon, Nicole lachend hinterher. Als dies öfters passierte, nahm Bruno Nicole zu sich und belehrte sie. Er sagte ihr, dass hinter den meisten Menschen ein kleines Teufelchen wäre, und ihm ständig ins Ohr flüsterte, etwas Böses zu tun. Das aber sei viel leichter, als immer gut zu handeln. Man dürfe jedoch auf das Teufelchen nicht hören, sonst mache man nur Schlechtes und es reibe sich dann die Hände und grinse. Das Jesuskind aber sei darüber ganz traurig.

Nicole hörte aufmerksam zu, und wirklich, sie besserte sich. Sie gab sich Mühe. Manchmal schmiegte sie sich an mich und gestand mir: „Siehst du, das Teufelchen hat mir wieder ins Ohr geflüstert: Nicole, du sollst den Franzel ins Wasser schubsen. Ich habe es aber nicht getan.“ Daraufhin lobte ich sie, und sie war sehr stolz.

Sie hatte aber noch eine andere Angewohnheit. Sie wollte immer barfuß laufen, zog deswegen die Schnürsenkel aus den Schuhen und warf die Schuhe in die Ecke. Einmal fand Bruno die Schuhe sogar in seinem Arbeitszimmer. Er rief Nicole und sagte, wenn er die Schuhe wiederum hier vorfinden würde, dann wollte er sie ins Feuer werfen.

Einige Tage später aber lagen die Schuhchen erneut in seinem Zimmer. Da rief er sie und sagte zu ihr: „Komm mit, jetzt werfe ich die Schuhe in den Ofen!“ Er erwartete dabei, dass Nicole ihm das wehren täte bzw. ihn gleich bitten würde, mache das doch nicht! Aber sie ging ruhig mit ihm, ohne einen Ton zu sagen. Er ging ganz langsam zum Ofen, weil er ihr noch Zeit lassen wollte, etwas zu sagen. Schließlich machte er die Ofentüre auf und schaute sie dabei an. Sie aber war noch immer in passiver Erwartung, bis sie endlich meinte: „Aha, dein kleines Teufelchen hat dir jetzt gesagt, tue nur die Schuhe von Nicole in den Ofen – und das arme Jesuskind weint, das Teufelchen grinst „hihi“ – und dabei ahmte sie mit ihren Fingerchen zwei kleine Hörner nach. Bruno bückte sich schnell und machte sich etwas am Ofen zu schaffen, um ihr nicht zu zeigen, wie er herzlich über sie lachte. Er schaute sie nur ganz ernst an und meinte mit erhobenem Zeigefinger: „Aber das nächste Mal kommen die Schuhe wirklich weg!“

Vor einigen Jahren besuchten wir eine Frau, die eine kleine Tochter von etwa vier Jahren hatte. Das Mädchen sah wie ein Engel aus. Lange blonde Haare reichten ihr bis an die Hüften, und wunderbar strahlende blaue Augen schauten aus einem edlen Gesichtchen. Aber das kleine Geschöpf war sehr schwer krank, die Glieder, ja der ganze Körper schien ohne Knochen zu sein. Der kleine Kopf wackelte daher nach allen Seiten. Außerdem war es taub und stumm, wenn auch die Augen dafür umso sprechender waren. Ich erstarrte fast vor soviel Unglück, und es war herzzerreißend, wie sehr die Mutter litt und Bruno um Hilfe bat.

Bruno legte mit großer Ruhe und spürbarer Güte seine Hände auf das Haupt der Frau „Beruhigen Sie sich!“, sagte er nur. Das Kind schaute Bruno ganz lange an, als ahne seine Seele, dass dieser Mensch es heilen könne. Bruno bedeutete der Mutter, dass sie sich setzen solle, er selbst nahm in einem Sessel Platz. Lange Zeit war es ganz still im Raum. Bruno hatte die Augen geschlossen und betete.

Dann bat er die Mutter, ihm das Kind in die Arme zu geben. Es hatte keine Angst vor ihm, sondern schaute vertrauensvoll zu ihm auf, und schließlich lächelte es. Die Mutter schrie leise auf und fing an, zu weinen. „Es ist das erste Mal, dass mein Kind lacht!“, sagte sie. Bruno beachtete sie nicht, er sprach leise zu dem Mädchen und erzählte ihm vom Jesuskind. Die Kleine verzog mit einem Mal plötzlich das Gesichtchen, als ob sie weinen wollte. Daraufhin sagte Bruno zu der Mutter: „Das Kind hört jetzt, vermeiden Sie aber Lärm und laute Gespräche, es muss sich erst an die Geräusche gewöhnen.“

Dann nahm er eine Kugel aus seiner Tasche und reichte sie ihm. Es war erschütternd, mitanzusehen, wie das kleine Mädchen seine dünnen, vorher kraftlos gewesenen Ärmchen ausstreckte, ungeschickt seine Hand öffnete und die Kugel nahm. Bruno strich ihr zart über das goldgelockte Haar. Dann stellte er das Kind auf den Boden und schob einen Fuß vor den anderen. „Nun ist es genug für heute“, sagte Bruno. „Jeden Tag üben und alles wird gut, ich bin dabei!“

Die Frau war vor Erschütterung und Glück und Freude auf den Boden gefallen. Dort kniete sie und hob die Hände zu Bruno auf. Sie brachte nur „danke, danke“ heraus, denn ihr Körper wurde von einem Schluchzen geschüttelt. Bruno blickte sie ruhig an, legte seine Hand nochmals auf ihren Kopf und sagte zu ihr: „Danken Sie Gott, und behalten Sie Ihren Glauben! Gott schützt Sie und das Kind! Alles Gute!“ Mit diesen Worten eilte er aus dem Haus und fuhr davon. Es war einige Jahre später, als wir erfuhren, dass das Kind munter, gesund und glücklich in die Schule geht …(Auch dieser Bericht ist als Zeugnis im Archiv mit allen Unterlagen vorhanden.)

19.. waren wir in Frankreich. Eines Tages hörten wir außerhalb eines kleinen Dorfes das durchdringende Geheul eines Hundes, das von lautem Knabengejohle begleitet war. Wir beeilten uns, Näheres auszukundschaften, denn wir ahnten nichts Gutes. Auf einer Wiese entdeckten wir zwei halbwüchsige Jungen, die auf einen kleinen mageren Hund erbärmlich mit einem Stock einschlugen. Der Hund probierte verzweifelt, seinen Peinigern zu entkommen, doch diese hielten ihn ganz fest. Ich wollte schnell hinspringen, um das arme Tier zu befreien und den beiden Buben eine kräftige Ohrfeige zu verabreichen. Aber Bruno hielt mich fest und machte mir ein Zeichen. Er blieb stehen, sein Blick verriet mir, dass er sich konzentrierte und etwas Besonderes im Sinn hatte. Ich wagte nicht, mich zu rühren, denn ich wusste, nun wird irgendetwas geschehen. Die Knaben hatten uns noch nicht gesehen, als plötzlich derjenige, der den Hund prügelte, einen Schrei ausstieß und sich den rechten Arm festhielt. Dabei ließ er den Stock fallen, setzte sich ins Gras und fing an zu weinen. Der andere Knabe erschrak dadurch so, dass er den Hund losließ, sodass dieser entkommen konnte. Bruno beauftragte mich, da er nicht französisch sprach, zu den beiden hinzugehen und mit ihnen zu sprechen. Sie waren sehr erstaunt, als sich zwei fremde Menschen zu ihnen setzten. Immer noch rieb sich der eine den Arm und weinte bitterlich. Ich fragte ihn, was denn mit ihm los wäre. Er antwortete, dass er plötzlich einen solch stechenden Schmerz in seinem Unterarm gespürt hätte, und das täte ihm immer noch bis in die Fingerspitzen so weh. – Ob er denn nicht gehört hätte, wie der kleine Hund vor Schmerz geschrien habe, fragte ich ihn weiter, oder ob er der Ansicht sei, ein Tier spüre nichts? Jeder Mensch und jedes lebende Wesen leide doch, wenn man es schlage. – Der Knabe nickte weinend mit dem Kopf und begann sich zu schämen. Er blickte ganz scheu unentwegt auf Bruno, der – wie in Gedanken versunken mit Gräsern spielte. Plötzlich sagte der Junge von selbst, er würde das nie wieder tun, er möchte den Hund sogar suchen und dann zu sich nehmen und ihn pflegen. Bruno verstand wie gesagt, kein französisch, doch er fühlte genau, was in dem Jungen vorgegangen war. Er hob deshalb den Kopf und schaute ihn durchdringend, aber gütig an und streckte ihm seine Hand entgegen. Der Junge lächelte, und plötzlich strahlte sein Blick, denn sein Schmerz war weg, wie weggeblasen. Er bewegte den Arm, zuerst ungläubig, dann lachte er und sprang vor Freude in die Höhe. Wir verabschiedeten uns, und die Knaben winkten uns noch lange nach …

Zum Schluss möchte ich Ihnen einen Auszug aus einem Pressebericht bringen, der ausnahmsweise nicht ungünstig war. Hören Sie, was die Zeitung „Echo der Heimat“ darüber geschrieben hatte. Dieser Bericht entstand durch ein Interview eines Zeitungsreporters mit einem Mann, der bei Bruno Gröning gewesen war.

„... Dass Bruno Gröning von den Zigeunerstämmen, die in Westdeutschland ihre Lager aufgeschlagen haben, verehrt, gestützt und geschützt wird, ist bekannt. Weniger bekannt dürfte sein, wie es zu dieser Verbindung gekommen ist.

Auf seinen vielen „Wanderungen“ kam einst Bruno Gröning zu mehreren Zigeunerfamilien, die ihr Lager am Rande eines Dorfes aufgeschlagen hatten. Müde blieb er stehen und kam mit einigen Frauen ins Gespräch, die ihn in das Lager führten und bewirteten. Von der kleinen Wagenstiege, auf der Gröning saß, blickte er auf den Platz, der innerhalb der Wagenburg lag, mit den nur noch schwach rauchenden Resten eines Lagerfeuers in der Mitte. Um diese erkaltende Feuerstelle spielten die braunen, schwarzäugigen Kinder. – Ein Schrei ertönte von einem der Wagen her, und geschwind stob die kleine Schar wie ein Taubenschwarm, der von der Futterstelle verscheucht wird, davon. Bis auf zwei Knaben, die auf dem Boden hocken blieben und den Enteilenden sehnsüchtig nachblickten. Sie waren beide von Geburt her lahm an den Beinen – Zwillinge, die einander glichen wie ein Ei dem anderen.

Ein altes Zigeunerweib, das aus der Hand und aus den Sternen las, erzählte dem Fremdling – Gröning – vom gemeinsamen Schicksal der zwei Kinder, von denen eines eben, auf seine Hände gestützt, einer Kugel, die ihnen davon gerollt war, mühselig nachkroch. „Es steht in ihren Händen“, sagte sie. Gröning, der sinnend den Kopf in die Hände geborgen gehalten hatte, stand langsam auf und rollte mit einem Fuß die Kugel den Knaben zu, die so auf ihn aufmerksam wurden.

„Ein Mann wird kommen aus der Fremde“, fuhr das alte Zigeunerweib fort, „und der wird sie heilen. Ich fühle, dass die Zeit nahe ist. Nun stehen die Sterne so, wie sie stehen sollen“, und sie sah Gröning mit einem seltsamen, langen Blick in die Augen. Tief und forschend. Der trat langsam an die Knaben heran, die zu ihm aufsahen. Sie hatten keine Scheu vor ihm, denn er hatte ihnen die Kugel wieder zugespielt, die ihnen weggerollt war. Es lag etwas Dankbares, Vertrautes in dem Kinderblick.

Gröning schwieg. – Mit lautem Geschnatter watschelten plötzlich aus dem Schatten eines Wagens mehrere Gänse einer Pfütze zu. Sie trugen die Hälse vorgestreckt und beeilten sich sehr.

„Lauft ihnen doch nach!“, rief Gröning den Knaben zu. „Lauft!“

„Was soll ich Ihnen mehr sagen“, beendete der Erzähler seinen Bericht, „die Knaben standen auf und tapsten, mit beiden Armen balancierend, denn sie mussten sich so im Gleichgewicht halten, den Gänsen nach. Einige Tage später gingen sie wie normale Kinder. – Und seither steht Gröning unter dem besonderen Schutz der Zigeuner.“

Der Reporter sagte abschließend:

„Das alles vermag der Glaube an das Wunder, das im Göttlichen des Menschen liegt. Und nur ein Wunsch bleibt offen:

MÖGE ES DOCH AUCH EINEN SO GROSSEN GLAUBEN AN JENE GEBEN, DIE WILLENS SIND, DER MENSCHHEIT DEN FRIEDEN ZU BRINGEN, DIE HEILUNG DES GEISTES!“

 

Quelle:
Josette Gröning (Hrsg.): Der geistig-seelische Heiler (Denkendorf bei Plochingen/Neckar 1960) Nr. 5, S. 79-84


[1] Gemeint ist der Leserbrief „Nochmals: Für und wider Bruno Gröning“ von Anny Freiin Ebner von Eschenbach, der am 5.10.1953 in Ausgabe 10 der Zeitschrift „Vegetarisches Universum“ abgedruckt wurde. Bruno Gröning erteilte der Autorin ausdrücklich seine Zustimmung zur Verwendung persönlicher Zitate. Der ganze Text findet sich hier.

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