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Rückblick meiner Heiltätigkeit und Beleuchtung meiner näheren Umgebung von Herford im März 1949 bis Mittenwald

Bruno Gröning, 10.6.1950
Abschrift (PDF)


Hinweis
Die Schreibweise wurde an die Richtlinien der aktuellen Rechtschreibung angepasst. Dass dieser Text inmitten einer Schilderung unerwartet endet, spricht dafür, dass es sich um ein Fragment handelt, das von Bruno Gröning nicht fertig gestellt wurde.


Als ich im März 1949 im Hause Hülsmann auftauchte, hatte ich nie die Absicht gehabt, dort sesshaft zu werden. Herr Hülsmann bat mich dringend, dort zu bleiben, als ich sagte, ich wollte zu anderen Kranken weiterfahren. Herr Hülsmann erklärte, in Herford seien so viele kranke Menschen, denen ich helfen könnte und er stelle mir gerne ein Wohn- und Schlafzimmer zur Verfügung und für die Heilung der Kranken seine ganze Wohnung. Aufgrund dieses Angebotes hielt ich es für richtig, dort zu bleiben, die Eheleute Hülsmann führten mir einzelne Kranke zur Heilung zu, und ich überzeugte sie durch die vorgenommenen Heilungen immer mehr.

Der Öffentlichkeit konnten diese Heilerfolge nicht verheimlicht bleiben, die Geheilten erzählten von ihrer Wiedergesundung, und so erklärt sich der Zustrom der Heilungssuchenden von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde. Zuerst waren es nur Herforder und nach und nach Heilungssuchende aus anderen Städten und zuletzt auch viele Ausländer. Die Behandlung im Hause selbst reichte nicht mehr aus, und so gab es Menschenansammlungen vorerst im Garten des dort befindlichen Grundstückes und später auch an der Straßenfront.

Naturgemäß entwickelte sich auch ein mit der Zeit ungeheurer Postzustrom vonseiten der Presse, der Ärzte und vor allem der Kranken, den ich selbstverständlich nicht mehr alleine bewältigen konnte. Die Eheleute Hülsmann wie auch der dazugekommene Herr Egon Arthur Schmidt erklärten sich bereit, hier Ordnung zu schaffen, d. h. mir Nebenarbeiten wie Posterledigung, Einteilung der Kranken usw. abzunehmen. Es war geplant, einen sogenannten „Ring“ um mich zu bilden.

Da Herr Hülsmann mein Gastgeber war und mir so großzügig seine ganze Wohnung zur Verfügung stellte, hielt ich es für richtig, ihn zu meinem Vertrauten zu machen, und ich beauftragte ihn, den Aufbau des Ringes zu fördern und zu überwachen und die erforderlichen Vorarbeiten zu leisten. Ich gab Herrn Hülsmann eine entsprechende Vollmacht und ordnete im Beisein von Herrn und Frau Hülsmann und Herrn Schmidt Folgendes an:

Es sollte ein Weg gefunden werden, die eingehende Post zu erledigen, insbesondere sollten die den Briefen oftmals beigelegten Geldsendungen von Heilungssuchenden registriert werden. Briefe sollten nie von einer Einzelperson geöffnet werden, sondern zum Zwecke der Abzeichnung in Gegenwart eines Zeugen. Die Zeugenschaft sollte auch zur Entkräftigung des Verdachtsmomentes bei Briefen dienen, in welchen Geldbeträge angezeigt, aber nicht eingelegt waren. Ich fürchtete hier Schwindler, die später nicht beigelegene Geldbeträge zurückfordern könnten.

Die ordnungsgemäß eingegangenen Gelder sollten verwendet werden für:

Geschäftsunkosten,
Heilungssuchende, die sich eine Fahrt zu mir nicht leisten konnten und hier unterstützt werden sollten.

Aus dem verbleibenden Überschuss sollte ein Sozialwerk entstehen, wie ich es mit dem Superintendenten Pfarrer Kunst aus Herford durchgesprochen hatte.

Es sollten nach und nach Heilstätten errichtet werden, in welche die Kranken ohne Entgelt zu mir kommen sollten, um gründlich behandelt zu werden. Besonders Armen sollte überdies eine ein- oder mehrmalige Unterstützung zuteilwerden.

Falls sich noch Überschüsse ergeben hätten, sollten dieselben für den Aufbau der durch den Krieg zerstörten Kirchen, gleich welcher Konfession, verwendet werden, und als Weiteres, soweit möglich, plante ich den Bau von Siedlungshäusern, um den Ärmsten, die durch den letzten Krieg neben der Heimat auch ihr Hab und Gut verloren hatten, wieder zu einem Heim zu verhelfen.

Genau so habe ich Anweisung gegeben, was mit den eingehenden Paketen und Päckchen geschehen sollte. Auch diese durften weisungsgemäß nur in Zeugengegenwart geöffnet werden. Falls den Päckchen Bittbriefe um Heilung beilagen, sollten die Päckchen zurückgesandt werden mit dem Hinweis, dass der Absender durch die Gabe keine bevorzugte Heilung erwirken könne. Reine Liebesgabenpakete sollten wie folgt verwendet werden:

Als Unterstützung für die Mitarbeiter, die sich freiwillig ohne Entgelt zur Verfügung stellten,
für notleidende arme Kranke.

Von diesem Zeitpunkt ab habe ich weder ein Paket gesehen, noch erhielt ich überhaupt Aufklärung, was an Päckchen einging. Ich bekam lediglich Mitteilung, wie das erste Paket zurückgeleitet wurde, und als ich die Erledigung für gut befand und bat, weiterhin bei dieser Methode zu bleiben, sah und hörte ich nichts mehr von der Paketerledigung.

Da ich häufig Reisen nach Norddeutschland machen musste, beauftragte ich die Eheleute Hülsmann, Herrn Schmidt und auch Herrn Pfarrer Kunst, mir das geplante Werk (Ring der Freunde Bruno Grönings) zu schaffen, die eventuelle Gründung eines Vereines vorzubereiten. Im Einverständnis mit Herrn Pfarrer Kunst sollten die eingehenden Gelder von diesem verwaltet werden. Wie das spätere Tun und Wirken des Herrn Schmidt bewies, war dieser damit nicht einverstanden und arbeitete und verwaltete nach eigener Initiative.

Herr Hülsmann, der viel mit mir auf Reisen war, wusste das wohl, hatte aber nicht mehr die Courage, sich gegenüber Herrn Schmidt durchzusetzen. Hülsmann hat des Öfteren von mir die Worte gehört: „Bei der Gründung des Vereins will ich anwesend sein, Sie sind mir für das Tun und Wirken des Herrn Schmidt voll und ganz verantwortlich.“ Schmidt hat jedenfalls die größte Raffinesse angewandt, sein eigentliches Wirken auch Herrn Hülsmann gegenüber zu verschleiern und die Dinge so zu verdrehen, das Hülsmann sich immer wieder von der angeblichen Ehrlichkeit Schmidts überzeugen ließ.

Ich selbst habe Herrn Schmidt die strikte Anweisung gegeben, nichts ohne mein Wissen und meinen Willen zu tun. Auch habe ich mir vorbehalten, Aufklärungsschriften, Aufbauarbeiten, Kartotheken usw. zu begutachten und für meine eigene Sicherheit abzuzeichnen. Herr Schmidt war mit all meinen Vorschlägen einverstanden, es kam aber anders, er arbeitete selbstständig mit einem Herrn Professor Berndt, der mir vor einer meiner Reisen kurz vorgestellt wurde, zusammen.

Herr Schmidt stellte mir Herrn Professor Berndt als 100%ig zu meiner Heilmethode stehend vor. Berndt selbst hatte die Absicht, einen Verein [1] zu gründen, der die Menschheit aufklären sollte, wie schädlich Tabletten, Giftfarben usw. für den Organismus sind. Ich selbst sollte bei Werbeversammlungen dieses Vereins ab und zu persönlich erscheinen und darüber sprechen, dass der Verein mit meiner Heilmethode in Einklang steht.

Obwohl Herr Berndt sehr drängte, meine Zusage zu meinem regelmäßigen Erscheinen zu erhalten, konnte ich diese nur insoweit geben, als ich erklärte, ich würde nur, falls Versammlungen in meiner jeweiligen Wohnnähe seien, gelegentlich dort erscheinen, um den Anwesenden guten Tag zu wünschen. Ich komme nochmals auf Professor Berndt zurück.

Schmidt wie Herr und Frau Hülsmann führten des Öfteren Besprechungen darüber, wer als Vorstandsmitglieder in den von Prof. Berndt zu gründenden Verein aufgenommen werden sollte. Ich selbst habe nie meine Aufnahme zu diesem Verein beantragt, habe dieselbe im Gegenteil immer abgelehnt. Schmidt soll nach Angaben der Polizei, wie mir später bekannt wurde, Dienststellen in verschiedenen Städten Deutschlands errichtet haben, um dort Mitglieder zu werben. Laut polizeilicher Mitteilung soll Schmidt große Geldbeträge, die er aufgrund der Werbung mit meinem Namen erhalten hatte, nach eigenem Gutdünken verwendet haben. Ob und inwieweit dies den Tatsachen entspricht, ist bereits dem Bielefelder Amtsgericht bekannt. Ich selbst kann hierüber keine Auskunft geben, da ich es den behördlichen Dienststellen überlassen habe, diese Dinge zu klären. Außerdem war Herr Rechtsanwalt Dr. Viering aus Bielefeld beauftragt und auch sehr daran interessiert, diese Machinationen zu prüfen. Dr. Viering gab mir im Februar 1950 einzelne Informationen bekannt.

Ich selbst habe von den bisher vereinnahmten Geldern keinen Pfennig erhalten. Mein größtes Bestreben war und ist es heute noch, eine Heilstätte zu haben, um meiner Tätigkeit in geordneten Verhältnissen nachgehen zu können.

Dass ich den Ärzten gut gesonnen war und heute noch bin, beweist, dass ich mich den Ärzten in Heidelberg unter Leitung von Herrn Prof. Weizsäcker, Herrn Prof. Fischer sowie Herrn Dr. Wüst zur Verfügung gestellt habe mit dem ehrlichen Bestreben, ihnen meine Heilmethode vorzuführen und zu beweisen, dass ich ohne Ausschaltung der Ärzteschaft den Menschen helfen möchte. [2]

Einschaltung!

In Heidelberg war Herr und Frau Hülsmann (letztere als „Grönium“ [3] , die Bedeutung des Wortes gebe ich noch bekannt) in meiner Begleitung. Hülsmann sollte mit Schmidt in Herford in Verbindung bleiben und mich über Fortschritte am aufzubauenden Werk informieren. Hülsmann hatte Verbindung mit München aufgenommen und zwar, wie mir später bekannt wurde, mit dem Journalisten Slawik der Münchner Abendzeitung.

Slawik hatte Hülsmann ein Heilstätten-Angebot gemacht. Wie sich später herausstellte, sollte es der Traberhof in Rosenheim sein. Ich selbst wurde hier von dem Eigentümer, Herrn Harwart, empfangen, der mich bat, sein Gast zu sein. Herr Harwart stellte mir die vollmöblierte Wohnung zur Verfügung, sodass ich mich in diesem Hause frei bewegen konnte; auch für meine Begleitung stellte er mir Räume zur Verfügung. Essen, Trinken und Unterkunft wurde mir mit meiner Begleitung kostenlos geboten.

Die ersten Tage war hier eine himmlische Ruhe. Nach und nach tauchten Journalisten, Ärzte und Kranke auf, Kranke in immer größerer Zahl, sodass mit der Zeit nicht nur das Innere des Hauses überfüllt war, sondern auch das Vorgelände des Grundstückes täglich belagert wurde.

Ich lud daraufhin die in- und ausländische Presse zu einer Konferenz [4]  ein und bat sie dringend, von der Herausgabe von Sensationsartikeln Abstand zu nehmen, da die Zustände in dieser Form unhaltbar seien und ich Zeit bräuchte, Heilstätten einzurichten, um die Kranken in geordneten Verhältnissen heilen zu können. Die Presse achtete jedoch meine Wünsche und Bitten nicht, es lag ihr im Gegenteil nur daran, durch groß angelegte Sensationsartikel Geld zu verdienen. Die zweiten Geldverdiener waren Menschen, die durch irgendwelche Vermittlung sich Zutritt zu mir verschafft hatten und von Heilungssuchenden Geldbeträge forderten, um die Kranken bevorzugt zu mir zu bringen.

Wieder andere erwarben sich Gelder, indem sie sich meinen wenigen Mitarbeitern als Hilfe anboten. Ein gewisser Herr Kamtschek bot sich als Türschließer an, er sagte meinen damaligen Mitarbeitern, Herrn Kuhlmann und Fräulein Wolfrum zu, niemanden ins Haus zu lassen, der dazu nicht berechtigt sei. Fräulein Wolfrum war Heilungssuchende und bot sich zum Dank für die Heilung als ehrenamtliche Mitarbeiterin an (Sommer 49). Kuhlmann, den ich aus Dillenburg kannte, traf ich wieder in Herford, ich nahm sein Anerbieten, mich zu unterstützen, an und behielt ihn in meiner Begleitung.

Der Türschließer Kamtschek soll, wie mir später bekannt wurde, nur Heilungssuchende zu mir gelassen haben, die ihm für den Zutritt Geldbeträge boten. Zu Anfang war dies niemandem aufgefallen. Später in Wiessee, wo er dasselbe Gewerbe ausüben wollte, wurde mir bekannt, dass er sich von einem Patienten DM 1.200,- für den Einlass geben ließ. Ich verlangte daraufhin, Kamtschek in polizeilichen Gewahrsam zu nehmen, Kamtschek aber verschwand spurlos.

Frau Hülsmann las mir auch eines Tages den Brief eines Heilungssuchenden vor, nach dessen Inhalt sich Kamtschek Dritten gegenüber als mein Freund ausgegeben hatte, der alle seine Anordnungen befolge. Dem Brief war zu entnehmen, dass der Heilungssuchende Kamtschek einen größeren Geldbetrag gegeben habe. Ich solle aber trotz Kamtscheks Machinationen den Kranken nicht fallen lassen. Dieser Brief muss in Händen von Frau Hülsmann sein.

Eine weitere Geschäftemacherei bestand darin, dass Leute behaupteten, durch gute Bekanntschaft zu meinen Mitarbeitern eine bevorzugte Behandlung herbeiführen zu können. Den Heilungssuchenden soll hierfür Geld abgenommen worden sein. Herr Hülsmann sprach mir einmal davon, und ich setzte mich daraufhin sofort mit der Kriminalpolizei München (Krim.-Oberinspektor Martin) in Verbindung. Was ich von Herrn Hülsmann über diese Art Geschäftemacherei erfuhr, gab ich sofort zu Protokoll der Polizei. Dies war im Spätherbst 1949.

Ich selbst habe immer wieder zu verstehen gegeben, dass ich alle Arten der Geschäftemacherei ablehne, keine Propaganda wünsche, mir keine Reichtümer verschaffen möchte, sondern, wie schon wiederholt erwähnt, in geordneten Verhältnissen wirken wolle.

Eines Tages tauchte der eingangs erwähnte Herr Prof. Berndt auf und bat mich um meine Anwesenheit anlässlich einer von ihm einberufenen Versammlung seines Vereines. Ich sagte zu, und als er mich am Schluss der Versammlung bat, ein paar Worte zu den Anwesenden zu sprechen, kam ich seinem Wunsche nach, umso lieber, als ich gesehen hatte, dass sehr viele Kranke unter den Anwesenden waren [5]. Als mich aber daraufhin Herr Prof. Berndt bat, am selben Tage noch eine andere Versammlung und am nächsten Tag sogar zwei unter freiem Himmel zu besuchen, lehnte ich dies entschieden ab. Prof. Berndt beschwor mich inständig, ihn doch nicht im Stich zu lassen. Als ich jedoch erfahren musste, dass Berndt Eintrittsgelder von
DM 3,- – 10,- für den Einlass forderte, blieb ich erst recht bei meiner Ablehnung und suchte noch am selben Tag meinen damaligen Anwalt Dr. Rödel auf, um offiziell meine Ablehnung zum Verhalten Berndts klarzulegen.

Ferner beauftragte ich Herrn Sitek, die Kampfansage gegen Sensations- und Geschäftemacherei über Presse und Rundfunk gehen zu lassen. Von da ab gab es so nach und nach eine Wende pro und kontra. Sitek stellte sich bei mir als Journalist des Innenministeriums vor, von dem er den Auftrag haben wollte, über meine Tätigkeit genauen Bericht zu erstatten. Ich legte Sitek nichts in den Weg, sondern betonte ausdrücklich, dass ich nichts zu verheimlichen habe. So gesellte sich Sitek immer mehr an meine Seite. Er fühlte sich in meiner Nähe scheinbar sehr wohl und sicherte mir zu, dass er alles schriftlich festhalten werde, um gegen unwahre Presseangaben einzuschreiten.

Er wollte auch alle Unwahr- und Unklarheiten aufdecken, um der Regierung berichten zu können. Sicherheitshalber bat ich Herrn Hülsmann, über Sitek Erkundigungen bei der Regierung einzuziehen, wurde aber von Hülsmann von Tag zu Tag bezüglich einer solchen Aufklärung hingehalten. Ich vermute, Hülsmann ließ sich damals von Sitek den Kopf verdrehen durch Siteks großspurige Angaben, mir mithilfe einzelner Minister und einiger Amerikaner zum Ziele zu verhelfen. Aus all dem wurde aber nichts. Von Siteks Tätigkeiten konnte ich lediglich als bleibende Erinnerung feststellen, dass er sich durch Frau Hülsmann meine persönlichen Negative (104 Stück) geben ließ, Fotoaufnahmen machte, die er mir aufbewahren wollte, er aber selbstverständlich unter eigenen Gewahrsam nahm. Wichtiges Adressenmaterial ging in Siteks Hände, Heilungsberichte, Schriftenmaterial über meine Gegner, die ich der Polizei überantworten wollte. Ich bin überzeugt, das Sitek Dank- und Heilungsberichte für sich behielt, damit ich nie einen Nachweis über die Art und Zahl meiner Heilungen erbringen könnte. Sitek wollte sich wohl nur ohne Gegenleistung möglichst rasch und möglichst viel Geld durch mich verdienen.

Ich konnte mich jedoch seinerzeit in Anbetracht meiner Überbeanspruchung in der Heiltätigkeit nicht um diese Dinge kümmern und meinen wenigen anständigen Mitarbeitern wie Hülsmanns, Frl. Wolfrum und Herrn Kuhlmann ging es ebenso. Obwohl ich betonen möchte, dass ich sofort, als ich nach München kam, dem damaligen Polizeipräsidenten, Herrn Pitzer, und einigen anderen Herren, z. B. Herrn Vizepolizeipräsidenten Weitzmann und Herrn Harwart im Beisein von Herrn Hülsmann und Herrn Dr. Trampler meine Bitte aussprach, sich dafür einzusetzen, dass mir gute, ehrliche Mitarbeiter zur Verfügung gestellt werden. Leider blieben meine Vorstellungen ohne Widerhall. Ich wurde vielmehr von Geschäftemachern überstürmt, verwies diese an Hülsmann, aber auch dieser konnte dem Ansturm, wie er mir selbst gegenüber zugab, nicht mehr Herr werden.

Dem Traberhofrummel konnte ich nicht Einhalt gebieten. Ich bat daher Herrn Hülsmann dringend, den diversen Heilstätten-Angeboten nachzugehen, um günstige Angebote prüfen zu können.

So wurde ich eines Tages auf Empfehlung des Filmproduzenten Engler zum Schloss Elmau gefahren. Engler wollte hier die besten Beziehungen und Angebote haben. Ich konnte aber nur feststellen, dass auch an der Aussage Englers nichts Positives war.

Ich hörte, dass laufend Leute kamen, die angeblich besonders günstige Angebote gemacht hätten oder in Vorschlag bringen wollten. Geredet wurde viel, geschafft gar nichts. Beweis, dass ich von keinem günstigen Angebot einer Heilstätte Näheres erfahren habe. Ich hörte nur immer die Worte: „Es wird schon werden, es liegt sehr günstig, die Angebote sind groß, und da und dort stehen wir oder ich, vom Einzelnen aus gesehen, in Verhandlungen.“ Übrig blieb nur eine Heilstätte, und das war Mittenwald. Über Mittenwald werde ich noch berichten.

Einladungen vorwiegend privater Natur erfolgten am laufenden Band. Es handelte sich meist um Hotels, Gaststätten oder Pensionen (Schwärzenbach, Wiessee, Inhaberin Frau Beil) und manche andere. In keinem der aufgesuchten Plätze blieb es aus, dass dort sofort Heilungssuchende in großer Zahl auftauchten. Soweit mir bekannt, wurde in jener Zeit von den Gastgebern kein Geld für Unterkunft und Verpflegung gefordert. Hülsmann lag mir nur dauernd in den Ohren, dass er sich den Kopf zerbrechen müsse, wie wir die Fahrten zu den Schwerkranken finanzieren könnten. Ich erfuhr dann wieder, dass man uns den Sprit bzw. anfänglich auch einen Wagen gerne und unentgeltlich zur Verfügung gestellt habe.

Die Heilstätten-Errichtung scheiterte letzten Endes immer an der finanziellen Seite. Die Anbietenden erwarteten sich durch mein Wirken ein volles Haus und für sich selbst natürlich volle Kassen. An mich und mein Wirken haben sie wohl zuallerletzt gedacht und auch nicht an die vielen Kranken, die ohne Finanzen zu mir in großer Not kamen und sich die letzte Hilfe von mir versprachen, eben dass sie wieder ihre Gesundheit erlangen.

Der Traberhofrummel (wie ich ihn nannte) nahm nicht mehr tragbare Formen an. Besonders Tüchtige erwarben sich ihren Lebensunterhalt, indem sie „Aufnahmen von Gröning“ an die Wartenden verkauften, Wartestühle für die Übermüdeten anboten und Speisen und Getränke an den Mann zu bringen versuchten. Die Wirtin der Traberhofgaststätte, Frau Hagen, machte meines Erachtens ihre besten Geschäfte während jener Zeit.

Mir wurde nicht einmal eine Mitteilung des Roten Kreuzes zugestellt, dass dasselbe Zelte dort errichtet habe, um die Schwerkranken zu pflegen, bis sie zu mir Zutritt hatten bzw. bis ich wieder einmal dort anwesend war. Erst als ich einmal fragte, was die Zelte auf dem Gelände zu bedeuten hätten, erfuhr ich von der Anwesenheit der Pfleger des Roten Kreuzes und nahm mich daraufhin auch sofort dieser Schwerstkranken an.
 


Quelle:
Archiv Bruno Gröning Stiftung

[1] Gemeint ist die Studiengesellschaft Pharmadyn e. V., Halle.

[2] Über diese Untersuchungen unter ärztlicher Leitung, die am 27.7.1949 in der Heidelberger Ludolf-Krehl-Klinik begannen, berichtet Bruno Gröning ausführlich im Text „Zu ,Heidelberger Klausur 1949?“.

[3] In den Anfangsjahren seines Wirkens bediente sich Bruno Gröning zeitweise Dritter, auf die er unter Zeugen das Krankheitsbild Heilungssuchender übertrug. Eine solche Hilfsperson bezeichnete er als „Grönium“.

[4] Eine Abschrift dieser Pressekonferenz finden Sie hier.

[5] Gemeint ist ein Vortrag am 11.9.1949 im Deutschen Museum, München.

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